Shannara VIII
nichts darauf hin, dass die Gesuchten dort Unterschlupf gefunden hatten. Es erschien ihm zweifelhaft, ob sie das wagen würden, doch wenn, hätte er ein Zeichen von ihnen sehen müssen.
Die Jagd ging den ganzen Tag ohne Erfolg weiter. Bestimmt hatte er die Fährte der Magie richtig gelesen, und trotzdem ließ er die Schwarze Moclips wenden und fuhr ein Stück von der Insel fort, um zu überprüfen, ob er sich geirrt hatte. Allerdings kam er zu dem gleichen Resultat wie vorher; es führte keine Spur von Mephitic weg. Falls sie nicht eine Möglichkeit entdeckt hatten, die Fährte der Ilse-Hexe zu verwischen - wofür sie eigentlich keinen Grund hatten -, hielten sie sich noch immer auf der Insel auf.
Bei Einbruch der Dunkelheit war er felsenfest davon überzeugt. Vor kurzem war ein Baum gefällt worden, und anscheinend hatte man daraus etwas angefertigt, wie sich an den Spänen erkennen ließ. Einen Mast, vermutete der Morgawr. Ein Mastbruch würde erklären, weshalb die Jerle Shannara so langsam geworden war und er hatte aufholen können. Die Mwellrets fanden außerdem Fußabdrücke, tiefer zwischen den Bäumen im feuchten Gras und in weicher Erde. Auf der freien Fläche vor der Burg gab es frische Löcher im Boden, und dort hatte man vielleicht ein Luftschiff verankert.
Jetzt bestand kein Zweifel mehr: Die Jerle Shannara war mit ihrer Mannschaft noch einen Tag zuvor auf Mephitic gewesen, und wenn er sich nicht sehr vertat, waren sie auch jetzt noch hier.
Fragte sich nur, wo sie sich versteckten?
Es dauerte nicht lange, bis er das entschieden hatte. Sie waren in der Burg. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Er holte die Suchmannschaften zurück an Bord der Schiffe und ließ sie eine letzte Runde über der dunstverhangenen Insel fliegen, ehe er wieder hinaus aufs Meer ging, um Anker zu werfen. Er stellte die Wachen auf, und während die Mwellrets die Luftschiffe für die Ruhezeit bereitmachten, stand er am Bug der Schwarzen Moclips und dachte nach.
Er wusste immer noch nicht, was die Ilse-Hexe und ihren Bruder zusammengeführt hatte. Auch entzog es sich seiner Kenntnis, ob sie nun die Verbündete oder die Gefangene ihres Bruders war. Er musste davon ausgehen, dass Ersteres zutraf, wenngleich er keine Ahnung hatte, wie es dazu gekommen war. Demnach wurde sie nicht nur von ihrem Bruder unterstützt, sondern auch von dem jungen Elessedil-Prinzen und allen anderen, die bisher überlebt hatten. Der Druide konnte sie allerdings nicht mehr beschützen, und der Druide war der Einzige, der eine Chance gegen ihn gehabt hätte. Die anderen, selbst wenn sie Seite an Seite gegen ihn antraten, waren nicht stark genug. Der Morgawr lebte schon sehr lange, und er hatte heftige Kämpfe austragen müssen, damit sich daran nichts änderte. Die Macht seiner Magie war Furcht einflößend, und er würde diese Kinder mit Leichtigkeit überwältigen.
Dennoch musste er Vorsicht walten lassen. Inzwischen würden sie seine Ankunft bemerkt haben und auf ihn warten. Sie würden versuchen, sich zu verteidigen, doch hatten sie keine Aussichten auf Erfolg. Die meisten von ihnen würden rasch von den Mwellrets getötet, und so bliebe ihm nur, sich mit den wenigen zu beschäftigen, die Magie zur Verfügung hatten. Ein paar rasche Streiche, und die Sache wäre erledigt.
Allerdings wollte er die Ilse-Hexe lebendig, damit er ihre Seele fressen und fühlen konnte, wie ihr das Leben durch seine Fingerspitzen entzogen wurde. Er hatte sie ausgebildet, damit sie seine Nachfolgerin wurde, ein Spiegelbild seiner selbst. Dazu war sie tatsächlich geworden, und ihre Magie wurde von Wut und Verzweiflung genährt. Doch ihr Ehrgeiz und ihr Starrsinn hatten sie unvorsichtig gemacht, und jetzt durfte er ihr nicht mehr vertrauen. Es war schlauer, sich ihrer zu entledigen, als ihren Verrat zu riskieren, und ein Exempel zu statuieren, das niemand missverstehen konnte. Cree Bega und seine Mwellrets wollten sie sowieso loswerden. Die hatten sie immer gehasst. Vielleicht hatten sie die Hexe besser eingeschätzt.
Er hob den Blick. Morgen würde er ihr beim Sterben zuschauen, wie schon so vielen anderen. Das würde ihm große Befriedigung bereiten.
Finstere Gehässigkeit und Gier zeichneten sich in seinem Gesicht ab, während er reglos an der Reling stand und sich die Szene genüsslich ausmalte.
Bek Ohmsford hockte im Schatten der zerfallenen Burgmauern, kaum ein Dutzend Schritte von der Stelle entfernt, wo die Jerle Shannara verborgen
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