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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Barone, wieder in Bekla einzusetzen. Mehr als das brauchen die Bauern nicht zu wissen. Aber ich – ich muß den richtigen Weg finden, den Weg, um durch Shardik zu siegen. Und dies ist der Weg – so scheint es mir zumindest. Entweder wir erobern Bekla in sieben Tagen oder gar nicht.«
    »Warum?«
    Ta-Kominion schwieg noch, als suchte er nach Worten.
    »Einfache Menschen können nur dann ein Lied singen, wenn sie tanzen, trinken oder mit etwas beschäftigt sind – dann kommt ihnen das Lied auf die Lippen, ohne daß sie überlegen. Sag ihnen, sie sollen es dich lehren, und schon wissen sie es nicht mehr. Solange ihre Herzen von Shardik erfüllt sind, werden sie das Unmögliche tun – marschieren ohne Schlaf, durch die Luft fliegen, die Mauern von Bekla niederreißen. Aber solche Macht ist im Herzen einfacher Männer wie Nebel. Der Wind oder die Sonne – jedes unerwartete Mißgeschick kann sie in einer Stunde vernichten. Man muß deshalb jede derartige Möglichkeit ausschließen.« Nach einer Pause sagte er entschieden: »Aber das ist noch nicht alles. Aus den Augen, aus dem Sinn. Es heißt, du verstehst die Kinder. Dann weißt du, daß Kinder vergessen, was ihnen nicht vor Augen gehalten wird.«
    Kelderek starrte ihn an, wollte erraten, was gemeint war.
    »Wenn wir in den Kampf gehen, muß Shardik bei uns sein«, sagte Ta-Kominion. »Es ist von entscheidender Wichtigkeit, daß die Männer ihn dort sehen.«
    »In Bekla – in fünf Tagen? Wie denn das?«
    »Das mußt du mir sagen.«
    »Man kann Shardik, unseren Herrn, keine hundert Schritt weit treiben, und du sprichst von einer fünftägigen Reise!«
    »Kelderek, Bekla ist reicher und wunderbarer als ein Berg aus Edelsteinen. Die Stadt ist rechtlich von alters her unser, und Shardik ist zurückgekehrt, um sie uns zurückzugeben. Er kann sie uns aber nur durch uns selbst zurückgeben. Er brauchte meine Hilfe, um heute Ortelga zu erobern. Nun braucht er deine Hilfe, um ihn nach Bekla zu bringen.«
    »Aber das ist unmöglich! Ortelga zu nehmen war nicht unmöglich!«
    »Nein, nein, natürlich nicht – eine leichte Sache, würde ich sagen, für jemanden, der zufällig nicht dort war. Lassen wir das. Kelderek, willst du aufhören, ein Einfaltspinsel zu sein, der mit vaterlosen Kindern am Ufer spielt? Willst du sehen, daß Shardik in Bekla an die Macht kommt? Das Werk zu seinem richtigen Ende bringen, das du in jener Nacht begannst, als du im Sindrad dem glühenden Messer Bel-ka-Trazets trotztest? Es muß einen Weg geben! Entweder du findest ihn, oder wir sitzen auf einer jäh abfallenden Klippe fest. Du und ich und unser Herr Shardik – wir drei klettern nach oben, und es gibt keinen Weg zurück. Wenn wir Bekla nicht erobern, glaubst du, daß uns die Beherrscher von Bekla in Ruhe lassen? Nein – sie werden uns nachjagen. Sie werden mit dir und deinem Bären kurzen Prozeß machen.«
    »Meinem Bären?«
    »Deinem Bären. Denn das wird er werden, Shardik von den Terrassen, unser Herr, der in diesem Augenblick bereit ist, uns eine große Stadt mit all ihrem Reichtum und ihrer Macht zu schenken, wenn wir nur den Weg finden. Er wird zu einem Geschöpf des Aberglaubens zusammenschrumpfen, aufgrund dessen einige Rauhbeine in Ortelga einen Aufruhr verursacht und ihren Großbaron verjagt haben. Das wird sein – und dein – Ende sein.«
    Eine große Fledermaus kam aus dem Dunkel geflattert, schwebte geräuschlos am Rand des Feuers vorbei, wandte sich von der knisternden Hitze ab und verschwand, wie sie gekommen war.
    »Du meinst, Kelderek, ich hielte dich für einen Feigling. Ist das meine Ansicht oder deine? Es ist nicht zu spät, um das gutzumachen, Kelderek, du Kinderspielfreund: um dich als Mann zu erweisen. Finde einen Weg, um unseren Herrn Shardik in die Ebene von Bekla zu bringen – kämpfe dort für ihn mit eigener Hand. Denke an den Lohn – einen unschätzbaren Lohn! Tu das, und keiner wird dich je wieder einen Feigling heißen.«
    »Ich war nie ein Feigling. Aber die Tuginda – «
    Zum erstenmal lächelte ihm Ta-Kominion zu.
    »Ich weiß, daß du keiner bist. Was, glaubst du, wird es für den Mann, dem Shardik als erstem erschien, für den, der die Nachricht nach Quiso brachte, als Belohnung geben, wenn wir Bekla erobert haben? Wahrhaftig, es gibt keinen Mann in Ortelga, der deinen Namen nicht kennt und ihn nicht schon ehrt.«
    Kelderek runzelte die Stirn, er zögerte.
    »Wie bald sollen wir beginnen?«
    »Gleich – sofort. Es ist kein Augenblick zu verlieren.

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