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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Knien neben dem Bett vor und legte ihre Hand auf die seine.
    »Ich bin wirklich, keine Erscheinung«, flüsterte sie, »aber du sollst dich nicht aufregen. Du bist krank – Wunden und Erschöpfung. Kannst du dich erinnern, wie schlecht es dir ging?«
    Er antwortete nicht, führte nur ihre Hand an die Lippen. Nach einer Weile sagte sie: »Erinnerst du dich, wie du hierher kamst?«
    Er versuchte, den Kopf zu schütteln, gab es aber auf und schloß vor Schmerzen die Augen. Dann fragte er sie: »Wo bin ich?«
    »Der Ort heißt Tissarn – ein Fischerdorf, ganz klein – kleiner als Lak.«
    »Nahe – nah von dort, wo – «
    Sie nickte. »Du kamst zu Fuß hierher – die Soldaten brachten dich. Kannst du dich nicht daran erinnern?«
    »An nichts.«
    »Du hast dreißig Stunden geschlafen. Willst du wieder schlafen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Brauchst du etwas?«
    Er lächelte schwach. »Schick mir lieber die alte Frau.«
    Sie erhob sich. »Wie du willst.« Doch dann lächelte sie ihm über die Schulter zu und sagte: »Als ich herkam, warst du schmutzig – aber so etwas bemerkt doch in Tissarn kein Mensch! Ich zog dich aus und wusch dich von Kopf bis Fuß. Aber ich schick sie dir doch, wenn dir das lieber ist.«
    »Bin ich gar nicht erwacht?«
    »Sie sagte mir, sie habe dir ein Schlafmittel gegeben. Ich verband auch deinen Arm wieder; sie hatten es viel zu eng gemacht.«
    Später, als es Abend wurde und die Enten in den Spiegelbildern des Daches zu platschen und zu jagen begannen – es wurde ihm klar, daß die Hütte fast unmittelbar über dem Wasser stehen mußte –, kam sie wieder, um ihn zu füttern, und setzte sich dann neben ihn ans Bett. Sie trug, wie ein Mädchen aus Yeldashay, das lange blaue Metlan, ein unter dem Busen gerafftes, bodenlanges Kleid. An ihrer Schulter steckte eine schöne Spange mit einem Emblem – die Ähren von Sarkid, in Silber gearbeitet. Seinem Blick folgend, lachte sie, nahm die Spange ab und legte sie auf das Bett.
    »Nein, ich habe meine Zuneigung nicht geändert. Nur gehört das zu einem anderen Teil der Geschichte. Wie geht es dir jetzt?«
    »Ich bin schwach, habe aber weniger Schmerzen. Erzähle mir alles. Weißt du, daß unser Herr Shardik tot ist?«
    Sie nickte. »Man hat mich zu dem Felsen geführt, um seine Leiche zu sehen. Was soll ich sagen? Ich habe um ihn geweint. Wir dürfen jetzt nicht davon sprechen – vor allem mußt du dich jetzt ausruhen und dich nicht beunruhigen.«
    »So wollen mich denn die Yeldashayer nicht töten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dessen kannst du sicher sein.«
    »Und die Tuginda?«
    »Bleib ruhig hegen, und ich werde dir alles erzählen. Die Soldaten aus Yeldashay kamen am Morgen nach deiner Abreise nach Zeray. Wenn sie dich dort gefunden hätten, wärst du zweifellos getötet worden. Sie durchsuchten die Stadt nach dir. Es war Gottes Fügung, daß du zur rechten Zeit fortgegangen warst.«
    »Und ich – ich fluchte ihm für diese Gnade! Hat sie denn Farrass hierhergebracht? «
    »Nein, Farrass und Thrild bekamen, was sie verdienten. Sie trafen die Truppe aus Yeldashay auf halbem Weg nach Kabin und wurden zurückgebracht unter dem Verdacht, flüchtige Sklavenhändler zu sein. Ich mußte mich für sie verwenden, erst dann ließen die Soldaten sie frei.«
    »Ich verstehe. Und du selbst?«
    »Das Haus des Barons wurde von einem Offizier von Elleroths Stab requiriert – von einem Mann namens Tan-Rion.«
    »Ich hatte in Kabin mit ihm zu tun.«
    »Ja, das sagte er mir, aber das war später. Zuerst war er kalt und unfreundlich, bis er hörte, daß unsere kranke Frau die Tuginda aus Quiso war. Darauf stellte er uns alles, was er hatte, zur Verfügung – Ziegen und Milch, Hühner und Eier. Die Soldaten aus Yeldashay scheinen es sich im Feld recht gut gehen zu lassen, aber sie kamen ja nur aus Kabin, das sie, soviel ich verstehen konnte, anscheinend gründlich ausgebeutet haben.
    Als erstes erzählte mir Tan-Rion, daß mit Bekla ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde und daß Santil-ke-Erketlis mit Zelda und Ged-la-Dan in einem Ort unweit von Thettit verhandelt. Soviel ich weiß, ist er noch immer dort.«
    »Warum schicken dann die Yeldashayer Truppen über den Vrako? Warum?« Er hatte noch immer Angst.
    »Reg dich nicht länger auf, Liebling, beruhige dich, und ich werde es dir erklären. Es stehen alles in allem nur zweihundert Mann aus Yeldashay diesseits des Vrakos, und Tan-Rion sagte mir, daß Erketlis davon erst erfuhr, als sie Kabin verlassen

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