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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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darüber nach, wie wenig ich wusste über die Frau, die ich so lange geliebt hatte. »Warum … ich meine, verstehst du, warum sie mir nicht von Khaderbhai erzählt hat? Ich kannte sie so lange, wir haben beide für ihn gearbeitet, und sie hat kein Wort darüber verloren. Ich habe über ihn geredet, aber sie hat nichts dazu gesagt. Sie hat seinen Namen nicht ein einziges Mal erwähnt.«
    »Ich glaube, sie ist einfach sehr loyal ihm gegenüber, weißt du. Ich denke nicht, dass sie dir damit schaden wollte. Sie war immer unglaublich loyal. Ich glaube, er war für sie so was wie ein Vater. Ihr eigener Vater starb, als sie klein war. Und ihr Stiefvater starb, als sie noch ziemlich jung war. Khader tauchte gerade rechtzeitig auf, um sie zu retten, und so wurde er zu einer Vaterfigur für sie.«
    »Du sagtest, er hat sie als Erster kennen gelernt?«
    »Ja, im Flugzeug. Ziemlich wirre Geschichte, so wie Karla sie mir erzählt hat. Sie wusste gar nicht mehr, wie sie überhaupt in dieses Flugzeug gekommen war. Sie flüchtete vor irgendwas, was sie getan hatte, und steckte in gehörigen Schwierigkeiten. Sie ist, glaube ich, mehrere Tage lang durch die Gegend geflogen. Damals war sie dann in einem Flugzeug, das von Singapur nach … ich weiß nicht mehr wohin flog. Und sie muss irgendwie einen Nervenzusammenbruch oder so was gehabt haben, jedenfalls ist sie zusammengeklappt, und dann erinnert sie sich als Nächstes nur daran, wie sie mit Khaderbhai in dieser Höhle in Indien war. Er hat sie dann bei Ahmed gelassen, der sich um sie kümmerte.«
    »Sie hat mir von ihm erzählt.«
    »Ach ja? Sie spricht eigentlich selten darüber. Sie mochte ihn sehr gern. Er hat sich fast ein halbes Jahr um sie gekümmert, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Er hat sie zurückgeholt – ins Licht sozusagen. Die beiden waren sich sehr nah. Ich denke, er war für sie wie ein Bruder.«
    »Warst du mit ihr – ich meine, kanntest du sie schon, als er umgebracht wurde?«
    »Ich weiß nicht, ob er tatsächlich umgebracht wurde, Lin«, erwiderte Khaled stirnrunzelnd. »Ich weiß, dass Karla das glaubt – sie glaubt, Madame Zhou habe ihn und das Mädchen getötet …«
    »Christina.«
    »Ja, Christina. Aber ich kannte Ahmed ziemlich gut. Er war ein sanfter, sensibler Typ, wirklich einer von der Sorte, der sich mit seiner Freundin vergiften würde, wenn es keine Chance für sie gäbe, genau wie in einem romantischen Film. Khader nahm die Sache ganz genau unter die Lupe, weil Ahmed zu seinen Leuten gehört hatte, und er kam zu dem Schluss, dass Zhou nichts damit zu tun hatte. Sie war sauber, was das anging.«
    »Aber Karla wollte das nicht glauben?«
    »Nein. Und überdies hat es sie völlig fertiggemacht. Hat sie dir jemals gesagt, dass sie dich liebt?«
    Ich zögerte; zum einen, weil ich Khaled gerne in dem Glauben gelassen hätte, dass sie es gesagt hatte, um mir einen kleinen Vorteil zu verschaffen; zum anderen aus Loyalität Karla gegenüber – letztlich ging das nur sie etwas an. Doch schließlich entschloss ich mich zu antworten; ich musste wissen, warum er mir diese Frage gestellt hatte.
    »Nein.«
    »Schade«, sagte er schlicht. »Ich dachte, du seist vielleicht derjenige.«
    »Derjenige?«
    »Der ihr helfen kann – der zu ihr durchdringt. Dieses Mädchen hat irgendetwas wirklich Schlimmes erlebt. Viele schlimme Sachen. Und Khader hat alles noch verschlimmert, denke ich.«
    »Wie?«
    »Indem er sie für sich arbeiten ließ. Als er sie kennen lernte, hat er sie gerettet, und er hat sie beschützt vor dem, wovor sie Angst hatte, in den Staaten. Aber dann begegnete sie diesem Typen, einem Politiker, der sich Hals über Kopf in sie verliebte. Khader brauchte den Typen. Deshalb hat er sie überredet, für ihn zu arbeiten, und ich glaube nicht, dass ihr das gutgetan hat.«
    »Was hat sie denn gemacht für Khader?«
    »Du weißt doch, wie schön sie ist – diese grünen Augen und diese weiße Haut.«
    »Ach, Scheiße«, stöhnte ich und erinnerte mich an einen Vortrag von Khader, in dem er sich über das Verbrechen in der Sünde und die Sünde im Verbrechen ausgelassen hatte.
    »Ich weiß nicht, was Khader sich dabei gedacht hat«, fuhr Khaled fort und schüttelte den Kopf. »Es … sah ihm gar nicht ähnlich, mal vorsichtig gesprochen. Ich denke, er glaubte nicht, dass er ihr damit schaden würde. Aber sie ist innerlich irgendwie … gefroren. Es war, als würde ihr eigener Vater … sie zu dieser Scheiße zwingen. Und ich glaube, das

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