Shannara VIII
Besonderes dar, wie du es dir nicht vorzustellen vermagst. Wichtig ist jedoch nur, dass ich durch die Heilung eine Verbindung zu seinem Unterbewusstsein herstellte. Ursprünglich ging das von seiner Seite aus, meine ich, sicher bin ich jedoch nicht. So wurde ich durch den Bund, den ich willentlich erzeugte, um ihm einen Teil meines Lebens zu schenken und seines zu retten, mit ihm vereint. Bei Empathen geschieht dies von Zeit zu Zeit, obwohl der Bund nach der Heilung für gewöhnlich verschwindet. In diesem Falle nicht. Er bestand weiter. Und sogar jetzt noch.«
In der anschließenden Stille beobachtete er aufmerksam ihr Gesicht. »Willst du mir damit sagen, Walker habe eine Verbindung zu dir? Du kannst ihn sprechen hören?«
»In gewisser Weise, ja. Nicht gerade Worte. Eher spüre ich seine Gegenwart. Er ist irgendwie in meinem Kopf und flüstert mir zu, dass er lebt und dass es ihm gut geht. Ich kann ihn fühlen. Ich spüre, wie er mit mir Kontakt aufnehmen will. Das ist die Verbindung, mit der ich unsere Leben, unsere Magie, unsere Erfahrung verschmolzen habe, als er im Sterben lag und ich ihn rettete.«
Sie hielt inne. »Erinnerst du dich daran, als er auf Shatterstone in der Falle saß und Bek uns warnte, er brauche Hilfe? Walker hat ihn gerufen, weil Bek ebenfalls Magie besitzt, und er kann Bek erreichen, wenn es notwendig ist. Das ist die Fähigkeit eines Druiden. Aber ich habe den Ruf ebenfalls gehört. Walker hat nicht mit mir Kontakt aufgenommen, und trotzdem hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Weil wir miteinander verbunden sind, Elfenprinz. Auch jetzt höre ich seine Stimme, nur wendet er sich diesmal an mich und nicht an jemand anderes. Er spricht mit Hilfe von Bildern, Fragmenten und Erlebnissen zu mir. Denn er befindet sich in Schwierigkeiten, sitzt unter der Erde in der Falle, unter diesen Ruinen, unter diesem Turm. Tief unten ist er in einem Labyrinth von Katakomben gefangen, die sich unter dieser Stadt ausdehnen. Castledown ist nicht hier oben, Elfenprinz. Es ist dort unten.«
»Also sind der Schatz und sein Wächter -«
»Dort unten, ja: Ersterer sicher versteckt, der andere beobachtet alles und jeden und kontrolliert, was oben und unten vor sich geht. Walker erstattet mir in seinen Bildern, in meinen Visionen und Träumen Bericht, aber auch in meinem Unterbewusstsein. Zwar erzählt er mir nicht alles, weil ihm das nicht sicher erscheint, doch er sagt mir das, was er kann und was er muss. Er steckt in Schwierigkeiten, und er klammert sich an mich wie ein Schiffbrüchiger an eine Planke auf dem Meer. Er treibt davon, und ich bin seine Rettungsleine.«
Sie erwartete eine Antwort von ihm. Er wusste keine zu geben. Er war nicht einmal sicher, ob er ihr glaubte oder nicht. Vielleicht war sie verwirrt oder der gestrigen Ereignisse wegen dem Wahn verfallen. Dabei wirkte sie klar und selbstsicher, doch nicht immer konnte man den Geisteszustand einer Person am Äußeren ablesen.
»Bittet er dich, zu ihm zu kommen?«, fragte er schließlich.
Plötzlich zeigte sie nun doch Verwirrung, als berühre er mit dieser Frage genau den springenden Punkt. »Nein«, erwiderte sie einen Augenblick später. »Er klammert sich an mich, ohne zu enthüllen, dass ich hier bin. Er greift nach mir, ohne mich um etwas zu bitten.« Tränen traten ihr in die Augen und rannen über die Wangen. »Trotzdem werde ich zu ihm gehen. Weil ich einfach muss. Außer mir ist niemand übrig. Na ja, du noch, wenn du mich begleiten willst.«
Das würde er keinesfalls tun, dachte Ahren, denn es war reiner Selbstmord, unter diesen Umständen das Labyrinth erneut zu betreten. Die Aussicht allein erfüllte ihn mit Schrecken, und Furcht stieg in ihm auf, wenn er sich an die erste Begegnung mit den Kriechern erinnerte. Gegen diese Angst kam er einfach nicht an. Noch immer versuchte er, sein Versagen im Kampf seinen Freunden gegenüber irgendwie zu rechtfertigen, aber eigentlich schämte er sich einfach nur. Selbst sein wachsendes Bedürfnis, die Scharte wieder auszuwetzen, genügte nicht, ihn erneut in die Gefahrenzone zu locken. Für Ryer Ord Star konnte er nur eins tun: sie von ihrem Trugschluss überzeugen.
»Wie willst du denn in den Turm gelangen?«, fragte er und suchte nach einer Möglichkeit, zu ihr vorzudringen.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Und wenn du drin bist, wie wirst du Walker finden? Wie willst du seine Spur verfolgen?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Diese ganze Stadt, diese Ruinen, bestehen aus
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