Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
sich um ihn kümmern soll. Sie scheint ehrlich zu sein.«
    Etwas später hörten sie, daß unten Männer eintraten, dann sprach Tan-Rion ein paar schnelle Worte, die sie nicht verstehen konnte. Kurz darauf erschien er oben auf der Leiter, gefolgt von Radu. Beide blieben wartend stehen und blickten hinunter auf jemanden, der nach ihnen heraufkam. Es dauerte ein wenig, dann kletterte Elleroth in den Raum, streckte seine unbehandschuhte Hand nach Hilfe aus und stieg dann von den Sprossen.
    Kelderek und Melathys erhoben sich und standen nebeneinander, als der Statthalter von Sarkid und seine Begleiter auf sie zukamen. Elleroth, der so sauber und tadellos gekleidet war wie bei ihrem letzten Zusammentreffen in Kabin, reichte Kelderek die Hand, die dieser nach kurzem Zaudern ergriff, wenn er auch den Blick des anderen nur zögernd erwiderte.
    »Heute treffen wir als Freunde zusammen, Crendrik«, sagte Elleroth. »Das heißt, wenn du dazu so bereit bist wie ich.«
    »Dein Sohn ist mein Freund«, sagte Kelderek. »Das kann ich wahrhaft sagen.«
    »Das hat er mir erzählt. Ich habe noch wenig darüber gehört, aber ich weiß, daß du bei seiner Verteidigung verwundet wurdest und daß du ihm wahrscheinlich das Leben gerettet hast.«
    »Was geschah«, sagte Kelderek zögernd, »war – war verworren. Aber es war unser Herr Shardik, der sein Leben opferte – er war es, der uns alle rettete.«
    »Auch das hat Radu mir erzählt. Nun, ich merke, daß ich noch viel zu hören haben werde – und vielleicht auch zu lernen.« Er lächelte Melathys zu.
    »Kelderek, unser Herr, war schwer krank«, sagte sie, »und ist noch immer schwach. Ich glaube, wir sollten uns hinsetzen. Es tut mir nur leid, daß dieses Quartier so unbequem ist.«
    »In den zwei letzten Nächten war ich noch schlimmer untergebracht«, antwortete Elleroth munter, »und es erschien mir keineswegs als Mühsal, das versichere ich dir. Du bist wohl eine Priesterin aus Quiso, nehme ich an.«
    Melathys war ein wenig verlegen, und Kelderek antwortete statt ihrer.
    »Das ist die Priesterin Melathys, die von der Tuginda aus Quiso als ihre Stellvertreterin gesandt wurde, um die letzten Zeremonien für unseren Herrn Shardik zu leiten. Die Tuginda wurde in Zeray verwundet und liegt noch immer krank dort.«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Elleroth, »denn sie wird als heilkundige Frau von Ikat bis Ortelga hoch geschätzt. Aber auch sie nahm zu viele Gefahren auf sich, als sie den Vrako überquerte. Hätte ich, als sie mich in Kabin aufsuchte, gewußt, daß sie nach Zeray zu gehen gedachte, so hätte ich das verhindert. Hoffentlich ist sie bald wieder gesund.«
    »So walte Gott«, antwortete Melathys. »Als ich sie verließ, war sie außer Gefahr, und es ging ihr bereits besser.«
    Sie setzten sich zusammen auf die groben Bänke in dem Korridor mit dem Blick auf den Telthearna; einer von Tan-Rions Soldaten brachte Nüsse, Schwarzbrot und Wein. Elleroth, der vor Erschöpfung nahe dem Zusammenbruch schien, drückte Besorgnis wegen Keldereks Wunden aus und erkundigte sich nach den Bestattungszeremonien für Shardik.
    »Deine Soldaten taten, was sie konnten, um uns zu helfen«, sagte Kelderek. »Sie und die Dorfbewohner.« Er wollte vermeiden, über die Einzelheiten der Zeremonie ausgefragt zu werden, und fuhr fort: »Du bist aus Kabin hierher marschiert? Du mußt ein sehr schnelles Tempo angeschlagen haben. Es ist doch erst vier Tage her, daß unser Herr Shardik starb.«
    »Die Nachricht kam noch am selben Abend stromabwärts nach Zeray«, antwortete Elleroth, »und erreichte mich am nächsten Mittag in Kabin. Für einen Mann, dessen Sohn und Erbe tot war und wieder lebendig wurde, war ein Marsch von neunzig Kilometern in zweieinhalb Tagen langsam, aber es ist ein rauhes Land, in dem man schwer vorankommt, wie du wohl selbst weißt.«
    »Aber du bist noch kaum eine Stunde in Tissarn«, sagte Melathys. »Du hättest essen und ruhen sollen, bevor du dir die Mühe machtest hierherzukommen.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Elleroth, »ich wäre schon früher hier gewesen, bin aber so eitel, daß ich mir die Zeit nahm, mich zu waschen und umzuziehen, wenn ich auch gestehen muß, daß ich nicht wußte, ich würde eine der schönen Priesterinnen von Quiso treffen.«
    Melathys lachte wie ein Mädchen, das gewohnt ist, geneckt zu werden und es zu vergelten.
    »Warum dann die Eile? Sind Yeldashayer Adelige immer so förmlich?«
    »Yeldashay, Saiyett? Ich bin aus Sarkid mit den Ähren.« Dann

Weitere Kostenlose Bücher