Shannara VIII
mit schroffer Miene und vor Wut gerötetem Gesicht zu Quentin. »Was für ein Ungeheuer tut einem Menschen so etwas an?«, knurrte er. »Verwandelt ihn in eine Maschine, in der nur einige Teile und Fetzen des Mannes bleiben?«
»Vielleicht eine andere Maschine«, mutmaßte Quentin erschöpft. »Die wichtigere Frage lautet: aus welchem Grund?«
Panax schüttelte den Kopf. »Ich sehe keinen Sinn dahinter.«
»Hinter allem steckt ein Sinn, selbst wenn man ihn nicht sofort sieht.« Quentin dachte an die Augen des Wronks, Ard Patrinells Augen. »Dieser Antrax setzt die Wronks nicht einfach so ein. Und für diesen muss es ebenfalls einen bestimmten Grund geben. Hast du bemerkt, wie erbittert er gegen uns gekämpft hat? Wie er auf unsere Angriffe reagierte? Der Wronk besitzt Ard Patrinells Erinnerungen, Panax. Er benutzt seine Fähigkeiten und seine Strategien. Deshalb kann er genauso gut kämpfen wie Ard Patrinell.«
Der Rindge, der von Obat ausgeschickt worden war, kehrte im Laufschritt zurück und sprach eilig mit dem Unterhäuptling, der sich daraufhin an Panax wandte. Der Zwerg erhob sich sofort.
»Los, weiter! Das Ungeheuer ist gleich hinter uns!«
Sie sprangen auf und rannten, Obat an der Spitze, weil er einen Weg kannte, auf dem sie rasch vorankamen, ohne große Hindernisse überwinden zu müssen; nur auf diese Weise würden sie ihrem Verfolger entkommen. Ein- oder zweimal blickte Quentin über die Schulter, sah jedoch nichts. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass der Wronk hinter ihnen her war, unermüdlich, unerbittlich und entschlossen, sie so lange zu hetzen, bis er sie erwischte. Schon befielen den Hochländer die ersten leisen Zweifel, ob sie ihm überhaupt entkommen konnten. Stehen zu bleiben und zu kämpfen wäre allerdings ein Fehler. Der Wronk war zu groß und zu stark. Seine Rüstung bot ihm hervorragenden Schutz. Außerdem verfügte er über Ard Patrinells Fähigkeiten und Instinkt. Wenn die Rindge zahlreicher gewesen wären, hätte es womöglich eine Chance gegeben, wenn sie das Dorf erreichten, vielleicht. Ansonsten war er nicht sicher, ob sie den Wronk selbst mit Hilfe des Schwerts von Leah überwinden konnten.
Sie verstreuten sich in einem dichteren Teil des Waldes, den sie nicht umgehen konnten, als der Wronk sie erreichte. Plötzlich und vollkommen unerwartet kam er zwischen den Bäumen hervor, und niemand war auf ihn vorbereitet. So starben zwei Rindge und der Elfenjäger Wye unter seinen Hieben. Die anderen verteilten sich in alle Richtungen und versuchten, dem Wronk unter den dicht stehenden Bäumen zu entkommen. Quentin und Tamis rannten in eine Richtung, Panax und Kian in die entgegengesetzte. Die Rindge verstreuten sich überallhin. Einen Augenblick herrschte Chaos, derweil der Wronk sich mit seinen Klingen mitten durch sie hindurchschlug.
Dann hatten es der Hochländer und die Fährtenleserin abermals geschafft. Quentin riskierte einen knappen Blick über die Schulter. Ein Stück Metall blitzte im Sonnenlicht auf, und die Geräusche hinter ihm verrieten, dass der Wronk die Jagd nicht aufgegeben hatte - und jetzt ihn und Tamis verfolgte.
»Hier entlang!«, rief Tamis, duckte sich unter einem umgestürzten Baum hindurch wie ein Hase und stürmte einen Hohlweg entlang.
Schweigend liefen sie eine lange Weile weiter. Keiner der beiden sagte ein Wort, und sie versuchten, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihren Verfolger zu bringen. Langsam wurde es dunkel, das Zwielicht senkte sich über Parkasia, die Schatten wurden länger und verschmolzen mit der Nacht. Es wurde schwierig, die Hindernisse auf dem Weg zu erkennen, da die zwei so schnell liefen, und mehr als einmal wäre Quentin beinahe gestürzt. Immer wieder hörten sie die Geräusche des Wronks hinter sich, brechende Äste, raschelnde Büsche, das unaufhörliche Stampfen schwerer Schritte.
Während der Flucht kam dem Hochländer ein unerwarteter und erschreckender Gedanke. Zuerst tat er die Möglichkeit ab und verdrängte sie wütend, und dennoch grübelte er darüber nach. Beide Male war der Wronk vor allem ihm gefolgt. Er hatte es schon bei den Ruinen bemerkt, wo er zunächst die Rindge angegriffen und sich dann plötzlich allein ihm zugewandt hatte. Auch im Wald hatte er nur die Nächststehenden erschlagen und sich daraufhin entschlossen, Quentin zu jagen. Die Idee erschien ihm paranoid. Warum sollte es der Wronk ausgerechnet auf ihn abgesehen haben? Hatte er ihn mit seinem Angriff im Lüftungsschacht
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