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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Verbrechens und das gegen dich ausgesprochene Urteil vernommen. Dieses Urteil, das nun vollstreckt werden muß, ist barmherzig, wie es Beklas Macht und unseres Herrn Shardiks göttlicher Majestät zusteht. Doch als weiteren Beweis dieser Barmherzigkeit und der Macht Shardiks, unseres Herrn, der seine Feinde nicht zu fürchten braucht, ermächtige ich dich jetzt zu sprechen, wenn dich danach verlangt. Danach wünschen wir dir einen tapferen, würdevollen und schmerzlosen Tod und rufen alle zu Zeugen an, daß unsere Gerechtigkeit nichts mit Grausamkeit zu schaffen hat.«
    Elleroth schwieg so lange, daß Kelderek schließlich aufblickte, doch wieder begegnete er nur dem starren Blick des Verurteilten und erkannte, daß er wohl nur darauf gewartet hatte. Dennoch empfand er keinen Zorn, auch nicht, als er den Blick wieder senkte und Elleroth auf beklanisch zu sprechen anhub.
    Seine ersten Worte klangen hoch und dünn, von Atempausen unterbrochen, aber er faßte sich bald und fuhr in einem angestrengten, jedoch festeren Ton fort, der immer kräftiger wurde:
    »Beklaner, Provinzdelegierte und Ortelganer. Euch allen, die ihr hier versammelt seid in Nebel und nördlicher Kälte, um mich sterben zu sehen, danke ich, daß ihr meinen Worten zuhört. Doch wenn ein Toter spricht, müßt ihr euch darauf gefaßt machen, nur einfache Worte zu hören.«
    In diesem Augenblick kam Shardik wieder zu den Stangen, erhob sich unmittelbar hinter Elleroth auf seine Hinterbeine und blickte aufmerksam in die Halle. Die Glut des Kohlenbeckens warf ein gelbes Licht auf seinen zottigen Pelz, so daß Elleroth vor einer hohen, vom Feuer beleuchteten, überlebensgroßen Tür zu stehen schien, die die Form eines Bären hatte. Einige Soldaten blickten, zurückschreckend, über ihre Schultern und wurden durch einen leisen Befehl ihres Offiziers zurechtgewiesen. Elleroth wandte den Kopf nicht und achtete nicht darauf.
    »Ich weiß, daß manche hier stehen, die ihre Freundschaft zu mir vorbehaltlos eingestehen würden, wüßten sie nicht, daß mir das nichts nützen würde; ich befürchte aber, daß manche von euch insgeheim enttäuscht und vielleicht – einige wenige – sogar beschämt sind, weil sie sehen, wie ich, der Statthalter von Sarkid, hier als Verbrecher und Verschwörer zum Tode geführt werde. Euch sage ich, daß mein so schändlich erscheinender Tod von mir nicht als solcher empfunden wird. Weder Mollo, der Tote, noch ich, der ich nun sterben werde, haben einen Eid gebrochen, den wir unseren Feinden geleistet hätten. Wir haben nicht gelogen und keinen Verrat begangen. Der Mann, den ich getötet habe, war ein Soldat, bewaffnet und im Dienst. Das Schlimmste, was man von uns sagen kann, ist, daß ein armes Mädchen, das in dieser Halle Wachdienst machte, niedergeschlagen und schwer verwundet wurde; und das bedaure ich, obwohl nicht ich den Schlag führte, aufrichtig. Ich muß euch aber sagen und sage es ganz offen: was Mollo und ich unternahmen, war eine kriegerische Handlung gegen Rebellen und Räuber und gegen einen abergläubischen, grausamen und barbarischen Kult, in dessen Namen böse Taten begangen wurden.«
    »Ruhe!« rief Kelderek, seine Stimme übertönte das Flüstern und Murmeln hinter ihm. »Kein Wort mehr davon, Graf Elleroth, sonst zwingst du mich, deiner Rede ein Ende zu machen.«
    »Ich bin bald am Ende«, erwiderte Elleroth. »Wenn du es bezweifelst, Bärenzauberer, frag doch die Einwohner von Gelt oder jene, die sich an den anständigen, ehrlichen Gel-Ethlin und seine Leute erinnern können – frag sie. Du kannst auch in deiner Nähe suchen und jene fragen, welche auf den Hängen des Crandor Galgen für Kinder aufstellten. Sie werden dir sagen, wie rasch deine Ortelganer einem Mann – oder einem Kind – die Luft rauben können, die er zum Atmen braucht. Nichtsdestoweniger will ich darüber nichts mehr sagen, denn ich habe gesagt, was ich wollte, meine Worte wurden vernommen, und ich muß noch etwas anderes erwähnen, bevor ich sterbe. Es ist etwas, das nur mein eigenes Haus und meine Familie betrifft und das Haus in Sarkid, dessen Oberhaupt ich bald nicht mehr sein werde. Deshalb werde ich in meiner Sprache sprechen – wenn auch nur kurz. Ich bitte alle jene, die mich nicht verstehen werden, um Geduld. Die mich verstehen, bitte ich um Hilfe nach meinem Tod. Denn obgleich es durchaus unwahrscheinlich ist, wäre es doch möglich, daß irgendwo, irgendwie sich für einen von euch die Chance ergibt, mir zu helfen, wenn ich

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