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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Lederkanne, als erwarte er fast, daß der unerwünschte Besucher plötzlich um die Ecke auftauchte. »Ich muß noch im Süden ein wenig mehr verdienen und hier noch ein paar Krüge leeren – nicht wahr, Tarys?« sagte er zu dem hübschen Mädchen mit dem langen schwarzen Zopf und einem Halsband aus Silbermünzen, das einen Teller mit Eiern in Sauerrahm vor ihn hinstellte.
    »Ja, wahrscheinlich«, antwortete sie, »außer du kommst bei einer deiner Reisen in den Süden ums Leben. Profit, Profit – vielleicht gehst du einmal nach Zeray, nur des Profits wegen.«
    »Ja – vielleicht!« machte er ihr nach, um sie zu necken, und legte eine Reihe ausländischer Münzen, eine unter jedem Finger, auf den Tisch, damit sie sich nähme, was er schuldig war. »Bediene dich. Warum nimmst du jetzt nicht mich anstelle des Geldes?«
    »So schlecht geht es mir noch nicht«, erwiderte das Mädchen, nahm drei von den Münzen und kam zu der Sitzbank. Ihre Augenlider waren mit Indigoblau gefärbt, und sie hatte ein Sträußchen rot blühender Tectrons an ihr Leibchen gesteckt. Sie lächelte Mollo und Elleroth zu, ein wenig unsicher, denn wie sollte sie sie ansprechen – einerseits waren sie Fremde und offenbar Herren, andererseits hatten sie aber ihren kleinen Flirt mit dem Karawanenführer mit angesehen.
    »Guten Morgen, mein liebes Kind«, sagte Elleroth, als wäre er ihr Großvater; aber zugleich blickte er sie von oben bis unten mit sichtlicher Bewunderung an, was sie noch verlegener machte. »Ich möchte wissen, ob ihr richtigen Wein habt, vielleicht aus Yeldashay oder wenigstens aus Lapan? Was man an einem solchen Morgen trinken muß, ist Sonnenschein.«
    »So etwas haben wir schon lange nicht mehr gehabt, Herr, leider«, antwortete das Mädchen. »Das macht der Krieg, wißt Ihr. Wir können ihn nicht bekommen.«
    »Ich bin sicher, du unterschätzt die Bestände dieses prächtigen Lokals«, bemerkte Elleroth und legte unauffällig zwei Zwanzigmeldstücke in ihre Hand. »Und du kannst ihn ja in einen Krug gießen, so daß kein anderer weiß, was darin ist. Frag deinen Vater. Bring uns einfach den besten, den ihr habt, er muß nur – äh – aus der Vorbärenzeit sein, verstehst du, aus der Vorbärenzeit. Wir werden schon erkennen, ob er aus dem Süden stammt.«
    Zwei Männer kamen durch den Kettenvorhang im Eingang und riefen dem Mädchen lächelnd etwas auf Shistol zu.
    »Du mußt wohl viele Sprachen lernen, wenn du so viele Bewunderer hast?« fragte Mollo.
    »Nee, die müssen meine lernen, sonst bin ich fertig mit ihnen«, meinte sie lächelnd und nickte Elleroth zu zum Zeichen, daß sie tun werde, was er verlangt hatte.
    »Nun, ich sehe, die Welt braucht noch ziemlich viel zu trinken«, sagte Elleroth; er lehnte sich auf der Sitzbank zurück, ergriff eine eingelegte Eierfrucht und steckte die Hälfte in den Mund. »Wie schade, daß so viele ungestüme Jungen hartnäckig darauf bestehen! Paßt es dir übrigens, wenn wir weiter Yeldashay sprechen? Ich bin des Beklanischen überdrüssig, und bei Deelguy komme ich leider nicht mit. Ein Vorteil dieses Lokals ist, daß es keinem besonders auffallen würde, nehme ich an, wenn wir uns unterhielten, indem wir einander niederhusteten oder mit großen Zahnstochern auf den Tisch schlügen. Für die wird ein wenig Yeldashay nicht aus dem alltäglichen Rahmen fallen.«
    »Dieser Junge«, sagte Mollo, »du hast ihm Geld gegeben, nachdem er mein Messer gestohlen hatte. Und was war das für ein Loch in seinem Ohr? Du schienst genau zu wissen, wonach du suchtest.«
    »Hast du keine Ahnung, Provinzstatthalter?«
    »Keine.«
    »Möge sie dir noch lange erspart bleiben. Du hast in Deelguy diesen Lalloc kennengelernt, sagtest du mir. Jetzt möchte ich wissen, hast du je von einem gewissen Genshed gehört?«
    »Nein.«
    »Verflucht sei der Krieg!« schrie ein Mann, der soeben hereingekommen war, offensichtlich als Antwort auf eine Bemerkung des Wirts, der mit zusammengepreßten Lippen, hochgezogenen Schultern und beiderseits ausgestreckten Händen vor ihm stand. »Bring uns irgendwas, nur beeile dich. In einer halben Stunde muß ich wieder fort nach Süden.«
    »Was gibt es Neues vom Krieg?« rief Elleroth quer durch den Raum.
    »Ach, jetzt ist Frühling, da wird es wieder harte Zeiten geben, Herr«, antwortete der Mann. »Vom Süden wird jetzt nichts mehr heraufkommen – nein, nicht in den nächsten Monaten, glaube ich. General Erketlis ist auf dem Marsch – wie ich höre, wird er wahrscheinlich

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