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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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besucht hatte – nicht zuletzt allerdings wegen weit innigerer Besuche bei Abdullah selbst –, erklärte sich bereit, mit Ulla zusammenzuziehen, um die Miete zu teilen. Mit einer kleinen Taxiflotte brachten wir die beiden Frauen und ihre gesamte Habe in ihre neue Bleibe. Ulla und Lisa verstanden sich gut. Sie tranken gerne zusammen Wodka, schummelten beim Scrabble und beim Rommé, mochten dieselben Videofilme und tauschten Kleider aus. Und in den Wochen, in denen sie Abdullahs erstaunlich gut ausgestattete Küche benutzen konnten, hatten die beiden entdeckt, dass sie sich gerne gegenseitig bekochten. Die gemeinsame Wohnung war für beide ein neuer Anfang, und trotz Ullas unterschwelliger Angst vor Maurizio und seinen schmutzigen Geschäften waren die beiden Frauen fröhlich und optimistisch.
    Ich setzte unterdessen mein Kraft- und Karatetraining mit Abdullah, Salman und Sanjay fort. Wir waren alle fit, stark und schnell. Und im Laufe der Wochen kamen Abdullah und ich uns als Freunde und als Brüder im Geiste näher, entwickelten ein Verhältnis zueinander, wie auch Salman und Sanjay es hatten. Abdullah und mich verband jene Art von Nähe, die ohne Worte auskommt: Oft fuhren wir gemeinsam zum Studio, stemmten zusammen Gewichte, boxten ein paar Runden, trainierten eine halbe Stunde Karate und wechselten in all den Stunden kaum zehn Worte. Manchmal reichte ein Blick oder ein seltsamer Gesichtsausdruck aus, um den anderen zum Lachen zu bringen. Wir konnten uns dann oft nicht mehr halten und lachten so lange, bis wir erschöpft auf die Trainingsmatten sanken. Ohne viele Worte öffnete ich Abdullah nach und nach mein Herz und begann ihn zu lieben.
    Nach meiner Rückkehr aus Goa hatte ich mit Qasim Ali Hussein, dem Oberhaupt des Slums, und einigen anderen Slumbewohnern gesprochen – unter ihnen auch Johnny Cigar. Prabaker sah ich alle zwei Tage in seinem Taxi. Doch Ghanis Passwerkstatt hatte so viele neue, lohnende Herausforderungen zu bieten, die mich derartig faszinierten und beschäftigten, dass ich die Arbeit in der kleinen Slumpraxis in der Hütte, die einst mein Zuhause gewesen war, aufgab.
    Als ich nach mehreren Wochen zum ersten Mal wieder in den Slum kam, fand ich zu meiner Verblüffung Prabaker beim Tanzen zu einem populären Lied vor, das die Slummusiker gerade probten. Der kleine Fremdenführer zappelte aufgeregt und vollführte tollkühne Verrenkungen. Er trug sein khakifarbenes Taxifahrerhemd, eine weiße Hose und gelbe Plastiksandalen und hatte ein lila Tuch um den Hals geschlungen. In seinem Eifer bemerkte er mich gar nicht, und ich sah ihm eine Weile zu. Prabaker gelang es tatsächlich, bei diesem wilden Tanz eindeutige, nahezu obszöne Hüftstöße mit kindlich-unschuldiger Mimik und verspielten Handbewegungen zu vereinen. Verschmitzt und clownhaft lächelnd hielt er im einen Moment die Handflächen neben sein Gesicht und schwenkte im nächsten Moment mit wild entschlossener Miene den Unterleib vor und zurück. Als er sich schließlich umdrehte und mich sah, trat dieses unglaubliche Lächeln auf sein Gesicht, sein wunderbares breites herzerwärmendes Lächeln, und er eilte auf mich zu, um mich zu begrüßen.
    »Oh Lin!«, rief er, umarmte mich stürmisch und presste seinen Kopf an meine Brust. »Hab ich ein prima fantastischer Neuigkeit für dich! So ein fantastischer Neuigkeit, sag ich dir das! Hab ich überall gesucht nach dir, Lin, in jedes Hotel mit die nackten Damen, in jede Bar mit die Schwarzmarktleute, in jeder dreckiger Slum, in jeder –«
    »Schon verstanden, Prabu. Und was ist das für eine Neuigkeit?«
    »Heirate ich, Lin! Mach ich eine Hochzeit mit die meine Parvati! Kannst du das glauben?«
    »Aber sicher. Glückwunsch, Prabu. Ich nehme an, du hast gerade für die Hochzeitsfeier geübt?«
    »Oh ja!«, antwortete er und ließ seine Hüften zu Demonstrationszwecken ein paar Mal in meine Richtung zucken. »Will ich machen ein prima sexy Tanzen für alle Leute auf das Fest. Bin ich aber schon prima gut sexy, oder?«
    »Sehr … sexy, doch. Und sonst? Alles in Ordnung hier?«
    »Sehr viel bestens. Kein Problem, ist das alles prima hier. Oh Lin! Hab ich ganz vergessen: Auch der Johnny, macht er eine Hochzeit. Heiratet er die Sita, weißt du, ist das doch die Schwester von meine eigene prima wunderschöne Parvati.«
    »Wo ist er denn? Ich würde ihm gern Hallo sagen.«
    »Ist er drunten an das Meer, weißt du, da wo er sitzt, auf die Felsen, damit er ganz einsam ist. An genau die Stelle, wo du

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