Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke
(Einkäufe, Telefonate etc.) in eine Stunde unserer Chronos-Zeit. Wir nutzen die günstigen Kairos-Momente nicht, indem wir eine störungsfreie Stunde am Vormittag (die geistige »Primetime«!) vertrödeln oder nicht trinken, obwohl wir Durst haben. Wir leben gegen unsere Äon-Zeit, indem wir mit 71 erstmals ein intensives Marathontraining angehen oder mit 28 eine Stelle wollen, die großer Seniorität bedarf.
Wenn wir allerdings bewusst und aufmerksam auf solche Verfehlungen in unserem Umgang mit der Zeit achten, ruhig unseren Weg gehen und warten, bis unsere Intuition, unser Bauchgefühl, von innen heraus meldet, wann die Zeit reif ist, können wir die Kairos-Momente erkennen, nutzen und die Früchte – Geduld, Gelassenheit und genügend Chronos-Zeit – ernten. Wir verabschieden uns vom Mangel und gewinnen innere Stärke!
Regelmäßig Rituale pflegen
Natürlich ist es nicht immer möglich, Dinge zum subjektiv richtigen Zeitpunkt zu tun, weil wir in bestimmte Rahmenbedingungen eingebunden sind. Dann können wir im Büro vielleicht keinen Mittagsschlaf halten, obwohl unser Körper danach verlangt. Oder wir können keinen Abendspaziergang machen, weil wir unsere Kinder noch ins Bett bringen müssen. Aber so gut es geht, sollten wir dennoch versuchen, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige, das Passende zu tun. Das heißt vor allem, den Tag so zu strukturieren, wie es unserem persönlichen Rhythmus und unseren Bedürfnissen am nächsten kommt. Sonst schwimmen wir – bildlich gesprochen – allzu oft gegen die Strömung und verbrauchen dabei sehr viel Kraft.
Unser Vorhaben können wir sehr gut mit Ritualen unterstützen. Beispielsweise können wir uns angewöhnen, regelmäßig jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Glas warmen Tee zu trinken und zehn Minuten lang Qigong-Übungen zu praktizieren. Und abends können wir zehn Minuten vor dem Schlafengehen eine Metta-Meditation machen oder unsere Achtsamkeit üben, indem wir unsere Gedanken wahrnehmen, sie annehmen und vorbeiziehen lassen. Auf diese Art schaffen wir den äußeren Rahmen und die innere Ruhe für einen nährenden, stärkenden Umgang mit der Zeit.
Planen und trotzdem flexibel bleiben
Auch innerhalb dieses Rahmens können wir durch eine sinnvolle Planung dafür sorgen, dass wir möglichst häufig die richtigen Zeitpunkte für uns nutzen. Wissen wir zum Beispiel, dass wir vor allem morgens frisch und konzentrationsfähig sind, legen wir uns die entsprechenden Tätigkeiten in diese Phase. Gehören wir zu den Menschen, die vor allem nachmittags ihre geistigen Höhenflüge erreichen, reservieren wir uns die Zeit dafür eben am Nachmittag. Wichtig ist natürlich, dass wir uns selbst sehr gut kennen (siehe Kapitel 2 und 5), um die für uns passende Zeiteinteilung zu finden.
Zudem können wir uns entsprechende Freiräume einrichten, das heißt, nicht den ganzen Tag, nicht jede Stunde zu verplanen, sondern uns Flexibilität zu erhalten, um unvorhergesehenen Dingen, spontanen Impulsen und körperlichen oder geistigen Bedürfnissen Zeit geben zu können. Solche »Zeitpuffer« sind ein wichtiges Mittel, um den Alltag zu entstressen und zu entschleunigen und damit auch, uns innerlich Kraft zu verleihen.
Regelmäßigkeit und Rituale sowie Planung und Flexibilität helfen uns dabei, die Kairos-Momente nicht zu versäumen und unsere innere Balance zu stärken. Die Chinesen symbolisieren diese Ausgeglichenheit mit dem bekannten Yinund-Yang-Prinzip (siehe Info).
INFO
Das Prinzip von Yin und Yang
Die Chinesen glauben, dass sich die Welt durch die Urkräfte Yin und Yang offenbart. Sie sind davon überzeugt, dass wir nur dann glücklich und erfolgreich sein können, wenn wir mit diesen kosmischen Kräften im Einklang leben. Beide Kräfte werden als gleichwertig betrachtet, kein Pol soll dominieren, sie sollen sich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Gegensätze heben sich also nicht gegenseitig auf – wie das aus westlicher Sicht oft angenommen wird. In der östlichen Vorstellung erwecken und ergänzen sie einander und ermöglichen dadurch Wandel und Entwicklung.
Alles um uns herum lässt sich dem Yin- oder Yang-Prinzip zuordnen. Überall in der Natur zeigt sich der ständige Wechsel von Yin und Yang: Tag und Nacht, Sommer und Winter, Ebbe und Flut, Trockenheit und Nässe. Bei uns Menschen ist es zum Beispiel Wachheit und Müdigkeit, Hunger und Sättigung, Wärme und Kälte, Freude und Leid, Leben und Tod. Hier findet sich auch wieder die Zeitqualität
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