Shannara VIII
ich annehme - so sehr, wie sie dich liebt -, dann wirst du deinen Weg finden. Frag mich nicht, was ich denke oder ob ich wütend bin oder ob ich irgendwelche Vorschläge habe. Frag niemanden. Tu einfach das, was du für richtig hältst.«
Er klopfte Bek auf die Schulter. »Natürlich denke ich, du solltest dich den Fahrenden anschließen. Das Fliegen liegt dir im Blut.« Er gähnte. »Inzwischen könntest du mich auf der Wache ablösen, da du sowieso nicht schlafen kannst. Ich bin nämlich doch müde geworden.«
Ohne die Antwort abzuwarten, ging er zur Kajütstreppe und stieg hinunter. Seinen Schritten konnte man einen Hauch von Selbstvertrauen anmerken. Auf die eine oder andere Weise würde alles ein gutes Ende nehmen, sagte er sich. Das spürte er in den Knochen.
Kurz nach Sonnenaufgang waren alle auf und setzten die Reparaturarbeiten an der Jerle Shannara fort. Mit Äxten und Hobeln machten Spanner Frew und die beiden anderen Fahrenden aus dem gefällten Baum einen Mast, wofür sie den ganzen Morgen brauchten. Am Nachmittag hatten sie ihn an Deck getragen und aufgestellt. Vorsichtig mussten Haken und Ösen vom alten Mast entfernt werden, damit sie erneut eingesetzt werden konnten; frühestens am morgigen Tag würden die Arbeiten beendet sein. Wer nicht damit beschäftigt war, wurde ausgeschickt, um die Vorräte zu ergänzen, während die Flugreiter auskundschafteten, ob sie noch immer einen sicheren Vorsprung vor dem Morgawr hatten.
Den hatten sie nicht mehr. Am späten Nachmittag kehrten die Flugreiter zurück, ließen die Rocks nahe des Luftschiffes landen und verkündeten die schlechte Nachricht. Die Flotte des Morgawrs war keine sechs Stunden mehr entfernt und kam geradewegs auf sie zu. Ungeachtet aller Bemühungen hatte der Zauberer sie abermals entdeckt. Wenn die feindlichen Schiffe die gegenwärtige Geschwindigkeit beibehielten, würden sie kurz nach Einbruch der Nacht Mephitic erreichen.
Besorgt blickten sich alle an. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte man die Reparaturen an der Jerle Shannara unmöglich fertig stellen. Wenn sie jetzt die Flucht fortsetzten, würden sie in einem Tempo unterwegs sein, bei dem sie auch das langsamste Schiff ihrer Verfolger in einigen Tagen eingeholt hätte. Es gab also nur zwei Möglichkeiten. Sie konnten sich verstecken oder ausharren und kämpfen.
Redden Alt Mer wusste bereits, was sie tun würden. Er hatte sich schon seit der gestrigen Nacht darauf vorbereitet, als er entschieden hatte, dass unter seinem Kommando niemand mehr sterben sollte. Ausgehend vom schlimmsten Fall, der eintreten könnte, hatte er sich einen Plan ausgedacht, der auf etwas beruhte, was Bek ihm erzählt hatte.
»Sammelt alles ein«, befahl er und stand auf, als wolle er selbst sofort damit beginnen. »Lasst nichts zurück, was auf unseren Aufenthalt hier hinweisen könnte. Bringt die Sachen an Bord, damit wir abheben können. Hunter Predd, du suchst dir mit Po Keiles ein Versteck auf den Atollen vor der Küste. Dort bleibt ihr ein paar Tage.«
Die Flugreiter warfen sich skeptische Blicke zu, dann sahen sie ihn an. »Und wo bleibt ihr, während wir sicher und gemütlich auf der Erde hocken?«, fragte Hunter Predd offen heraus. »In einer Wolke?«
Alt Mer lächelte fröhlich. »Wir verstecken uns direkt vor ihren Augen, Flugreiter.«
Kapitel 57
Zu dem Zeitpunkt, da die Flotte des Morgawrs in Sichtweite von Mephitic kam, war die Nacht bereits angebrochen, und für eine Suche fehlte es an Licht, also ließ er bis zur Dämmerung vor der Küste ankern. Seine Mwellrets überwachten die wandelnden Toten, die auf den Schiffen Dienst taten, gaben ihnen Anweisungen für die anstehenden Aufgaben und übernahmen schließlich wegen möglicher Angriffe die Wache. Ein solcher Überfall war nicht ausgeschlossen. Denn die Verfolgten waren dicht vor ihnen, vielleicht sogar noch auf der Insel, da ihre Witterung stärker war als seit Tagen, ein kräftiges Parfüm in der salzigen Luft.
Am folgenden Morgen, als es hell und damit die Sicht klar wurde, brach er auf, um nach ihnen zu suchen. Dazu ließ er den Hauptteil der Flotte zurück und flog mit der Schwarzen Moclips in langsamen, sorgfältigen Kreisen über die Insel, um ihr Versteck aufzustöbern.
Jetzt war seine Laune nicht mehr so schlecht und finster wie nach dem Tod der Seherin, als er sich betrogen und überlistet gefühlt hatte. Die Seherin hatte ihn mit falschen Fährten und nutzlosen Visionen in die Irre geführt. Die Jerle
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