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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Meistbietenden unter den Anführern als Pfadfinder zu verdingen.
    Auch Frauen überschritten den Fluß, beladen mit Waffen, Kleidern, Pfeilen oder Proviant, die sie in letzter Minute durch Bitten, Ausleihen oder Stehlen zusammengebracht hatten. Manche wanderten, durch die Menschenmassen verwirrt, in dem von Fackeln erleuchteten Zwielicht umher, riefen die Namen ihrer Männer und wehrten sich, so gut sie konnten, gegen Zudringliche und Diebe.
    Nachdem Ta-Kominion Fassel-Hasta ersucht hatte, die Leute zu zählen und nach Möglichkeit die Kräfte in Abteilungen zu organisieren, ging er wieder über den Dammweg, ohne sich weiter um das mürrische Winken und Brummen zu kümmern, mit dem ihn der ältere Baron verließ. Er war seit mehreren Stunden völlig durchnäßt; zuerst hatte er bis zum Gürtel mitten im Fluß gestanden und dafür gesorgt, daß die Seile befestigt wurden, dann blieb er bei den Breschen, weniger um den Pöbel zu ermutigen, von dem die meisten betrunken waren, als um seine Autorität durchzusetzen und dafür zu sorgen, daß sie ihn kennenlernten und wiedererkennen würden. Er war schon durch die Arbeit der vorigen Nacht und des Tages ermüdet und sollte nun eine zweite schlaflose Nacht verbringen. Er watete ans Ufer von Ortelga zurück, nahm die nächste Hütte in Beschlag, verschlang das Essen, das man ihm brachte, und schlief dann zwei Stunden lang. Als sein Diener, Numiss, ihn weckte, war der Mond längst aufgegangen, und die Nachzügler wurden zum Überschreiten des Dammwegs überredet. Er saß ungeduldig dort, während Numiss den schmutzigen Verband um die tiefe, schwere Wunde in seinem Unterarm wechselte; dann machte er sich auf den Weg stromaufwärts an der Stadt entlang, bis er zu dem Shendronstand unter dem Zoanbaum gelangte.
    Dort war im Augenblick kein Shendron, nicht einmal eine Frau oder ein alter Mann, denn Ta-Kominion war nicht bestrebt, rund um Ortelga Wachen aufzustellen. Er fand aber unter dem Blätterzelt, wie verabredet, zwei Mädchen der Tuginda, die in einem Kanu warteten. Numiss war mit einem anderen Mädchen am Morgen, sobald die Kämpfe aufgehört hatten, über das Wasser zur Tuginda geschickt worden, um sie zu ersuchen, nach Mondaufgang Führer zum Zoanbaum zu senden.
    Als das Kanu quer über die Strommitte ins träge Wasser des gegenüberliegenden Ufers fuhr, konnte Ta-Kominion, der im Heck saß, zu seiner Linken das schwache Blinken von Waffen, die über das Wasser gehalten wurden, ein gelegentliches Plätschern – das Geräusch erreichte ihn einen Augenblick nach dem kurzen Aufglänzen im Mondlicht – und die sich vorwärts bewegende Reihe dunkler Gestalten erkennen, seiner letzten Gefolgsleute, die den Dammweg überschritten. Ans Ufer gelangt, stolperte er, stieß mit dem Arm gegen einen Baum und blieb stehen; er biß sich auf die Lippe, während der Schmerz langsam nachließ. Er hatte den ganzen Tag die Wunde nicht ernstgenommen, als aber jetzt eines der Mädchen die Lederschlinge ihres Köchers abnahm, um ihm eine Armschlaufe zu machen, neigte er bereitwillig auf ihr Ersuchen den Kopf, um sich den Knoten im Nacken binden zu lassen.
    Die Mädchen hatten gelernt, sich geschickt im Dunkel zu bewegen. Ob sie einem Pfad folgten, oder wie sie ihren Weg fanden, konnte er nicht sagen, und er hatte allmählich zu hohes Fieber, um sich darum zu kümmern. In seinem Arm pulsierte es, und sein Gehör schien sich dauernd zu ändern, einmal war es verstärkt, dann wieder gedämpft. Er ging schweigend hinter ihnen her und überdachte, was noch zu tun war. Endlich erblickte er weit entfernt ein loderndes Feuer. Er ging darauf zu und blieb stehen, als seine Führerinnen angerufen wurden und mit einem Losungswort antworteten. Darauf trat er ins Licht des Feuers, und Kelderek kam ihm entgegen.
    Sie blickten einander eine Zeitlang an, und jeder dachte, wie merkwürdig es doch war, daß er trotz allem, was vorgefallen war, mit dem Gesicht des anderen noch nicht vertraut war. Dann senkte Kelderek den Blick zum Feuer, beugte sich nieder, warf ein Holzscheit darauf und sagte dabei unsicher:
    »Crendro, Ta-Kominion. Ich freue mich, daß du Ortelga erobert hast, aber es tut mir leid, daß du verwundet bist. Du hast hoffentlich die Mädchen vorgefunden, die dich erwarten sollten?«
    Ta-Kominion nickte und setzte sich auf einen mit Kletterpflanzen bedeckten Baumstamm. Kelderek blieb stehen, auf eine lange Stange gelehnt, die die Mädchen zum Schüren des Feuers verwendet hatten.
    »Ist die

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