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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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zu, doch der Wahrheit noch näher kam wohl die Tatsache, dass ich geschmeichelt gewesen war von seiner Wertschätzung meiner Person: Ghani war neben Khader mein Betreuer im Rat gewesen, und er hatte viel Zeit, Energie und Gefühl investiert in unsere Freundschaft. Und noch etwas mochte mich in Karachi von der richtigen Fährte abgelenkt haben: Ich war erfüllt gewesen von Scham und Rachsucht – ich erinnerte mich daran, wie ich vor der Moschee neben Khaderbhai und Khaled saß und den Blinden Sängern lauschte. Und wie ich im gelben Licht der Laternen Didiers Brief las und beschloss, Madame Zhou zu töten. Ich erinnerte mich, wie ich Khader anblickte und die Liebe in seinen goldenen Augen sah. Konnte ich über dieser Liebe und meinem Zorn etwas so Wichtiges, so Offensichtliches wie Ghanis Verrat übersehen haben? Und wenn ja: Was hatte ich dann noch übersehen?
    »Khader sollte nicht mehr aus Pakistan zurückkommen«, fügte Salman hinzu. »Alle sollten ausgelöscht werden – Khaderbhai, Nasir, Khaled – sogar du. Abdul Ghani hielt das für die ideale Gelegenheit, den ganzen Klan auf einmal loszuwerden – alle Männer im Klan, die nicht auf seiner Seite standen. Aber Khaderbhai hatte seinerseits Freunde in Pakistan. Die warnten ihn, und du warst ohnehin entkommen. Ich denke, dass Abdul von diesem Punkt an wusste, dass er erledigt war. Aber er ließ hier alles beim Alten. Ich schätze, er gab sich der Hoffnung hin, dass ihr alle im Krieg umkommen würdet –«
    Nasir unterbrach ihn, ungeduldig mit dem Englisch, das er verabscheute. Ich glaubte, ihn verstanden zu haben, übersetzte seine Worte und sah Sanjay dabei abwartend an.
    »Khader sagte Nasir, er solle die Wahrheit über Abdul Ghani geheim halten. Er sagte, falls ihm im Krieg etwas zustoße, solle Nasir nach Bombay zurückkehren und ihn rächen. Stimmt das so?«
    »Ja.« Sanjay wiegte den Kopf. »Genau richtig. Und nachdem wir das erledigt hatten, mussten wir noch den Rest der Truppe abservieren, der auf Ghanis Seite stand. Von denen ist jetzt auch keiner mehr übrig. Sind alle tot oder haben sich aus Bombay verdrückt.«
    »Und damit kommen wir zum Punkt«, sagte Salman lächelnd. Dass er lächelte, kam selten vor, doch es war ein gutes Lächeln: das Lächeln eines müden Mannes; das Lächeln eines unglücklichen Mannes; das Lächeln eines harten Mannes. Sein langes Gesicht war ein wenig schief: Ein Auge saß um eine Fingerbreite tiefer als das andere, weil seine gebrochene Nase krumm verheilt war, und ein Mundwinkel hing ein bisschen herunter, weil eine aufgeplatzte Lippe zu straff genäht worden war. Seine Haare saßen wie ein dunkler, runder Heiligenschein auf seinem Kopf und endeten über seinen leicht abstehenden Ohren. »Wir möchten, dass du eine Weile das Ausweisgeschäft übernimmst. Krishna und Villu verlangen es. Sie sind ein bisschen …«
    »Sie drehen vor Angst fast durch«, fiel Sanjay ihm ins Wort. »Sie sind völlig kopflos vor Schiss, weil überall in Bombay Typen zerstückelt wurden – mit Ghani angefangen, während sie da unten in dem Scheißkeller festsaßen. Jetzt ist der Krieg vorbei, und wir haben gesiegt, aber sie fürchten sich immer noch. Wir können es uns nicht erlauben, die beiden zu verlieren, Lin. Wir möchten, dass du mit ihnen arbeitest und sie irgendwie zur Ruhe bringst. Sie fragen ständig nach dir und sagen, dass sie mit dir arbeiten wollen. Die mögen dich, Mann.«
    Ich sah jeden der Männer an und ließ dann den Blick auf Nasir ruhen. Wenn ich die Sache richtig sah, war das ein verlockendes Angebot. Der siegreiche Khader-Klan hatte den Rat wieder einberufen, unter Vorsitz des alten Sobhan Mahmud. Nasir war nun offizielles Ratsmitglied, desgleichen Mahmud Melbaaf. Weitere Mitglieder waren Sanjay und Salman, Farid und drei weitere aus Bombay stammende Dons. Diese sechs Männer sprachen Marathi so fließend wie Hindi und Englisch, was mir einen ganz speziellen Zugang zu ihnen ermöglichte, da ich der einzige Marathi sprechende Gora war, den sie kannten. Sie kannten auch keinen anderen Gora, dem man im Gefängnis in der Arthur Road Fußketten angelegt hatte. Und ich war einer von den Wenigen, die Khaders Krieg überlebt hatten. Sie mochten mich, und sie vertrauten mir. Sie betrachteten mich als Bereicherung. Der Gangster-Krieg war beendet. Mit der neuen Pax Mafia in diesem Teil der Stadt konnte man viel Geld verdienen. Und Geld brauchte ich. Ich hatte von meinen Ersparnissen gelebt und war beinahe pleite.
    »Was genau habt

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