Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
Vom Netzwerk:
gebrochen. Das ist deine Schuld, Didier, und es wird sehr, sehr lange dauern, bis ich dir verziehen habe.«
    »Fanatiker«, sinnierte Didier, ohne auf diesen Rüffel einzugehen, »haben immer so etwas krankhaft Sauberes und Starres an sich. Sie sehen aus wie Leute, die nicht onanieren, aber ständig daran denken.«
    »Ach, Didier, dich muss man einfach gern haben«, prustete Lettie. »Obwohl du so eine garstige Made von einem Mann bist.«
    »Nein, du magst ihn ja gerade, weil er so eine garstige Wade von einem Mann ist«, erklärte Ulla.
    »Ich habe Made gesagt, Herzchen, nicht Wade«, korrigierte Lettie sie, noch immer lachend. »Er ist eine garstige Made von einem Mann, keine Wade. Eine garstige Wade wäre auch ziemlich absurd, oder? Wir würden ihn doch nicht lieben oder hassen, bloß weil er eine Wade von einem Mann ist – selbst wenn wir wüssten, was das bedeuten soll …«
    »Für Witze ist mein Englisch manchmal eben nicht gut genug, das weißt du doch, Lettie«, sagte Ulla. »Aber ich finde trotzdem, dass er eine dicke, hässliche, haarige Wade von Mann ist.«
    »Ich kann euch versichern«, beteuerte Didier, »dass meine Waden – wie überhaupt meine ganzen Beine – bildschön sind!«
    Karla, Maurizio und ein Inder Anfang dreißig kamen von der Straße herein, auf der zu dieser Stunde das Nachtleben pulsierte. Maurizio und Modena rückten einen zweiten Tisch an unseren heran. Nun waren wir zu acht und bestellten Essen und Getränke.
    »Lin, Lettie, das ist mein Freund Vikram Patel«, verkündete Karla, als es einen Moment lang ruhiger wurde am Tisch. »Er ist vor ein paar Wochen aus Dänemark zurückgekommen, von einem langen Urlaub. Ich glaube, ihr beiden seid die einzigen, die ihn noch nicht kennen.«
    Lettie und ich stellten uns dem Neuankömmling vor, doch meine Aufmerksamkeit galt in erster Linie Maurizio und Karla. Er saß neben ihr, mir gegenüber, und seine Hand ruhte auf ihrer Rückenlehne. Wenn sie miteinander sprachen, lehnte er sich so nah zu ihr hinüber, dass ihre Köpfe sich beinahe berührten.
    Es gibt ein ganz bestimmtes, finsteres Gefühl – schwächer als Hass, aber stärker als Abscheu –, das hässliche Männer gegenüber schönen Männern empfinden. So unvernünftig und ungerechtfertigt dieses Gefühl auch sein mag – es schlummert immer in uns, lauert im langen Schatten des Neides. Sobald wir uns in eine schöne Frau verlieben, kriecht es hinaus ans Licht und leuchtet uns aus den Augen. Ich schaute Maurizio an, und schon regte sich jenes finstere Gefühl in meinem Herzen. Seine ebenmäßigen weißen Zähne, seine glatte Haut und sein dichtes schwarzes Haar nahmen mich schneller und zuverlässiger gegen ihn ein, als irgendwelche Charakterschwächen es vermocht hätten.
    Und Karla war eine wahrhaft schöne Frau: Ihr hochgestecktes Haar schimmerte wie Wasser, das über schwarze Flusssteine perlt, und ihre klaren grünen Augen strahlten Freude und Ruhe aus. Sie trug einen langärmligen Salwar, der ihr bis unters Knie reichte, und eine Pluderhose aus dem gleichen olivfarbenen Seidenstoff.
    »Es war echt super, yaar«, sagte Vikram gerade, als ich meine Aufmerksamkeit wieder der Unterhaltung zuwandte. »Dänemark ist echt hip und cool. Und die Leute da sind ziemlich kultiviert. Und so was von beherrscht, das glaubt ihr nicht. Ich bin in Kopenhagen in die Sauna gegangen. War ein Riesenladen, yaar, mit einem gemischten Bereich – Männer und Frauen zusammen, und – hey – alle waren splitternackt. Splitterfasernackt, Mann, von Kopf bis Fuß. Und kein Mensch hat irgendwie reagiert. Nicht mal ein verstohlener Blick, yaar, nichts. Indische Männer kämen mit so was nicht klar. Die würden durchdrehen, das kann ich euch sagen.«
    »Bist du denn durchgedreht, Vikram, mein Guter?«, fragte Lettie liebenswürdig.
    »Soll das ein Witz sein? Ich war der einzige Kerl in dem verdammten Laden, der ein Handtuch umgebunden hatte, und der Einzige mit ‘nem Ständer.«
    »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte Ulla, als wir uns wieder beruhigt hatten. Es war eine schlichte Aussage – weder eine Anklage noch eine Bitte um Erläuterung.
    »Hey, yaar, ich bin sage und schreibe drei Wochen lang jeden verdammten Tag da hingegangen«, fuhr Vikram fort. »Ich dachte, wenn ich nur oft genug dort bin, gewöhne ich mich vielleicht dran, so wie all die supercoolen Dänen.«
    »Woran?«, fragte Ulla.
    Vikram blickte sie fragend an, und fuhr dann, zu Lettie gewandt, fort: »Es war sinnlos. Hoffnungslos. Selbst

Weitere Kostenlose Bücher