Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
zu können: 1. Das Gefühl, mit unserem Körper und der Welt verbunden zu sein, befähigt uns auch, dauerhafte Beziehungen mit anderen einzugehen. Wir spüren ein Urvertrauen in uns, und auf dessen Basis fühlen wir uns sicher genug, um eine gesunde Unabhängigkeit zu leben. 2. Das Loslassen sorgt für diese Unabhängigkeit und unser Wachstum. Wir wissen, was wir brauchen, und wir können für unsere Bedürfnisse sorgen und uns nähren. Wir können »Nein« sagen und Grenzen setzen. Wir können ohne Furcht unsere Meinung mitteilen.
Das Gefühl der Verbundenheit
Wie die Gehirnforschung herausgefunden hat, ist die erste Grunderfahrung, die das menschliche Gehirn macht, das Gefühl der Verbundenheit. Bereits im Mutterleib lernen wir die Erfahrung der Verbundenheit kennen: Wir sind über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden und liegen geschützt und geborgen im warmen Fruchtwasser. Wie existenziell diese Erfahrung ist, zeigt sich, wenn während der Schwangerschaft Traumatisierungen stattfinden, etwa die Vergewaltigung der Mutter. Solche Ereignisse führen oft zum Absterben des Fetus. Der Organismus stirbt lieber, als diese traumatische Grunderfahrung ins Leben mitzunehmen.
ÜBUNG
Wie fühlt sich meine Verbundenheit an?
Erinnern Sie sich an eine konkrete Situation, in der Sie sich besonders verbunden oder geborgen gefühlt haben. Oder stellen Sie sich die Frage, was für Sie Verbundenheit, Geborgenheit oder Zugehörigkeit ist. Versuchen Sie bei den ersten Bildern oder Gefühlen zu bleiben, die dabei aufkommen, vielleicht ein geliebter Mensch, die eigenen Kinder oder eine Situation mit den Eltern aus der eigenen Kindheit. Vielleicht assoziieren Sie auch ein Naturerlebnis, etwa mit wärmender Sonne in einer friedvollen Umgebung. Geben Sie Ihrer Imagination Raum in Ihnen und spüren Sie: Wie fühlt es sich im Körper an, wenn Sie die Situation vor Ihrem Inneren ausbreiten? Ist es Weite in der Brust, Wärme im Bauch, Offenheit im Herzen? Welche Informationen über die abgespeicherte Verbundenheit sendet der Körper?
Folglich können fast alle Menschen aus dieser Quelle der Verbundenheit als Kernressource schöpfen. Sie ist in uns, und wenn auch manchmal verschüttet, so eben doch »irgendwo« vorhanden. Wir können sie wiederentdecken und immer wieder anzapfen – und so starke positive Gefühle erzeugen, die uns innerlich stärken und ein Gegengewicht zu den Störgefühlen darstellen. Die Übung zeigt Ihnen, wie Sie dabei vorgehen können.
Mithilfe der Kraft von Gedanken und Vorstellungen können wir diese Kernressource der Verbundenheit immer wieder abrufen und uns so stärken. Ähnlich wie beim Vokabellernen speichert unser Gehirn auch Gefühle durch häufige Wiederholung ab. Der Lernerfolg ist umso höher, je deutlicher wir ein attraktives Ziel vor Augen haben und unser Tun als sinnhaft einstufen. So wie wir zum Beispiel Vokabeln lernen und wiederholen, weil wir die Sprachkenntnisse im nächsten Jahr für eine lang ersehnte Reise nutzen möchten, machen wir die Übungen, damit wir positive Gefühle erzeugen und an innerer Stärke gewinnen. Die Veränderung unserer Innenwelt wird uns gelingen, wenn wir einen starken Anreiz haben und die Sinnhaftigkeit unserer Mühen erkennen. So können wir unserem Gehirn ein Gegenmittel gegen das Gift der Störgefühle anbieten.
Dabei hilft es nicht, von einem Störgefühl sofort auf ein positives Gefühl umzuspringen – das wäre lediglich eine Verdrängung. Wie oben beschrieben, müssen wir zuerst annehmen, was ist, Gefühle wirklich spüren und beobachten, welche Reaktionen sie in uns, in unsrem Körper auslösen – ohne sie immer wieder durch Gedanken anzufachen. Auf die Art wird ein Gefühl, ähnlich der Nahrung, die wir aufnehmen, »verstoffwechselt«. Es wird zunehmend weniger, und wir können es, mit etwas Geduld, zunehmend loslassen. Mit der Zeit setzt sich ein neuer Cocktail an Hormonen zusammen, und eine neue Gefühlsmischung entsteht. Die Reihenfolge dieses Prozesses ist dabei immer gleich: Das Störgefühl ist da, es ist okay, wir nehmen es an, und es wird weniger.
Verbundenheit auch wieder loslassen
Selbstverständlich kann die Urerfahrung der Verbundenheit nicht die einzige Kernressource bleiben – sonst wären wir, tatsächlich und im übertragenen Sinn, nie abgenabelt. Dazu braucht es, wie schon erwähnt, die Fähigkeit des Loslassens. Schon im Mutterleib werden die Weichen für unsere kommende Unabhängigkeit gestellt, indem wir in einem atemberaubenden
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