Shannara VIII
ging weiter. Panax erklärte dem Rindge, dass sie gekommen waren, um in den Ruinen der Stadt nach einem Schatz zu suchen. Der Rindge wurde plötzlich lebhaft und betonte seine Worte mit Gesten und Geräuschen. Seiner Aussage nach gab es keinen Schatz, in der Stadt war es sehr gefährlich, Metallwesen würden dort jagen und mit Feuer aus ihren Augen schießen. Die Stadt habe überall Augen, meinte er, und nichts gelangte ungesehen hinein, außer den Rindge, die wussten, wie man sich verstecken konnte.
Quentin und Tamis wechselten rasch einen Blick. »Wie verbergen sich die Rindge vor den Kriechern?«, fragte sie Panax.
Der Zwerg wiederholte die Frage und lauschte der Antwort. Verwirrt ließ er es sich erneut von dem Rindge erklären. Während sie sprachen, erschienen weitere Rindge am Rand des Waldes, zunächst nur ihre Gesichter, dann die Körper, und schließlich traten sie einer nach dem anderen ans Licht und umringten die kleine Gesellschaft. Quentin schaute sich unbehaglich um. Zahlenmäßig waren sie weit unterlegen, und eine Chance zur Flucht bot sich ihnen auch nicht. Er widerstand dem Drang, die Hand auf sein Schwert zu legen; sich in dieser Situation auf den Nutzen von Waffen zu verlassen war töricht.
Panax räusperte sich. »Er sagt, die Rindge sind Teil des Landes und wissen, wie sie in ihm verschwinden können. Niemand kann sie finden, wenn sie genau aufpassen, nicht einmal an den Rändern der Stadt. Ansonsten betreten sie die Ruinen niemals. Er will wissen, weshalb wir das getan haben.«
Tamis lachte leise. »Gute Frage. Erkundige dich, wonach sie auf der Jagd sind.«
Der große und knochige Rindge hörte zu und nickte langsam, während Panax sprach. Dann antwortete er ausführlich. Der Zwerg wartete ab, bis er geendet hatte, und blickte über die Schulter. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe. Vielleicht nicht alles. Fast hoffe ich es. Er sagt, sie jagen Kriecher und stellen Fallen für sie auf. Offensichtlich dienen die Fallen dazu, die Kriecher zu entmutigen, die ihnen nachstellen. Er behauptet, die Kriecher würden die Rindge ausschlachten, sie würden die Körperteile der Rindge benutzen und daraus etwas herstellen, das sie Wronks nennen. Wronks sehen so aus wie sie und wir, aber sie sind aus Metall und Menschenteilen gebaut. Das kann ich mir nicht recht vorstellen. Die Rindge haben ziemliche Angst vor ihnen, was auch immer das für Wesen sein mögen. Er sagt, wenn sie Teile von dir nehmen, stehlen sie dir die Seele, sodass du niemals wirklich sterben kannst.«
Tamis runzelte die Stirn. »Was soll das bedeuten?«
Panax schüttelte den Kopf. Er wandte sich erneut an den Rindge, dann schaute er die Fährtenleserin an und zuckte mit den Schultern. »Ich bringe da auch keinen Sinn hinein.«
»Frag ihn, wer die Wronks und die Kriecher und das Feuer befehligt«, bat sie ihn.
»Frag ihn, wer unter der Stadt lebt«, fügte Quentin hinzu.
Panax drehte sich zu dem Rindge um und stellte ihm eine Frage nach der anderen in diesem fremdartigen, grob klingenden Zwergendialekt. Der Rindge hörte ihm genau zu. Um sie herum drängten sich die Rindge näher heran und wechselten Blicke miteinander. Die Luft war erfüllt von Furcht und Wut, und der Hochländer spürte die Spannung.
Nachdem der Zwerg fertig war, richtete sich der Rindge, mit dem er gesprochen hatte, auf, blickte an ihnen vorbei in Richtung der Ruinenstadt und sagte ein einziges Wort.
»Antrax.«
Kapitel 10
Tief im Innern von Castledown, weit unter den Ruinen der Stadt, sauste Antrax in den Drähten und Kabeln hin und her, die ihm in seinem Reich Bewegungsfreiheit gestatteten. Er reiste in einem Tempo zwischen Schall- und Lichtgeschwindigkeit dahin, schneller als das Auge sehen konnte - falls es denn einem Auge erlaubt gewesen wäre, ihn zu beobachten. Er schoss durch die Korridore und Gänge, von Raum zu Raum, und ritt auf den metallenen Strängen, die das Königreich, über das er herrschte, zusammenhielten. Antrax war eine Präsenz, der es an Körperlichkeit und Gestalt mangelte, und er konnte überall gleichzeitig oder nirgendwo sein. Er war die krönende Großtat seiner Schöpfer in einer Zeit und einer Welt, die seit langem der Vergangenheit angehörten, aber er hatte sogar das überwunden, um zu werden, was er war.
Die perfekte Waffe.
Der ultimative Beschützer.
Vor dreitausend Jahren war er gebaut worden, zu einer Zeit, da künstliche Intelligenz weit verbreitet war und es überall denkende Maschinen
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