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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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und vor Gesetzesbruch abzuschrecken, ist es am besten, wenn er einen grausamen Tod erleidet, denn solche Menschen haben keine Phantasie und führen selbst ein hartes, rauhes Leben. Ihnen erscheint ein schneller Tod nicht als Härte. Der Mann muß gedemütigt und seiner Würde beraubt werden, dann erst können ihre armseligen Gemüter eine Lektion begreifen. Bei Menschen der besseren Klasse liegt die Sache anders. Wenn wir einen Mann wie Elleroth von Sarkid foltern, wird sein Mut wahrscheinlich Bewunderung und Mitleid erregen, und viele der Delegierten, Männer von Rang, könnten sogar letzten Endes Verachtung für uns empfinden. Obgleich es nicht mehr als gerecht ist, daß er sterben muß, töten wir einen solchen Mann mit Bedauern – das müssen wir bekanntmachen. Es ist deine Sache, Kelderek, aber da du mich fragst, würde ich dir raten, ihn mit einem Schwert köpfen zu lassen. Bei einem Mann von Elleroths Ansehen wird es genügen, daß wir ihn überhaupt hinrichten.«
    »Gut. Er wird in der Halle, in Gegenwart unseres Herrn Shardik, hingerichtet werden.«
    »Noch etwas muß ich dir sagen. Das Feuer hat großen Schaden angerichtet, bevor wir es löschen konnten. Balthis sagt, das Dach ist schlimm zugerichtet, und es wird einige Zeit erfordern, es zu reparieren.«
    »Kann er das am besten beurteilen? Ist kein anderer hinaufgestiegen, um es sich anzusehen?«
    »Das weiß ich nicht, Kelderek. Du vergißt die Nachricht vom Krieg, die ich dir brachte. Alles geht drunter und drüber, und um diese Angelegenheit mußt du dich nun selbst kümmern. Unser Herr Shardik ist dein Geheimnis, und du hast bewiesen, daß du es verstehst. Über das Dach kann ich dir nur sagen, was mir der Mann berichtete. Ordne die Sache, wie du es für richtig hältst, nur laß Elleroth vor allen Delegierten hinrichten. Und nun leb wohl. Und behüte die Stadt so gut, wie du unseren Herrn Shardik behütet hast, dann wird vielleicht noch alles gut werden. Bete um die Niederlage von Erketlis und warte auf Nachricht.«
    Er ging, und Kelderek, von Schmerzen gequält und völlig erschöpft, konnte kaum lange genug wach bleiben, bis seine Wunden frisch verbunden waren, dann schlief er wieder ein.
    Am nächsten Tag machte er sich aber schon Sorgen, daß er seine Aufgabe verzögerte, die er gern bald hinter sich gehabt hätte; er schickte nach dem Stadtgouverneur und dem Kommandeur der Garnison und machte sich daran, seine Weisungen zu erteilen. Er war entschlossen, die Hinrichtung in der Halle und in Shardiks Gegenwart stattfinden zu lassen, denn er empfand es als gerecht und richtig, daß Elleroth am Schauplatz seines Verbrechens sterben sollte. Auch würde er selbst, meinte er, dort mehr als irgendwo als Shardiks Vertreter wirken, versehen mit der unerbittlichen und göttlichen Autorität, die dem Mann zukommt, der einen Adeligen und den erblichen Statthalter einer Provinz, die doppelt so groß wie Ortelga war, hinrichten ließ.
    Das Hallendach war zwar, wie ihm mitgeteilt wurde, stark beschädigt und könnte erst repariert werden, wenn einige mächtige Holzbalken gebracht würden, um die beiden mittleren Dachbalken auszutauschen, aber es war doch so weit verläßlich, daß eine Versammlung ohne Gefahr abgehalten werden konnte.
    »Meiner Ansicht nach, Herr«, sagte Balthis und wandte sich dabei halb dem neben ihm stehenden beklanischen Baumeister zu, dessen Einverständnis er suchte, »ist es stark genug, außer es käme zu wirklich heftiger Beanspruchung – durch Tumult, Kämpfe oder dergleichen. Das Dach ruht auf den Mauern, versteht Ihr, aber die Dachsparren – das heißt die Querhölzer – sind durch den Brand so beschädigt, daß manche davon vielleicht starken Erschütterungen nicht standhalten könnten.«
    »Wäre ein Schreien vielleicht gefährlich«, fragte Kelderek, »oder das Sträuben eines Mannes?«
    »Ach nein, Herr, da müßte schon viel mehr geschehen, damit sie nachgeben. Sie würden höchstwahrscheinlich noch monatelang halten, selbst wenn die Balken nicht repariert werden; allerdings würde es durch die Löcher regnen.«
    »Also gut«, sagte Kelderek, »du kannst gehen.« Er wandte sich dann an den Gouverneur und sagte: »Die Hinrichtung findet morgen früh in der Halle des Königlichen Hauses statt. Du wirst dafür sorgen, daß nicht weniger als hundertfünfzig ortelganische und beklanische Herren und Bürger anwesend sind – wenn möglich mehr. Keiner darf Waffen tragen, und die Provinzdelegierten müssen voneinander getrennt und

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