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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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erwiderte, er würde das selbst übernehmen, wünschte Bek viel Glück und kletterte über die Reling nach unten. Bek stand allein auf dem leeren Deck und überlegte, ob er Rue nicht doch um Hilfe bitten solle. Allerdings war er sich bewusst, dass er damit lediglich sichergehen wollte, alles getan zu haben, falls er erneut keinen Erfolg hatte. Doch es erschien ihm falsch, sie in dieser Weise auszunutzen, und er ließ den Gedanken fallen. Wenn er es in dieser Nacht nicht schaffte, wollte er auch allein die Verantwortung dafür übernehmen.
     Also ging er zur Kapitänskabine und schlüpfte durch die Tür hinein. Quentin Leah schlief in seiner Koje, atmete gleichmäßig und lag abgewandt von der Kerze, die den Raum erhellte. Die Fensterläden waren geschlossen, die Vorhänge zugezogen, und so konnte kein Licht und kein Geräusch nach außen dringen, allerdings war die Luft stickig und drückend. Am liebsten hätte Bek die Kerze ausgeblasen und die Läden geöffnet, doch hielt er das nicht für weise.
     Stattdessen trat er zu seiner Schwester. Sie lag auf ihrer Pritsche, hatte die Knie angezogen und starrte mit offenen Augen vor sich hin. Sie trug ihre dunkle Robe und war mit einer leichten Decke zugedeckt. Rue hatte ihr tagsüber das Haar gebürstet, und die dunklen Strähnen glitzerten im Kerzenlicht wie Seidenfäden. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt und den Mund verzerrt, wie als Reaktion auf ein tief sitzendes Bedauern oder einen unangenehmen Traum.
     Bek zog sie in eine sitzende Position hoch und lehnte sie an das Schott, dann setzte er sich vor sie. Nun sah er sie einfach nur an und ließ sich erneut alles durch den Kopf gehen, was er wusste, um zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte. Er musste die Schutzmauer durchbrechen, hinter der sie sich verkrochen hatte, aber dazu musste er herausbekommen, wovor sie Schutz suchte.
     Er versuchte es sich vorzustellen. Äußerlich sah sie fast noch wie ein Kind aus, darunter jedoch war sie eisenhart und gnadenlos. Diese Eigenschaften würden vermutlich auch durch die Wirkung des Schwertes von Shannara und dessen wahrheitsfördernde Magie nicht verschwunden sein. Welche einzelne Tat konnte sich nur von allen anderen so stark unterscheiden? Welches ungeheuerliche Unrecht konnte sie nicht verarbeiten, obwohl sie so viele Verbrechen verübt hatte?
     Also saß er vor ihr und starrte sie auf die gleiche Weise an wie sie ihn, und keiner der beiden sah sein Gegenüber wirklich, beide weilten innerlich an anderen Orten. Bek lenkte seine Gedanken auf Griannes Kindheit, als sie von zu Hause entführt worden und dem Morgawr in die Hände gefallen war. Konnte damals etwas passiert sein, wie Rue angedeutet hatte, etwas so Schreckliches, das sie sich nicht verzeihen konnte? Gab es da etwas, von dem er nichts wusste und das er eventuell erschließen könnte?
     Plötzlich schoss ihm die Idee durch den Sinn, dass er die ganze Sache bisher von der falschen Seite her angegangen war. Vielleicht hatte sie nicht etwas getan, sondern etwas nicht getan. Vielleicht handelte es sich nicht um ein Verbrechen, sondern um eine Unterlassungssünde, die sie quälte. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie sich etwas nicht vergeben konnte, von dem sie glaubte, sie hätte es tun müssen, jedoch nicht getan hatte.
     Er rief sich in Erinnerung, was sie gesagt hatte, als sie in jener Nacht erwacht und Quentin das Leben gerettet hatte - Bek solle nicht weinen, sie sei bei ihm und sie, seine große Schwester, würde jetzt auf ihn aufpassen.
     Dann hatte sie noch etwas gesagt. Sie hatte gesagt, sie würde ihn nie wieder allein lassen und wie sehr es ihr Leid täte. Daraufhin hatte sie geweint und mehrmals wiederholt: »Es tut mir alles so Leid, so Leid.«
     Jetzt meinte er es klar vor Augen zu haben, das Versagen, das sie sich nie hatte verzeihen können. Sie war noch ein sechsjähriges Kind gewesen, hatte ihn im Keller versteckt und damit sein Leben über das der Eltern gestellt. Dort unten hatte sie mit anhören müssen, wie oben ihre Eltern starben. Dann hatte sie ihn zurückgelassen und war losgegangen, um Hilfe zu holen, war jedoch nicht über den Hof hinausgekommen. Man hatte sie verschleppt und ihr vorgetäuscht, er sei tot.
     Nie war sie zurückgekehrt, nie hatte sie Nachforschungen angestellt, ob man ihr die Wahrheit gesagt hatte. Zuerst hatte ihr das nichts ausgemacht, weil sie ganz unter dem Bann des Morgawrs stand und seiner Geschichte ihrer Rettung glaubte. Doch über die

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