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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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unverbrüchliche Bindung, der sie sich jede Lebensminute bis zu ihrem letzten Atemzug verpflichtet fühlten. In dem feierlichen Ernst beim Handschlag kam diese Haltung zum Ausdruck, doch ich wusste, dass sie von mir nicht dieselbe Einstellung erwarteten. Sie nahmen mich in ihre Reihen auf und arbeiteten mit mir, dem Weißen, dem wilden Gora, der mit Abdel Khader Khan in den Krieg gezogen war, aber sie rechneten damit, dass ich sie über kurz oder lang verlassen und in die Welt meiner Herkunft und meiner Erinnerungen zurückkehren würde.
    Ich rechnete nicht damit, denn ich wusste, dass ich alle Brücken nach Hause hinter mir abgebrochen hatte. Und obwohl ich mir ob der Ernsthaftigkeit der kleinen Zeremonie das Lachen verkneifen musste, war ich mit diesem Handschlag doch offiziell in die Reihen der Berufsverbrecher aufgenommen worden. Bis zu diesem Augenblick hatte ich jegliche kriminelle Tätigkeit nur im Auftrag von Khader Khan ausgeübt. Und so schwer das für jeden Außenstehenden zu begreifen sein mag: In gewisser Weise kann ich aus ganzem Herzen behaupten, dass ich Verbrechen jeder Art aus Liebe zu ihm begangen habe; auch zu meiner eigenen Sicherheit, gewiss, doch in erster Linie um der Vaterliebe wegen, die ich mir von ihm ersehnte. Nun, da Khader nicht mehr da war, hätte ich einen Schnitt machen können. Ich hätte irgendwohin gehen können. Ich hätte irgendetwas ganz anderes tun können. Doch ich entschied mich so. Ich verband mein Schicksal mit dem Schicksal dieser Männer und wurde zum Gangster, nur um des Geldes, der Macht und der Sicherheit willen, die mir die Bruderschaft vermittelte.
    Und gegen das Gesetz zu verstoßen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, hielt mich in Atem und lenkte mich ab; so nachhaltig, dass es mir gelang, die meisten Gefühle vor meinem eigenen Herzen zu verbergen. Nach dem Treffen im Mocambo entwickelte sich alles sehr rasch. Binnen einer Woche hatte Farid neue Räume gefunden. Das zweistöckige Haus, wenige Minuten Fußweg von der Haji-Ali-Moschee im Meer entfernt, war früher eine Zweigstelle der Stadtverwaltung gewesen. Als die Verwaltung in größere Büroräume umgezogen war, hatte man die Meisten der alten Bänke, Schreibtische, Regale und Schränke zurückgelassen. Sie kamen uns sehr gelegen, und ich beaufsichtigte eine Woche lang die Arbeit einer Putztruppe, die jede Oberfläche abstaubte und polierte und die Möbel entsprechend zurechtrückte, um Platz zu schaffen für die Geräte und Lichttische aus Ghanis Keller.
    Unsere Männer luden die Spezialmaschinen nachts in einen Lastwagen und brachten sie in das neue Haus. Die Straße war ungewöhnlich still, als der schwere Laster rückwärts auf die Doppeltüren unseres neuen Gebäudes zufuhr, doch aus der Ferne hörte man Alarmglocken und die Glocken von Feuerwehrautos. Ich blickte in Richtung des Lärms.
    »Muss ein großes Feuer sein«, murmelte ich. Sanjay lachte.
    »Farid hat ein bisschen gezündelt«, antwortete Salman anstelle seines Freundes. »Wir haben ihm gesagt, dass wir keine Zuschauer haben wollen, wenn wir die Geräte in unsere neue Werkstatt schaffen. Deshalb hat er als Ablenkung ein Feuer gelegt. Und deshalb ist es hier so still. Wer nicht schläft, ist dorthin gelaufen.«
    »Er hat eine Konkurrenzfirma abgefackelt«, verkündete Sanjay grin-send. »Jetzt sind wir offiziell deshalb ins Immobiliengeschäft eingestiegen, weil einer unserer größten Konkurrenten wegen Brandschäden dichtmachen musste. Morgen eröffnen wir unser Maklerbüro, nicht weit von hier. Und heute Nacht schleicht hier kein neugieriges Volk rum und beobachtet uns. So hat Farid zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, na ?«
    Während also lodernde Flammen und Qualm den Nachthimmel versengten und etwa einen Kilometer entfernt Glocken und Sirenen schrillten, schafften unsere Männer die schweren Maschinen in die neue Fabrik. Und Krishna und Villu machten sich umgehend an die Arbeit.
    In den Monaten, in denen ich nicht in Bombay gewesen war, hatte Ghani meinen Rat befolgt und den Fälschungsbereich sukzessive erweitert um Führerscheine, Zertifikate, Diplome, Lizenzen, Kreditbriefe, Security-Ausweise und andere Dokumente. In der aufblühenden Wirtschaft der Stadt war dies ein einträglicher Erwerbszweig, und wir arbeiteten oft bis zum Morgengrauen, um die Nachfrage zu befriedigen. Und dieses Gewerbe entwickelte sich fortwährend weiter: Sobald Behörden und andere Organisationen ihre Dokumente veränderten, um unseren Fälschungen

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