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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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seiner Sprache ›Tiltharna‹ nennt), wo es Wald und felsiges Buschland gibt – eigentlich eine Fortsetzung des Geländes an der Westgrenze vom Reich Eurer Majestät, nur wilder und, soweit wir gesehen haben, unbewohnt. Natürlich gibt es keine Straßen, und wir sind auf keinen einzigen Pfad gestoßen. Bei einem großen Teil der Reise mußten wir absteigen und die Pferde zusammen mit den Packmaultieren an der Hand führen, so steinig und unsicher war der Boden. Wir sahen auch kein Fahrzeug auf dem Fluß, das überraschte uns aber nicht, da, wie Eure Majestät weiß, noch nie ein Boot aus dem Land stromaufwärts nach Zakalon gekommen ist. Der Führer sagt uns, daß unterhalb seines Landes eine Klamm liege (er nannte sie Bereel), voll von Stromschnellen und halb überspülten Felsen, so daß es unmöglich ist, auf dem Flußweg zu uns zu reisen. Die Tatsache, daß dieser Mann und seine Begleiter die ganze Reise zu Fuß gemacht haben – da der Gebrauch von Pferden seinem Volk unbekannt ist –, zeigt meiner Ansicht nach teils, daß das unbekannte Land, in das wir nun reisen, ein hartes und entschlossenes Volk hervorbringt, teils, daß die Einwohner – oder einige davon – begierig sind, Handelsbeziehungen mit uns aufzunehmen.
    Wir überquerten zwei Zuflüsse des Varins über Furten, und zwar, da wir auf beide nahe der Mündung stießen, mit einigen Schwierigkeiten. Tatsächlich verloren wir bei der zweiten Überquerung ein Maultier und eines unserer Zelte. Das war vorgestern, und bald darauf verließen wir die waldige Wildnis und kamen in die Wüste, durch die wir nun reisen. Es ist ein Land mit Dornbüschen und feinem Flugsand – für Pferde und Maultiere schlecht gangbar – und schwarzen Felsen, die ihm ein abschreckendes Aussehen verleihen. Es gibt hier ein flachleibiges, stachelbeiniges Tier, ein Mittelding zwischen Krabbe und Spinne, etwa mannsfaustgroß, das langsam über den Sand kriecht. Anscheinend ist es harmlos, aber ich hätte es lieber nicht gesehen. Zum Trinken verwenden wir das Wasser des Varins, aber es ist sandig und warm, denn die Wüste verliert sich in Teiche und seichte Tümpel, hinter denen der richtige, strömende Fluß mehr oder minder unzugänglich ist. Laut Angaben unseres Führers bildet dieses Land den südlichsten Teil eines Landes namens Deelguy – soweit ich verstehen kann, ein halb barbarisches Königreich von räuberischen Kriegern und Viehdieben, die zwischen Wäldern und Hügeltälern leben. Das bewohnte Deelguy liegt jedoch gut fünfundzwanzig Kilometer weiter nördlich. In Wahrheit scheint diese Wüste, ein Land, das keiner haben will, dem Namen nach dem Gebiet des Königs von Deelguy anzugehören, eines Monarchen, dessen Grenzen (und Autoritätsbereich) jedenfalls von unklarer Ausdehnung sind.
    Eure Majestät erinnert sich gewiß, daß Tan-Rion, unser jetziger Führer, bei der Audienz mit Euch zu verstehen gab, er komme aus einem Land jenseits des Varins, das über Mittel für den Handel verfüge; die Räte Eurer Majestät und, wie ich zugebe, auch ich fanden es kaum glaublich, daß es ein solches Land geben könne, ohne daß wir früher davon Kenntnis hatten. Die Schwierigkeit dieser Reise sowie der Umstand, daß es den Einwohnern erst im letzten Jahr gelang, eine Überquerung des Varins an einer von Zakalon erreichbaren Stelle zu ermöglichen, machen dies jedoch glaubhafter für mich; kurz, ich bin allmählich überzeugt, daß sich dieses Land sehr wohl, wie Ihr sagtet, als reich an Schätzen erweisen könnte, die unsere Beachtung verdienen. Tan-Rion hat – wenn ich ihn recht verstanden habe – Bergwerksbetriebe für die Gewinnung von Eisen und mehreren Edelsteinarten beschrieben, ebenso Holzschnitz- und Bildhauerarbeiten – allerdings muß ich gestehen, daß ich nicht genau weiß, um welche Art von Produkten es sich handelt. Er sprach auch von Getreide, Wein und Vieh. Ich glaube, vieles von den möglichen Handelsobjekten wird entweder bis zum Bau einer Straße oder bis zum Ausbau eines Wasserweges zurückgestellt werden müssen. (Es könnte sich später als möglich erweisen, Güter über den Varin zu schaffen und sie dann wieder an einer geeigneten Stelle auf diesem Ufer, unterhalb der Stromschnellen, zu verschiffen.) Was den Tauschhandel anlangt, darf ich Eure Majestät daran erinnern, daß das ganze Land offensichtlich nichts von Pferden weiß und keiner dieser Leute jemals die See gesehen hat.
    Ich kann zum Glück sagen, daß ich in ihrer Sprache ein wenig

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