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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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besiegen können wir ihn nicht – oder doch sicherlich nicht entscheidend. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich nehme an, du hast als Jüngling gerungen, bist um die Wette gelaufen und dergleichen. Erinnerst du dich an die Fälle, da du wußtest, daß der andere stärker war als du? Erketlis ist ein ungewöhnlich guter General, und die meisten seiner Leute haben in der früheren südlichen Aufklärungsarmee gedient. Viele glauben, daß sie für Heim und Familie kämpfen, und nehmen willig sehr harte Bedingungen dafür in Kauf. Sie sind nicht wie wir, Eindringlinge, die sich in ihren Hoffnungen auf schnellen Profit enttäuscht sehen. Unsere Männer merken nun schon seit langem, daß ihnen etwas durch die Lappen gegangen ist. Im Süden ist irgendwelcher Proviant immer leicht aufzutreiben. Wir können Erketlis’ Armee nicht der Verpflegung berauben, und viel mehr als das sucht sie nicht. Aber ihre Gegenwart bedeutet für uns Schwierigkeiten. Solange sie unbesiegt bleiben, sind sie ein Brennpunkt der Unzufriedenheit für das ganze Reich von Gelt bis Lapan – ich denke an die alten Heldril-Sympathisanten und andere. Erketlis braucht sich nur im Feld zu halten, wir aber müssen mehr tun: wir müssen ihn besiegen, bevor wir dem beklanischen Volk Frieden und Wohlstand wiedergeben können, die wir ihm genommen haben. Und die schlichte Wahrheit ist, Kelderek, daß ich keine Gründe – keine militärischen Gründe – für die Annahme habe, daß wir dazu imstande sind.«
    Der Mann auf dem Schlangenturm begann plötzlich zu winken und zeigte nach Süden. Dann formte er die Hände zum Sprachrohr, rief etwas nach unten und verschwand vom Balkon.
    »Ged-la-Dan wird vor Ablauf einer Stunde hier sein«, sagte Kelderek. »Hast du ihm von alldem etwas gesagt?«
    »Nein, aber ich habe keinen Grund zu glauben, daß er über unsere militärischen Aussichten glücklicher ist als ich.«
    »Wie steht es mit der Hilfe, die wir morgen von den Ratsdelegierten erwarten?«
    »Sie wird, wie immer sie ausfallen mag, nicht ausreichen. Sie hat bis jetzt noch nie genügt. Du mußt verstehen, daß wir uns augenblicklich in Lapan gerade noch halten, so gut es geht. Nicht wir, sondern Erketlis beabsichtigt anzugreifen.«
    »Kann er das?«
    »Er hat, wie du weißt, vor kurzem eine Streitmacht aus Deelguy erhalten, die von einem Baron geführt wird, von dessen Unternehmungen der König nichts zu wissen vorgibt. Gerüchtweise verlautet, daß Erketlis sich jetzt für stark genug hält, um Ikat zu decken und uns zugleich anzugreifen, und daß er weiter nach Norden vorzudringen plant als je vorher.«
    »Bis Bekla?«
    »Das würde, meine ich, von seinem Erfolg abhängen, sobald er den Angriff begonnen hat. Ich persönlich glaube, daß er Bekla seitlich liegen lassen und versuchen könnte, in dem Gebiet nordöstlich davon seine Stärke zu zeigen. Angenommen, zum Beispiel, er hat den Leuten aus Deelguy gesagt, er werde sie auf ihrem Marsch nach Hause durch den Norden führen, wobei sie möglichst viel Schaden anrichten sollen? Angenommen, sie würden darauf ausgehen, den Stausee in Kabin zu zerstören?«
    »Könntest du sie nicht daran hindern?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich möchte dir vorschlagen, Kelderek – und wenn du es übel aufnimmst, habe ich es nie vorgeschlagen –, daß du dich für einen von zwei Wegen entscheidest. Der erste wäre, daß wir unverzüglich einen Frieden mit Erketlis aushandeln. Unsere Bedingungen wären, daß wir Bekla behalten, zusammen mit den Nordprovinzen und so vielen Gebieten im Süden, wie wir bekommen können. Das würde sicher bedeuten, daß wir Yelda, Belishba und wahrscheinlich Lapan aufgeben müßten, und natürlich auch Sarkid. Aber wir hätten Frieden.«
    »Und der zweite?«
    Zum erstenmal wandte sich Zelda um und blickte Kelderek voll ins Gesicht; seine dunklen Augen und der Bart waren von dem roten Mantelkragen umrahmt. Langsam zog er sein Messer heraus und hielt es einen Augenblick zwischen Finger und Daumen; dann ließ er es mit der Spitze nach unten fallen, so daß es zitternd in der Erde steckenblieb. Er rümpfte die Nase und schnüffelte, als spüre er Brandgeruch, zog das Messer heraus und schob es in die Scheide zurück. Kelderek verstand die Anspielung.
    »Ich wußte von Anbeginn – ja, in jener Nacht –, daß du irgendwie Ortelgas Geschick in Händen hattest. Noch ehe du mit Bel-ka-Trazet nach Quiso fuhrst, war ich sicher, daß du gesandt wurdest, uns Glück und Macht zu bringen. Als später die

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