Shannara VIII
Lichtung auftauchte, hat er ihr gesagt, wer er ist. Die Ilse-Hexe wollte ihm nicht glauben. Sie kann einfach nicht. Das war der Grund für die Auseinandersetzung zwischen den beiden. Jetzt jagt sie ihn, weil sie die Wahrheit nicht vergessen kann, obwohl sie die Tatsachen auch nicht anerkennen will. Wenn sie ihn stellen kann, so denkt sie, wird er seine Lüge eingestehen. Oder möglicherweise hat sie gespürt, dass in seinen Worten Wahrheit steckt. Und jetzt geh schneller.«
Sie hetzten durch Gebäude und Schutt, auf die Falle zu, der sie bereits einmal mehr oder weniger glücklich entgangen waren. Ahren Elessedils Gedanken drehten sich um die Enthüllungen über Bek, doch konnte er sich in seiner Angst kaum darauf konzentrieren. Er wusste: Dadurch, dass er zurückging, forderte er das Schicksal auf eine Weise heraus, die er später bereuen würde. Eine weitere Begegnung mit den Kriechern würde er nicht überleben, mochte Ryer Ord Star auch glauben, was sie wollte. Dennoch konnte er das Mädchen nicht allein weiterziehen lassen, sonst würden alle denken, er habe sie im Stich gelassen wie Ard Patrinell und seine Elfenjäger.
Vielleicht fände er ja einen Weg, sie von ihren Plänen abzubringen. Allerdings war sie stur und entschlossen, und im Augenblick zumindest würde er tun müssen, was sie verlangte.
Es dauerte nicht so lange, wie er vermutet hatte, um den Ort zu erreichen, von dem er erst Stunden zuvor geflohen war. Leer und still lag der Platz in der grellen Mittagssonne, das Metall kochte in der Hitze. Ahren schaute sich nach Spuren jener um, die er zurückgelassen hatte. Nirgendwo fand er welche. Es gab kein Anzeichen eines Kampfes, keine Leichen, keine Blutspuren, nicht eine einzige frische Schramme von den Feuerstrahlen, keinen einzigen Metallsplitter von den Kriechern. Man mochte meinen, es sei überhaupt nichts passiert.
»Wie kann das sein?«, flüsterte er ihr schockiert zu.
Sie schüttelte langsam den Kopf und starrte auf das saubere, leere Gelände. »Ich habe keine Ahnung.«
Er blickte über die Schulter zurück. Auch von den Mwellrets war nichts zu sehen. »Was machen wir jetzt?«, fragte er.
Sie schaute sich kurz um, dann nahm sie erneut seine Hand. »Folge mir. Sprich nicht, und tu nur das, was auch ich mache. Lauf auf keinen Fall davon, gleichgültig, was geschieht.«
Während sie weiterhin seine Hand hielt, holte sie tief Luft und betrat das Labyrinth.
Vor lauter Schreck ließ er sich ohne Protest von ihr führen. Er kämpfte gegen seine Angst an, die ihm die Kehle zuschnürte, hielt rechts und links nach Kriechern Ausschau, und seine Haut kribbelte, derweil er darauf wartete, von Feuerstrahlen verbrannt zu werden. Sie wagte sich nur wenige Schritte in Richtung auf das tödliche Viereck vor, ehe sie vorsichtig einen Weg an den Rändern entlang suchte und im hellen Sonnenlicht blieb. Ahren und Ryer bewegten sich wie ein Mann, sprachen nicht und atmeten kaum. Ahren glaubte, er sei schon ein toter Mann, und dennoch vertraute er sein Leben der Seherin an, was ihn selbst überraschte.
Und noch mehr verblüffte ihn, dass nichts geschah. Sie umkreisten das Labyrinth, bis sie es zu einem Viertel umrundet hatten und nun fast vor der Nordwand des dunklen Turms in der Mitte standen. Dort führte ihn die Seherin zu einem eingefallenen Gebäude am Rande des Platzes, das ihnen ein schattiges Versteck bot.
Sie hockten sich auf einen Schutthaufen, von dem aus man durch ein Loch in der Wand nach draußen schauen konnte, und warteten.
»Warum wurden wir nicht angegriffen?«, fragte er im Flüsterton und schob sich so nah an ihre schlanke Gestalt heran, dass seine Lippen ihr Haar berührten.
»Weil das, was den Turm bewacht, nur dann angreift, wenn es sich bedroht fühlt.« Ihre veilchenfarbenen Augen glänzten, als sie ihn anblickte. »Walker stellte eine Bedrohung dar, also wurde zuerst er und dann der Rest von uns angegriffen. Wären wir einfach an dem Platz und dem Turm vorbeigegangen, wäre uns nichts passiert.«
Er starrte sie an. »Woher weißt du das?«
Sie wandte das blasse, jugendliche Gesicht ab. »Ich habe es geträumt«, antwortete sie leise. »In einer Vision, bei meiner Suche nach Walker.«
Daraufhin erwiderte er eine Weile lang nichts und grübelte über ihre Worte nach, während er unablässig die Ruinen absuchte. Wo waren die Mwellrets? Warum waren sie nicht aufgetaucht?
»Glaubst du, Tamis hat die anderen gefunden?«, fragte er schließlich. »Hast du gesehen, was nach dem
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