Shantaram
rief Mr. Deshpande uns nach. »Willkommen in Bombay. Sie haben Walkman oder Kamera oder Ghettoblastergerät zu verkaufen, dann kommen Sie zu mir, Sanjay Deshpande bei Radio Krank. Ich mache beste Preis.«
Ich nickte, und wir traten auf die Straße hinaus. Prabaker zog mich ein Stück weiter, dann blieb er unvermittelt stehen.
»Hast du gesehen, Mr. Lin? Wie prima mag er dein Name?«
»Schon möglich«, murmelte ich, von seiner Begeisterung gleichermaßen verwirrt wie von der kurzen Unterhaltung mit Mr. Deshpande. Als ich Prabaker näher kennen lernte und er mein Freund wurde, bemerkte ich, dass er zutiefst davon überzeugt war, dass sein Lächeln etwas verändern könne – in den Herzen der Menschen und in der Welt. Natürlich hatte er recht, aber ich brauchte lange, um diese Wahrheit zu verstehen und sie anzunehmen.
»Was bedeutet dieses baba am Ende des Namens? Lin verstehe ich ja jetzt. Aber was hat es mit dem Linbaba auf sich?«
»Baba ist das Zeichen für Respekt«, antwortete Prabaker vergnügt. »Sagen wir baba am Ende von dein Name oder Name von jemand Besondere, ist es wie Respekt für Lehrer oder heilige Person oder ein sehr, sehr alter –«
»Okay, hab verstanden, aber deshalb ist mir nicht wohler bei der Sache, Prabu, das muss ich dir sagen. Diese ganze Penis -Geschichte … ich weiß nicht recht.«
»Aber hast du gesehen Mr. Sanjay Deshpande! Hast du gesehen, wie er gemocht hat dein Name! Schaust du, zeige ich, wie sie mögen diese dein Name die Leute. Schau, schau, sage ich ihnen alle! Linbaba! Linbaba! Linbaba!«
Prabaker rief meinen Namen lauthals anderen Passanten zu.
»Schon gut, Prabu, schon gut, ich glaube dir. Beruhig dich bitte.« Nun packte ich ihn am Ärmel und zog ihn weiter. »Ich dachte, du wolltest den Whisky trinken?«
»Ah ja«, seufzte er, »wollte ich trinken und hab ich getrunken im Kopf. Aber mit diese Geld von dein guter Whisky, das ich hab bekommen von Mr. Sanjay, Linbaba, kann ich kaufen zwei Flaschen sehr schlechter und schöner billiger indischer Whisky für mich und auch noch prima neue Hemd in rote Farbe, ein Toola gute Charras, Karten für Hindi-Film mit Aircondition und zwei Tage Essen. Aber warte, Linbaba, isst du nicht dein Paan. Musst du jetzt stecken in Seite von Mund und kauen, sonst wird alt und schmeckt nicht.«
»Okay, wie soll ich das machen? So?«
Ich steckte mir das päckchenartige Gebilde, das etwa die Größe einer Streichholzschachtel hatte, in die Backe zwischen die Zähne, wie ich es bei den anderen beobachtet hatte. Binnen Sekunden wurden meine Geschmacksnerven von einer Vielzahl von Aromen überschwemmt, die scharf, würzig und honigsüß zugleich schmeckten. Das Blatt begann sich aufzulösen, und die Füllung aus Betelnuss, Dattelstücken und Kokosraspeln trieb in den süßen Säften umher.
»Jetzt spuckst du aus«, erklärte Prabaker und beobachtete ernsthaft meine Kaubewegungen. »Machst du so, schaust du? Spuckst du aus so.«
Er spuckte einen roten Strahl aus, der einen Meter weiter auf der Straße landete, wo er einen palmförmigen Fleck bildete. Der Vorgang war versiert und geübt. Auf Prabakers Lippen blieb kein Tröpfchen des Safts zurück. Von ihm angefeuert, bemühte ich mich, es ihm gleichzutun, aber der scharlachrote Saft blubberte aus meinem Mund, hinterließ eine unappetitliche Spur auf meinem Kinn und meinem Hemd und landete mit vernehmlichem Klatschen auf meinem rechten Stiefel.
»Kein Problem diese Hemd«, äußerte Prabaker stirnrunzelnd, förderte ein Taschentuch zutage und bearbeitete den blutroten Fleck eifrig, womit er ihn bestenfalls vergrößerte. »Deine Stiefel auch kein Problem. Reibe ich sie wie Hemd, siehst du? Muss ich jetzt fragen: Magst du das Schwimmen?«
»Schwimmen?«, wiederholte ich und schluckte den Rest des Paansafts hinunter.
»Oh ja. Schwimmen. Bringe ich dich zu Chowpatty Beach, ist es so schöner Strand, kannst du da üben das Kauen und Spucken und kauen und spucken das Paan, aber ohne so viele Kleider, kannst du sparen gutes Geld für Wäscherei.«
»Hör mal, was das angeht – du arbeitest als Führer, oder?«
»Oh ja. Sehr beste Bombay Führer und ganz Indien.«
»Wie viel bekommst du pro Tag?«
Er sah mich an, und auf sein Gesicht trat dieses spitzbübische Grinsen, das ich allmählich als die gerissene Kehrseite seines breiten strahlenden Lächelns zu deuten lernte.
»Pro Tag bekomme ich hundert Rupien«, sagte er.
»Okay …«
»Und zahlen sie die Touristen
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