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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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so arbeiten wie er. Die Knaben werden kastriert und an – nun ja, an Leute verkauft, die sie kaufen wollen. Und die Mädchen – ich glaube – ich glaube, für die Mädchen muß es noch schlimmer sein.«
    »Aber hier sind keine Mädchen – nur diese Kleine.«
    »Früher waren Mädchen dabei. Ich will dir erzählen, was geschehen ist, nachdem ich eingefangen wurde. Genshed zog nach Osten weiter – er ging nicht zurück nach Paltesh. Wir erfuhren natürlich nie, warum, aber ich vermute, daß ganz Sarkid hinter ihm her war, um mich zu suchen. Alle Wege nach Paltesh dürften überwacht worden sein. Als wir nach Ost-Lapan kamen, hatte er über fünfzig Kinder beisammen, Knaben und Mädchen. Da war ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, sie hieß Reva – ein nettes, scheues Mädchen, das noch nie von daheim fort gewesen war. Ich habe nicht erfahren, wieso sie an Genshed verkauft wurde. Schreihals und Bled, die haben sie – du weißt schon.«
    »Das ließ Genshed zu?«
    »O nein, sie sollten es natürlich eigentlich nicht tun. Aber er ist ihrer nicht ganz sicher, verstehst du. Auf einer Expedition kann er ohne sie nicht auskommen, und außerdem wissen sie zuviel – wahrscheinlich könnten sie ihn, wenn sie wollten, den Behörden ausliefern. Genshed verwendet keine Aufseher wie andere Sklavenhändler. Er kennt da einen besseren Trick. Er sucht sich besonders grausame oder herzlose Jungen aus und schult sie als Aufseher. Sobald er wieder in Terekenalt ist, glaube ich, entledigt er sich ihrer und holt sich neue für die nächste Reise. So habe ich zumindest gehört.«
    »Warum arbeiten sie dann für ihn?«
    »Teils weil es besser ist, ein Aufseher zu sein als ein Sklave, aber das ist nicht alles. Er hat Gewalt über die Jungen, die er aussucht, weil sie ihn bewundern und so sein wollen wie er.«
    »Und das Mädchen, von dem du mir erzählt hast?«
    »Sie beging Selbstmord.«
    »Wie?«
    »Eines Nachts, als Bled mit ihr zusammen war. Es gelang ihr, ihm das Messer aus dem Gürtel zu ziehen. Er war zu sehr beschäftigt, um es zu merken, und sie erstach sich.«
    »Schade, daß sie nicht ihn erstach und dann davonlief.«
    »Das wäre Reva nie eingefallen. Sie war hilflos und außer sich.«
    »Wo habt ihr den Vrako überquert?« fragte Kelderek. »Und wie, da wir schon davon sprechen?«
    »Wir trafen in Ost-Lapan mit einem anderen Sklavenhändler zusammen – ein gewisser Nigon, der eine ortelganische Handelsgenehmigung besaß. Ich hörte, wie Nigon Genshed warnte, daß Santils Armee in Eilmärschen nach Norden käme, und er solle verschwinden, solange er noch könnte. Nigon selbst wollte nach Bekla zurückkehren.«
    »Er kam aber nicht bis dorthin. Er wurde von den Truppen aus Yeldashay gefangengenommen.«
    »Wirklich? Das freut mich. Nun, es hatte keinen Sinn für Genshed, nach Bekla zu kommen. Er hatte keine Genehmigung, verstehst du, deshalb ging er, wohin er konnte – nach Toniida. Wir liefen wie ein Waldbrand, aber jedesmal, wenn wir haltmachten, hörten wir, daß die Truppen aus Yeldashay uns näher gekommen waren.«
    »Wie konnte das kleine Mädchen hier am Leben bleiben?«
    »Sie wäre in wenigen Tagen gestorben, aber ich trug sie fast die ganze Zeit – ich und ein anderer Junge namens Hase. Ich bin ihr gegenüber eidlich verpflichtet, weißt du. Sie ist die Tochter eines unserer Pächter daheim. Mein Vater würde von mir erwarten, daß ich mich um jeden Preis um sie kümmere, und das tat ich.«
    Der junge Bled war ihnen nachgekommen, und sie wanderten einige Zeit schweigend weiter. Kelderek sah, wie die Kinder vor ihnen mit gebeugten Köpfen vorwärts hinkten und stolperten, wortlos und apathisch wie Vieh. Als Bled weiter nach vorn ging und seinen Stock durch die Luft pfeifen ließ, hob keiner den Blick.
    »Als wir in die Nähe von Thettit-Tonilda kamen, erfuhr Genshed, daß die Truppen aus Yeldashay schon westlich von uns waren und weiter nach Norden marschierten. Sie hatten uns praktisch von Gelt und Kabin abgeschnitten. In Thettit verkaufte er alle Mädchen außer Shara; er wußte, daß sie den von ihm geplanten Marsch nicht überleben könnten.«
    Shara regte sich und wimmerte an Keldereks Schulter. Radu beugte sich vor, streichelte sie und flüsterte in ihr Ohr – vielleicht einen den beiden wohlbekannten Scherz, denn die Kleine kicherte, versuchte zu wiederholen, was er gesagt hatte, und verfiel wieder in leichten Schlaf.
    »Warst du jemals in der Gegend nördlich von Toniida?« fragte der Junge.
    »Nein

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