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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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umgebracht haben«, fügte Abdullah hinzu.
    »Zwei Dinge stehen jedenfalls fest«, sagte Didier langsam. »Erstens: Du darfst keine Sekunde lang allein sein, Lin, bis dieses Problem aus der Welt geschafft ist.«
    Vikram und Abdullah nickten.
    »Ich sage Salman und Sanjay Bescheid«, beschloss Abdullah. »Du wirst nicht allein sein, Lin, Bruder.«
    »Und zweitens«, fuhr Didier fort, »diese Typen, wer immer sie auch sind und was sie auch wollen, dürfen nicht in Bombay bleiben. Sie müssen verschwinden, egal wie.«
    Wir standen auf, um zu zahlen. Didier hielt mich auf, als die anderen zur Kasse gingen, und zog mich auf den Stuhl neben sich. Er nahm eine Serviette vom Tisch, hantierte damit einen Moment lang unter der Tischkante herum und schob mir dann ein Bündel herüber. Er hatte eine Pistole in die Serviette gewickelt. Niemand wusste, dass Didier eine Waffe bei sich trug, und ich war mir sicher, dass ich der Erste war, der sie überhaupt zu sehen bekam. Ich umklammerte die Pistole in ihrer Serviettenumhüllung, stand auf und schloss mich den anderen an, die gerade das Restaurant verließen. Als ich noch einmal über die Schulter blickte, sah ich Didier ernst mit dem Kopf nicken. Seine schwarzen Locken wippten.
    Wir fanden sie tatsächlich, doch es kostete uns den ganzen Tag und die halbe Nacht. Der entscheidende Tipp kam schließlich von Hassan Obikwa, der selbst Nigerianer war. Die Männer, die nach mir gefragt hatten, waren Touristen, neu in der Stadt und Obikwa unbekannt. Er hatte keine klare Vorstellung von ihrem Motiv – möglicherweise ging es um einen Drogendeal –, aber sein Netzwerk von Verbindungsmännern hatte bestätigt, dass die drei wild entschlossen waren, mir etwas anzutun.
    Hassans Fahrer Rahim, der von seinen im Gefängnis erlittenen Verletzungen fast vollständig genesen war, fand heraus, dass sie in einem der Hotels im Fort wohnten. Er bot mir an, die Sache zu regeln. Ihm war bewusst, dass er in meiner Schuld stand, weil ich seinen Freikauf aus dem Arthur-Road-Gefängnis veranlasst hatte. Ernst, beinahe schüchtern bot er mir an, die Männer langsam und qualvoll sterben zu lassen, um mir einen persönlichen Gefallen zu tun. Das schien er für das Mindeste zu halten, was er unter den gegebenen Umständen tun konnte. Ich lehnte sein Angebot jedoch ab. Ich musste in Erfahrung bringen, worum es überhaupt ging, und der Sache selbst ein Ende setzen. Sichtlich enttäuscht akzeptierte Rahim meine Entscheidung und führte uns zu dem kleinen Hotel im Fort. Er wartete draußen bei unseren beiden Autos, während wir hineingingen. Salman und Sanjay blieben bei ihm, um die Straße im Auge zu behalten. Sie hatten Weisung, gegebenenfalls die Bullen aufzuhalten oder sie zumindest so lange zu beschäftigen, bis wir das Hotel verlassen hatten.
    Einer von Abdullahs Verbindungsleuten schmuggelte uns flüsternd in ein Zimmer neben dem der Afrikaner. Wenn wir das Ohr an die Wand pressten, konnten wir sie gut verstehen. Sie witzelten herum und unterhielten sich über alle möglichen banalen Dinge. Doch dann machte einer von ihnen eine Bemerkung, bei der sich mir vor Angst die Kopfhaut zusammenzog.
    »Er hat doch diese Medaille um den Hals«, sagte er. »Die ist aus Gold. Die will ich haben.«
    »Mir gefallen seine Schuhe, diese Stiefel, die er immer anhat«, sagte eine andere Stimme. »Die nehme ich.«
    Dann redeten sie über ihren Plan und stritten sich ein wenig. Einer der Männer war besonders energisch. Seinem Vorschlag stimmten die anderen schließlich zu: Sie würden mir vom Leopold’s aus zu dem einsamen Parkplatz vor meinem Haus folgen, mich dort totschlagen und meine Leiche dann fleddern.
    Es war grotesk, in der Dunkelheit zu stehen und mir die Einzelheiten meiner eigenen Ermordung anzuhören. Mein Magen revoltierte, verkrampfte sich in einer Mischung aus Wut und Übelkeit. Ich hoffte auf irgendeinen Hinweis, einen Kommentar zu ihrem Motiv, doch davon war nie die Rede. Abdullah hatte das linke Ohr an die dünne Wand gepresst, ich das rechte. Unsere Augen waren nur eine Handbreit voneinander entfernt. Mein Kopfnicken, das Signal zum Losschlagen, war kaum merklich; Abdullah und ich hätten uns auch kraft unserer Gedanken verständigen können.
    Vikram, Abdullah und ich nahmen Position vor der Zimmertür der Afrikaner ein. Ich hielt einen Hauptschlüssel bereit. Drei … zwei … eins … dann steckte ich den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und drückte vorsichtig gegen die Tür. Sie war nicht

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