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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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hatten. Er war es nämlich nicht, der den Befehl erteilte, verstehst du.«
    Sie hielt inne, aber Kelderek war gehorsam und sagte kein Wort mehr.
    »Elleroth erteilte den Befehl aus eigener Initiative. Er erklärte Erketlis, das habe er aus zwei Gründen getan: erstens um flüchtige Sklavenhändler zu fangen, insbesondere Lalloc und Genshed – die schlimmsten von allen, wie er sagte, und er sei entschlossen, sie zu erwischen –, und zweitens, um dafür zu sorgen, daß jemand die Leute aus Deelguy empfing, wenn es ihnen gelang, den Fluß zu überqueren. Er wußte, daß sie die Arbeiten für die Fähre in Angriff genommen hatten.«
    Neuerliche Pause; und wieder schwieg Kelderek.
    »Elstrit kam tatsächlich nach Ikat, weißt du. Ich hätte mir denken können, daß es ihm gelingen würde. Er übergab Erketlis die Botschaft des Barons, und der Einfall der Fähre gefiel anscheinend dem Anführer der Abteilung aus Deelguy, die bei Erketlis stand, so gut, daß er sofort an den König von Deelguy Nachricht sandte, man solle Pioniere ans Ostufer des Telthearnas, gegenüber von Zeray, schicken und versuchen, die Fähre in Gang zu bringen. Ich nehme an, er dachte, daß Verstärkungen von Deelguy, die zu der Armee nach deren Marsch nach Norden stoßen sollten, die Überquerung der Gelter Berge vermeiden könnten. Jedenfalls waren das die Männer, die wir beide damals am Nachmittag vom Dach aus sahen. Sie sind noch dort, aber als ich fortging, hatte noch niemand die Durchfahrt überquert. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, wie man es schaffen soll.
    Elleroth hatte aber einen dritten und, wie Tan-Rion mir sagte, wichtigeren Grund – jedenfalls war er für ihn persönlich wichtiger. Er wollte seinen armen Sohn finden, oder wenn ihm das nicht gelang, wollte er unbedingt alles Erdenkliche versucht haben. Insgesamt waren bei der Kompanie aus Sarkid, die nach Zeray kam, acht Offiziere, die alle, bevor sie Kabin verließen, Elleroth geschworen hatten, sie würden seinen Sohn finden, und wenn sie auch jeden Fußbreit Boden in der Provinz durchsuchen müßten. Nach vierundzwanzig Stunden in Zeray hatten sie alles herausbekommen, was es zu erfahren gab – nämlich daß Genshed nicht dort war und daß ihn niemand gesehen oder von ihm gehört hatte –, und machten sich auf den Weg stromaufwärts. Sie hatten schon bei ihrem Anmarsch eine Abteilung nach Norden geschickt, um den Linsho-Durchlaß zu sperren. Er muß zwei Tage, nachdem du aus Zeray weggingst, geschlossen worden sein.«
    »Dann war es nur gerade noch zur rechten Zeit«, sagte Kelderek.
    »Ich ging mit den Soldaten aus Yeldashay nach Norden, und zwar auf den ausdrücklichen Befehl der Tuginda. Gegen Abend, an dem Tag deiner Abreise, gewann sie das Bewußtsein wieder. Sie war sehr schwach, und damals befürchteten wir natürlich noch, das Haus könnte von den Schurken überfallen werden, die sie verwundet hatten. Sobald aber die Yeldashayer kamen und die Angst, ermordet zu werden, von uns genommen war, begann sie, wieder Pläne zu machen. Sie ist sehr stark, weißt du.«
    »Das weiß ich – wer sollte es besser wissen?«
    »In der Nacht vor dem Abmarsch der Soldaten aus Zeray sagte sie mir, was ich zu tun hätte. Da Ankray und zwei Offiziere bei ihr blieben, meinte sie, sei sie völlig in Sicherheit; und ich müsse nach Norden gehen. Ich erinnerte sie daran, daß keine andere Frau im Hause war.
    ›Dann kannst vielleicht du oder Tan-Rion mir aus Lak ein ordentliches Mädchen schicken‹, sagte sie, ›du aber mußt sicher nach Norden gehen, meine Liebe. Die Yeldashayer suchen nicht Shardik; sie suchen Elleroths Sohn. Wir aber, du und ich, wissen, daß Shardik ebenso wie Kelderek irgendwo zwischen hier und Linsho umherwandern. Kein Mensch kann sagen, welcher von Gott geweihte Tod unserem Herrn Shardik bestimmt ist, doch der kommt. Was Kelderek anlangt, der ist in großer Gefahr; und ich weiß so gewiß, als hättest du es mir erzählt, wie es zwischen dir und ihm steht. Die Soldaten aus Yeldashay halten ihn und Shardik für ihre Feinde. Du wirst als Freundin und zugleich als Priesterin gebraucht, und wenn du mich fragst, was du tun sollst, so antworte ich: Gott wird es dir offenbaren.‹
    ›Priesterin?‹ sagte ich. ›Du nennst mich eine Priesterin?‹
    ›Du bist eine Priesterin‹, antwortete sie. ›Ich sage, daß du eine Priesterin bist, und du hast eine Vollmacht von mir, als solche zu handeln. Als meine Priesterin sollst du mit den Soldaten nach Norden gehen und

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