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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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ließ Angelleine und Köder zurück und ging zu Dirions Haus. Melathys erwartete ihn an der Tür, sie trug ihr Yeldashayer Metlan mit dem Kornährenemblem.
    »Du hast Elleroth verpaßt«, sagte sie, »den Statthalter persönlich. Er hat uns für heute abend zum Essen eingeladen und gesagt, er hoffe sehr, du würdest nicht zu müde sein. Es kommt sonst niemand, und er freut sich darauf, dich zu sehen, das bedeutet wohl, daß es eine dringende Einladung ist.« Dann sagte sie noch: »Er blieb eine Weile hier in der Erwartung, du würdest zurückkommen, und ich – ich benutzte die Gelegenheit, um ihm zu erzählen, wie es zwischen uns beiden steht. Ich nehme an, er wußte es bereits, er war aber so höflich vorzugeben, daß es ihm neu sei. Ich erzählte ihm, wie ich nach Zeray kam und von Bel-ka-Trazet. Er fragte, was ich nun vorhätte, und ich erklärte – oder versuchte zu erklären –, was unseres Herrn Shardiks Tod für uns bedeutet. Ich sagte ihm, du seist der festen Meinung, daß eine Rückkehr nach Bekla für dich nie mehr in Frage kommen könne.«
    »Ich freue mich, daß du es ihm gesagt hast«, meinte Kelderek. »Du sprichst mit ihm und seinesgleichen unbeschwerter, als ich es je könnte. Das erinnert mich an Ta-Kominion; und dem war ich nicht gewachsen. Elleroth könnte uns wahrscheinlich helfen, aber ich beabsichtige nicht, ihn darum zu bitten. Ich verdanke ihm mein Leben, kann mich aber doch nicht entschließen, einem dieser Yeldashayer die Chance zu geben, mir zu sagen, ich hätte Glück, noch am Leben zu sein. Aber – aber – «
    »Aber was, mein Liebster?« fragte sie, hob den Kopf und küßte ihn auf das durchbohrte Ohrläppchen.
    »Du sagtest: ›Es wird uns gezeigt werden, was wir tun sollen‹, und ich habe eine Ahnung, als könnte noch etwas geschehen, bevor wir Tissarn verlassen.«
    »Was?«
    »Nein«, sagte er lächelnd, »du bist doch die hellseherische Priesterin aus Quiso, nicht ich.«
    »Ich bin keine Priesterin«, antwortete die junge Frau ernst.
    »Die Tuginda sagte etwas anderes. Aber morgen abend wirst du sie noch mal fragen können, und übrigens auch Ankray.«
    »›Also, Saiyett, der Baron, der pflegte zu sagen – ‹« Es war eine vortreffliche Nachahmung, aber sie brach plötzlich ab. »Schon gut, da kommt Dirion. Laß mich jetzt deinen Arm verbinden. Was hast du denn oben am Fluß gemacht? Der Verband ist viel zu schmutzig, um damit zum Essen mit Elleroth zu gehen.«
     
    Es war angenehm, so viel Licht im Zimmer zu haben, dachte Kelderek, während er zusah, wie Elleroths Diener die Lampen wechselte und den Herd säuberte. Er hatte seit Bekla keinen Raum mehr nach Einbruch der Dunkelheit so hell gesehen. Allerdings wurde durch das Licht keine elegante Einrichtung, kein Prunk bestrahlt – eigentlich nur die Ärmlichkeit des Raums, denn Elleroths Quartier war ähnlich wie Keldereks: ein schuppenähnliches Holzhaus unweit vom Ufer mit zwei kahlen Räumen in jedem Stockwerk; es zeigte aber auch, daß Elleroth, wie zu erwarten, seine Gäste großzügig, ja sogar verschwenderisch bewirten wollte und ohne Gedanken an eine Gegenleistung, denn es waren, wie er versprochen hatte, außer ihm selbst nur Melathys, Tan-Rion, ein anderer Offizier und Radu anwesend. Der Junge sah zwar noch blaß und abgemagert aus, hatte sich aber verändert, wie ein Musiker sich verändert, wenn er sein Instrument zur Hand nimmt. Der armselige Sklavenjunge hatte sich, wie im Märchen, wieder in den Erben von Sarkid verwandelt; ein junger, guterzogener Herr, respektvoll gegen seinen Vater, freundlich zu dessen Offizieren, der schweigend dem Gespräch der älteren folgte und sich in jeder Weise seiner Stellung gemäß benahm. Doch war es nicht nur Höflingsgespräch, sondern er redete auch eine Zeitlang ernsthaft mit Kelderek über die Sklavenkinder und auch über die Zeremonie am Ufer; und als Elleroths Diener, nachdem er seinem einhändigen Herrn das Fleisch vorgeschnitten hatte, für Kelderek das gleiche tun wollte, kam ihm Radu zuvor und überging Keldereks Protest mit der Bemerkung, es sei weniger, als Kelderek für ihn getan habe.
    Die Mahlzeit war so gut, wie tüchtige Militärdiener im aktiven Dienst sie herstellen konnten: Fisch (er selbst hätte einen besseren fangen können), Ente, faseriges Schweinefleisch mit Wasserkresse, heiße Gerstenmehlkuchen und Ziegenkäse, und zum Abschluß ein Souffle mit Nüssen und Honig. Der Wein aber stammte aus Yeldashay, er war vollmundig und mild, und Kelderek

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