Shardik
Sommerfeldzug. Es war auch wenig genug, was sie beizutragen bereit waren – wir sind keine reiche Provinz, das waren wir nie. ›Keine Sorge‹, sagte ich, ›ich werde die in Bekla überzeugen – ich werde erreichen, daß euch die Zahlungen für den Krieg nicht ruinieren.‹ Was, meinst du, werden sie jetzt sagen? Daß ich hinausgeworfen wurde, weil ich nicht genug aus der Provinz herauspressen konnte – «
»Vielleicht ist das richtig.«
»Aber zum Henker, hier hat mich noch keiner gefragt, wieviel wir beitragen werden, wie soll das also möglich sein? Aber was immer der Grund ist, die Gutsbesitzer in Kabin werden überzeugt sein, daß ich sie auf die eine oder andere Weise im Stich gelassen habe – daß ich mich falsch verhalten habe, so ist es –, und nun soll ich durch jemanden ersetzt werden, der nicht einmal ein Einheimischer ist und der sie skrupellos rupfen wird. Wer wird mir glauben, wenn ich erzähle, daß ich keine Ahnung habe, warum die Ernennung nicht bestätigt wurde? Ich kann noch von Glück sagen, wenn mir niemand nach dem Leben trachtet. Nicht daß mich das besonders stören würde. Kennst du einen besseren Weg, um jemanden wirklich zornig zu machen, als ihm etwas zu versprechen und es ihm dann fortzunehmen?«
»Auf Anhieb nicht. Aber mein lieber Mollo, was hast du erwartet, als du dich mit dieser Bande, den Bärenjungs, einließest? Es wundert mich, daß du nicht von Anfang an mit dieser Möglichkeit gerechnet hast.«
»Aber hast nicht auch du dich mit ihnen eingelassen?«
»Keineswegs – eher das Gegenteil. Damals, als sie plötzlich über eine verblüffte Welt hereinbrachen, war ich schon Statthalter von Sarkid, und als sie kamen, unterzogen sie mich einer gründlichen Prüfung und beschlossen daraufhin, mich auf meinem Posten zu belassen; ob das klug war, bleibt allerdings noch abzuwarten. Aber zu ihnen zu gehen, wie du es tatest, mit der Mütze in der Hand und sie geradezu um eine nette, einträgliche Anstellung zu bitten, ihnen praktisch deine Hilfe für die Niederwerfung Santils und die Förderung des Sklavenhandels anzubieten… Und überdies sind sie so entsetzlich langweilig. Weißt du, gestern abend habe ich mich in der Stadt nach dem Schauspiel erkundigt. ›Ah nein‹, sagt mir der alte Knabe, den ich fragte, ›das alles wurde jetzt für die Kriegsdauer abgestellt. Man sagt uns, es wäre dafür kein Geld vorhanden, aber wir sind sicher, es ist, weil die Ortelganer das Schauspiel nicht verstehen und weil es zum Crankult gehörte.‹ Als er mir das sagte, war ich wirklich höchst verdrossen.«
»Tatsache ist aber doch, Elleroth, daß deine Stellung als Statthalter von Sarkid in Shardiks Namen bestätigt wurde. Das kannst du nicht leugnen.«
»Das leugne ich auch nicht, lieber Freund.«
»Ist denn der Sklavenhandel unter Shardik besser als vor zehn Jahren, zur Zeit, als wir beide an Santils Seite kämpften?«
»Sollte das eine ernstgemeinte Frage sein, so verdient sie doch bestimmt keine ernste Antwort. Aber weißt du, ich bin kein Menschenbeglücker – bloß ein Gutsbesitzer, der ein leidlich friedliches Leben führen und genug verdienen will, um davon zu leben. Es ist furchtbar schwierig, die Leute dazu zu bringen, ihre Befriedigung in ordentlicher Arbeit zu finden, wenn sie glauben, daß sie oder ihre Kinder vielleicht in ein Sklavenkontingent gepreßt werden könnten. Es scheint sie erstaunlicherweise zu beunruhigen. Das schlimme an der Sklaverei ist, daß sie eine so kurzsichtige Politik darstellt – ein schlechtes Geschäft. Aber man kann doch schwerlich so weit gehen, seinen angestammten Besitz aufzugeben, nur weil ein zweifelhafter Bär sich um die Ecke eingemietet hat.«
»Aber warum bist du wirklich persönlich für die Angelegenheiten des Bären hierhergekommen?«
»Vielleicht ebenso wie du, um für meine Provinz ein möglichst gutes Abkommen zu erzielen.«
»Kabin hegt im Norden; es muß bei Bekla bleiben. Lapan aber ist eine Südprovinz – eine umstrittene Provinz. Du könntest dich offen für Erketlis erklären – abfallen und halb Lapan mitnehmen.«
»Mein Gott, ja, das könnte ich. Warum habe ich daran noch nie gedacht?«
»Gut, du machst dich über die Sache lustig, aber ich finde sie nicht so amüsant, kann ich dir sagen. Was mich stört, ist nicht der Verlust des Gouverneurpostens, aber ich kann es nur schwer vertragen, daß man mich vor allen, die ich seit meiner Jugend kenne, als Narren hingestellt hat. Kannst du dir das nicht vorstellen? ›Da
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