Shannara VIII
nichts entgegenzusetzen.
»Eine Sache wäre da noch«, sagte Hunter Predd, nahm seinen Arm und führte ihn in die abgelegenste Ecke des hinteren Decks. Niemand war in der Nähe. Sogar Bek und der Elfenprinz waren nach unten gegangen. »Wir haben die Leiche der Seherin gefunden.«
Redden Alt Mer seufzte. »Wo?«
»Sie trieb einige Meilen westlich von hier im Meer. Fürchterlich zugerichtet und in Teile gehackt. Ich hätte sie überhaupt nicht erkannt, wäre nicht Obsidian gewesen. Rocks sehen viel besser als Menschen.«
Er blickte Alt Mer aus seinen harten Augen und dem wettergegerbten Gesicht an und schüttelte den Kopf. »Erzähl es dem jungen Elessedil, wenn du es über dich bringst. Ich kann es nicht. Ich habe schon genug schlechte Nachrichten überbracht.«
Damit fasste er Alt Mers Arm, drückte fest zu und ging davon. Kurz darauf war er das Seil hinuntergeklettert, saß wieder auf Obsidian und flog mit ihm in die Dunkelheit hinaus. Redden Alt Mer stand allein an der Reling und wünschte, er könnte mit ihm fliegen.
Kapitel 56
Nach einem nächtlichen Flug erreichte die Jerle Shannara in der Morgendämmerung die Spitze der Halbinsel. Die Flugreiter waren vorausgeflogen, um zu kundschaften, und waren nicht auf die Schiffe des Morgawrs gestoßen. Da es keine Spur von den Verfolgern gab, machte man sich frohen Mutes auf den Heimweg über die Blaue Spalte.
Vom Hinflug wussten sie, dass die Reise mehr als sechs Monate in Anspruch nehmen würde, und das nur, falls alles wie am Schnürchen lief. Jede Unterbrechung des Fluges, jede Landung würde die Dauer entsprechend verlängern. Dementsprechend musste man schon eine gewisse Geschwindigkeit vorlegen, und Redden Alt Mer verschwendete keine Zeit, allen an Bord zu erklären, was das bedeutete. Sie waren nur noch dreizehn, von denen zwei nicht in der Verfassung waren, bei den anstehenden Aufgaben zu helfen. Auch Rue Meridian durfte man in den nächsten Wochen zu körperlichen Arbeiten nicht heranziehen. Die Flugreiter waren an Bord des Luftschiffes wenig nützlich, da sie auf ihren Rocks nach Vorräten und Wasser suchen sowie nach den Verfolgern Ausschau halten sollten.
Blieben also acht Männer, die arbeitsfähig waren - Spanner Frew, die Fahrenden Kelson Riat, Britt Rill und Jethen Amenades, die Elfen Ahren Elessedil und Kian, dazu Bek Ohmsford und der Kapitän selbst. Während Bek den fünf Fahrenden beim Steuern des Luftschiffs eine große Hilfe war, mangelte es den Elfen an den notwendigen Kenntnissen und entsprechender Erfahrung, so dass sie lediglich einfache Aufgaben übernehmen konnten.
Es war eine kleine Gruppe, um ein Luftschiff vierundzwanzig Stunden am Tag zu fliegen, und das sechs Monate lang. Damit ihnen dieses Unternehmen gelang, mussten sie ausgesprochen organisiert ans Werk gehen und brauchten dazu eine anständige Portion Glück. Alt Mer hatte keinen Einfluss auf Letzteres, daher konzentrierte er sich auf die Organisation.
Er stellte also einen Dienstplan für die acht Männer auf, die ihm zur Verfügung standen, und dabei achtete er darauf, dass die beiden Elfen niemals zur gleichen Schicht gehörten. Mindestens drei Mann waren notwendig, um die Jerle Shannara ohne Risiko zu fliegen, und so richtete er rotierende Acht-Stunden-Schichten ein, wobei für die Zeit von Mitternacht bis zum Morgen nur jeweils zwei Mann eingeteilt wurden, weil dann auf dem Schiff weniger zu erledigen war. Diese Lösung war nicht perfekt, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Rue beschwerte sich als Einzige darüber, doch er beschwichtigte sie, indem er ihr die Navigation übertrug, und so bezog er sie in die Arbeiten an Bord mit ein und beschäftigte sie nicht mit der Pflege der Verwundeten.
Oberflächlich betrachtet sah die Situation gut aus. Sie hatten ausreichend Vorräte für die nächsten Wochen und außerdem eine Ausrüstung zum Jagen und Fischen, um sich Nachschub zu verschaffen. Wasser war schon ein größeres Problem, allerdings glaubte Alt Mer, dass die Flugreiter dafür eine Lösung finden würden. Waffen für den Fall eines Angriffs gab es reichlich. Nachdem sie die beschädigten Diapsonkristalle ersetzt hatten, flog das Luftschiff wieder mit voller Kraft. Da die Jerle Shannara das schnellste Schiff der Vier Länder war, durfte es keinem anderen, auch nicht der Schwarzen Moclips, gelingen, sie einzuholen.
Leider entsprach der äußere Schein nicht ganz den Tatsachen. Die Jerle Shannara hatte einiges aushalten müssen, seit sie von
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