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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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lächelte für sich beim Gedanken, daß Elleroth in der verzweifelten Eile zum Abmarsch auf Kabin auf die Nachricht hin, daß sein Sohn am Leben sei, noch Zeit gefunden hatte, Befehl zu erteilen, man solle genug von dem Wein mitnehmen. Daß Elleroth, abgesehen von seiner aristokratisch betonten Gleichgültigkeit, ein edles und ehrliches Herz hatte, dafür hatte er genug Beweise, unter anderen den, daß er, Kelderek, noch lebte; auch war er selbst nicht so neidisch oder kleinlich, um zu denken, daß Reichtum und Stil unbedingt von Teilnahmslosigkeit gegenüber den Gefühlen ärmerer Menschen zeugten. Zwar war Elleroth ein Adeliger, aber er besaß auch das Pflichtgefühl eines Adeligen, und zwar in beträchtlich wärmerem Maße als Ta-Kominion oder Ged-la-Dan. Ihm wären seine Soldaten in die Streels von Urtah gefolgt. Dennoch fühlte sich Kelderek, trotz aller wirklichen Dankbarkeit für diesen Mann, der die frühere Feindschaft aufgegeben und ihn als Freund und Gast behandelte, nicht im Einklang mit Elleroths gleichmäßiger Selbstbeherrschung, mit dem ruhigen, gesetzten Ton seiner Stimme und seiner Fähigkeit, Keldereks ziemlich redselige Gesprächsart in seinen Stil objektiver, unpersönlicher Deutung umzuwandeln. Er war überaus höflich und rücksichtsvoll gewesen, für Kelderek jedoch verriet sein Sprechen und Benehmen ein wenig den Ton des Gesandten, der halbzivilisierte Ausländer pflichtgemäß bewirtet. Lag vielleicht ein geheimer Zweck hinter seiner Einladung? Doch welcher Zweck sollte das sein, da doch nun alles gelöst und abgemacht war? Radu war am Leben – und Shardik war tot. Zwischen Ikat und Bekla herrschte Frieden, Melathys und ihm stand es frei zu gehen, wohin sie wollten. Auch Schreihals und die Sklavenkinder waren frei – frei wie Fliegen, frei wie Herbstblätter oder wie Aschenstäubchen im Wind. Nein, nun gab es keine Knäuel mehr zu entwirren.
    Es war ein Glück, dachte er, daß zumindest Melathys Freude an dem Beisammensein hatte. Wenn er an alles dachte, was sie gelitten hatte, war sie in einer Hinsicht glücklich zu nennen, denn trotz ihrer Ergebenheit für die Tuginda und ihrer Entschlossenheit, ihren vor langer Zeit erfolgten Verrat an Shardik zu sühnen, war sie doch nicht für die Zurückgezogenheit einer Inselpriesterin geschaffen. Im Augenblick flirtete sie mit Tan-Rion – und hänselte ihn damit, daß sie nach Sarkid kommen und alles erzählen werde, was er auf dem Feldzug getan habe. Kelderek empfand keinerlei Eifersucht, er war nur froh. Er kannte sie als warmherzig, munter, sogar leidenschaftlich. Sie hatte ihre eigene Art, das Böse zu überwinden, das ihr angetan worden war, und inzwischen konnte er sich in Geduld fassen, trotz des beginnenden Verlangens, das ihm verriet, daß sich wenigstens sein Körper erholte.
    Ja, überlegte er, sein Körper erholte sich. Das würde sein Herz schwerlich tun. Er hatte in die Tiefe eines Streels, tiefer als Urtah, geblickt, ein Teufelsloch, in dem Shara sinnlos ermordet lag und Schreihals sich fluchend umhertrieb. Das war die Welt der Menschen – die Welt, die Elleroth vor allem in Form von Herrscherproblemen mit Gesetz und Ordnung sah; die Welt, in der unser Herr Shardik sein heiliges Leben gegeben hatte, um durch menschliche Selbstsucht und Nachlässigkeit zur Sklaverei verurteilte Kinder zu retten.
    Elleroth sprach nun wieder vom politischen Gleichgewicht zwischen Ikat und Bekla, von den Friedensaussichten und der Notwendigkeit, alle noch bestehenden feindlichen Gefühle zwischen den beiden Völkern zu überwinden. Wohlstand, sagte er, sei ein großer Herd- und Herzenswärmer, und bei dieser selbstverständlichen Wahrheit konnte Kelderek ruhig zustimmend nicken. Dann schaltete Elleroth eine Pause ein und blickte, gleichsam überlegend, zu Boden. Er schwenkte den in seinem Becher verbliebenen Weinrest hin und her, winkte aber dem aufmerksamen Soldaten ab, der ihn mißverstand und herantrat, um den Becher nachzufüllen; bald darauf entließ er ihn. Als der Mann hinausging, blickte Elleroth lächelnd auf und sagte:
    »Nun, Crendrik – oder Kelderek Zenzuata, wie ich dich nach Melathys’ Ansicht nennen sollte –, du hast mir viel zu denken gegeben; oder jedenfalls habe ich nachgedacht, und du hast viel damit zu schaffen.«
    Ein wenig unsicher, aber durch den Wein aus Ikat gestärkt, antwortete Kelderek nichts; doch er war wenigstens imstande, den Blick seines Gastgebers höflich erwartungsvoll und mit einer gewissen Fassung zu

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