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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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es etwas Falsches gegessen? Hat es sich wehgetan? Armes kleines Hündchen.«
     Sie betrachtete Quentin. Bek starrte sie lediglich verdutzt an. Vage erinnerte er sich an ein Hündchen aus seiner frühesten Kindheit, an einen schwarzen Mischling, der ständig im Haus herumgetrottet war und in der Sonne geschlafen hatte. Sonst konnte er sich an nichts erinnern, nicht einmal an seinen Namen.
     »Kein Wunder, wenn du da weinst.« Sie strich Bek sanft über die Haare. »Dein Hündchen ist krank, und du kannst es nicht heilen. Es ist alles gut, Bek. Grianne hilft dir. Wir nehmen meine Wundermedizin und machen den Schmerz weg.«
     Sie ließ ihn los, trat zum Kopfende des Bettes und sah auf Quentin hinab. »So viel Schmerz«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, ob ich dich wieder ganz machen kann. Manchmal hilft auch die Wundermedizin nicht. Dann hilft gar nichts mehr.«
     Ein Schauder durchfuhr Bek, als ihm klar wurde, dass er sich vielleicht in ihr getäuscht hatte. Vielleicht war sie gar nicht seine Schwester, sondern die Ilse-Hexe. Wenn sie wie die Hexe dachte und nicht wie Grianne, wenn sie nicht als seine Schwester zurückgekehrt war, würde sie mit Quentin das machen, was sie schon so oft getan hatte, um ihre Probleme zu lösen. Sie würde ihn töten.
     »Nein, Grianne!«, rief er und griff nach ihr.
     »Oh, oh, oh«, warnte sie und packte seine Handgelenke. Sie war wesentlich stärker, als er erwartet hatte, und er konnte sich nicht befreien. »Stör Grianne nicht, wenn sie helfen will.«
     Schon setzte sie ihre Magie ein. Bek spürte sie am eigenen Leibe, da sie ihn in samtene Ketten legte und festhielt. Binnen Sekunden war er gelähmt. Sie schob ihn ein Stück zurück und trat erneut ans Bett.
     »Armes Hündchen«, wiederholte sie und strich dem Hochländer über das Gesicht. »Du bist so krank und hast solche Schmerzen. Was ist dir zugestoßen? Innerlich bist du ganz zerbrochen. Hat dich etwas verletzt?«
     Bek stand völlig neben sich. Er konnte sich weder bewegen noch sprechen. Hilflos schaute er zu, unfähig einzugreifen. Voller Entsetzen ahnte er, was geschehen würde.
     Erneut sprach sie mit ihm, nur diesmal klang ihre Stimme plötzlich älter und reifer. »Ach, Bek, ich habe dich so im Stich gelassen. Ich bin fortgegangen und nicht wieder zurückgekehrt. Das hätte ich tun sollen, und doch habe ich es nicht getan. Es war falsch von mir, Bek.«
     Sie weinte. Seine Schwester weinte. Das war erstaunlich und eigentlich ein gutes Zeichen, und Bek hätte sich vielleicht sogar darüber gefreut, wenn er nicht solche Angst gehabt hätte, dass es nicht seine Schwester wäre, die da sprach. Er bemühte sich, etwas zu sagen, um sie aufzuhalten, doch er brachte kein einziges Wort heraus.
     »Kleines Hündchen«, flüsterte sie traurig und legte die Hände über Quentins Gesicht. »Ich werde alles wieder gutmachen.«
     Dann beugte sie sich über ihn, küsste ihn sanft auf die Lippen und sog seinen Atem in ihre Lungen.
     
    Rue Meridian schlief in einer provisorischen Hängematte aus Segeltuch, die sie zwischen dem Fockmast und der Reling aufgespannt hatte, und träumte von Kormoranen und Papageientauchern, als sie Beks Hand auf ihrer Schulter spürte und erwachte. Sie sah seine Miene und fragte sofort: »Was ist los?«
     Sein Gesicht war schwierig zu deuten. Es drückte Sorge und Verwunderung aus, beides gleichzeitig; und auch zeigte es Unsicherheit, die sich mit Staunen mischte. Irgendwie wirkte er seltsam verwirrt, als wäre er rein zufällig bei ihr gelandet. Ihr erster Gedanke war, dass sein Kommen eine verspätete Reaktion auf das war, was sie ihm vor einigen Stunden gesagt hatte. Sie setzte sich rasch auf, schwang die Beine über die Kante der Hängematte und stand auf. »Bek, was ist passiert?«
     »Grianne ist aufgewacht. Ich weiß nicht, wieso. Vielleicht wegen der Magie. Ich habe versucht, Quentin mit dem Wunschlied zu helfen, ihn zu heilen, so wie es einst Brin Ohmsford mit Rone Leah tat. Oder vielleicht lag es daran, dass ich geweint habe. Ich war so niedergeschlagen und erschöpft, da konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.«
     Er blies scharf in die Luft. »Sie hat mit mir gesprochen. Sie rief meinen Namen. Aber sie war nicht sie selbst, nicht die Erwachsene, sondern ein Kind, das mit Kindesstimme sprach und mich ›armer kleiner Junge‹ und ›kleiner Bek‹ nannte. Sie sagte mir, ich solle nicht weinen.«
     »Augenblick mal, ganz langsam, bitte«, sagte sie, packte ihn an den

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