Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
Verbindungen, die aus bestimmten Hormonen bestehen und ähnlich wie die Nahrung vom Körper verstoffwechselt werden. Allein diese Tatsache zeigt schon, dass Gefühle vergänglich sind. Wie alles andere auch, verändern sie sich permanent. Gefühle kommen und gehen.
Auf Gefühle Einfluss nehmen
Dass Gefühle das Ergebnis von Gedanken sind, haben wir bereits in Kapitel 1 und 3 beschrieben. Testen Sie nun einmal selbst, dass Sie Ihre Gefühle auch über Ihre Gedanken beeinflussen können: Setzen Sie sich hin und denken Sie an etwas Schönes, vielleicht an einen geliebten Menschen oder eine glückliche Situation. Wenn Sie diesem Gedanken Raum geben, entsteht nach etwa einer halben Minute ein gutes Gefühl. Das funktioniert auch umgekehrt, wenn Sie an etwas Negatives denken, etwa was alles Schlimmes passieren könnte, wenn Ihr Kind alleine die Straße überquert. Wenn Sie sich dieser Vorstellung hingeben, werden sorgen- und angstvolle Gefühle nicht lange auf sich warten lassen.
»Jeder ist seines Glückes Schmied.«
[ Sallust ]
Neben dieser Gedanken-Gefühls-Kette entstehen Gefühle auch aus dem Körper heraus. So signalisiert uns der Körper zum Beispiel durch das Hungergefühl, dass wir uns um etwas Essbares kümmern sollen. Ein Gefühl von Müdigkeit lässt uns ins Bett gehen, ein Durstgefühl etwas zum Trinken suchen. Wenn also Gefühle über Gedanken und den Körper entstehen, können wir umgekehrt auch über diese Wege unsere Gefühle beeinflussen und verändern – wenn wir das wollen!
Der Einfluss über den Körper ist bei den körperlichen Bedürfnissen am offensichtlichsten: Um das Hungergefühl zu verändern, essen wir etwas – und rasch wird aus dem Gefühl des Appetits eines der Sättigung. Aber auch auf komplexere Gefühle können wir körperlich Einfluss nehmen. So bessern sich Störgefühle wie Ärger, Unruhe, Wut und Trauer in der Regel dann, wenn wir uns körperlich bewegen, etwa eine Runde um den Block laufen, Sport treiben oder Qigong-Übungen praktizieren. Gerade den Körperübungen kommt eine wichtige Bedeutung zu, denn durch sie können wir beschleunigt und ganz gezielt auf unsere Gefühle einwirken. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel »Den Körper kräftigen« ab ( > ).
Störgefühle erkennen
Unter Störgefühlen verstehen die Buddhisten, auch die der Shaolin-Tradition, alle starken, »anhaftenden und ablehnenden« Gefühle (egal ob sie ursprünglich positiv oder negativ besetzt sind), bei denen wir keine freie Wahl mehr haben. Störgefühle sind Gefühle, denen wir ausgeliefert sind, die wir (kurzfristig) kaum oder nicht mehr unter Kontrolle haben. Wie erläutert, zählen dazu alle Gefühle, die uns zu etwas hinziehen (»hin zu«) oder von etwas abstoßen (»weg von«), also alles, was uns aus unserer Mitte (Gelassenheit) bringt. Das können auf der einen Seite Aversionen wie Ärger, Eifersucht, Neid, Ekel, Hass oder Wut sein, auf der anderen Seite starke Wünsche wie bei Gier, Sucht und heftigem Verlangen. Beispiele solcher Störgefühle sind ärgerliche oder neidische Ablehnung und Abwertung eines Mitmenschen oder das starke Verlangen nach einer Zigarette, nach Sex oder Schokolade. Obwohl uns die Letzteren ursprünglich Genuss bereiten, werden sie durch ein starkes und unkontrolliertes Verlangen zu Anhaftungen, die uns aus unserer inneren Ruhe, unserer eigenen Mitte bringen. Dadurch verlieren wir Energie, Fokus und innere Stärke!
Es gibt aber noch eine ganze Bandbreite weiterer Störgefühle, die zwar nicht so extrem, aber trotzdem störend sind – und zwar sowohl für uns, als auch für unsere Umgebung. So erzeugen innere Unruhe, Ungeduld, Hektik, Trägheit, Rechthaberei oder ein anhaltendes Genervtsein ein permanentes emotionales »Hintergrundrauschen«, das wie die Gedankenflut in unserem Kopf letztlich Leid erzeugt.
INFO
Sündhafte Störgefühle
Nicht nur der Buddhismus, auch das Christentum kennt Störgefühle. Hier werden sie »Die sieben Todsünden« genannt: Hochmut, Geiz (Habgier), Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Dass diese Laster oder schlechten Charaktereigenschaften, aus denen die eigentlichen Sünden entstehen, selbst als »Sünden« bezeichnet werden, entspricht dem westlichen Denken, das starke Gefühle und Begierden von vornherein negativ bewertet, diese (konsequenterweise) ausschalten möchte und sie deshalb zu Sünden erklärt. Mit dieser Einstellung ist eine Kultur des Verdrängens verbunden, die symptomatisch für unsere westliche
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