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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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getan?« fragte Kelderek schließlich.
    »Warum? Aus Gier nach Reichtum und Macht, natürlich. Ich hätte es erraten müssen. Er war es stets, der mit Bekla in Verbindung stand. ›Ja, Herr.‹ ›Ich werde es für Euch schreiben, Herr.‹ Beim Bären! Ich werde heute mit einem glühenden Messer auf sein Gesicht schreiben! Damit fange ich an. Numiss, du kannst die Leiche den Bussarden lassen – wenn sie sie haben wollen.«
    Seine lauten Worte hallten wider und schreckten ein paar Tauben aus der Bachrinne unter ihnen auf. Sie flogen geräuschvoll hoch, über die Straße und hinauf in den Wald, und Ta-Kominion, der ihren Flug beobachtete, zeigte plötzlich nach oben.
    Vom Waldrand blickte Shardik hinunter ins Tal. Einen Augenblick sahen sie ihn deutlich, seine dunkle Gestalt hob sich gegen die Baumreihe ab wie ein offenes Tor in einer Stadtmauer. Als dann Kelderek die Arme zum Gruß und im Gebet erhob, machte der Bär kehrt und verschwand im Dunkel.
    »Gott sei bedankt!« rief Ta-Kominion. »Shardik, unser Herr, hat uns vor dem Teufel gerettet! Hier – hier ist dein Zeichen, Kelderek! Unser Wille ist Shardiks Wille – unser Plan wird gelingen! Keine Kinderspiele am Strand mehr für dich, mein Junge! Du und ich, wir werden in Bekla herrschen! Was brauchst du? Sag es mir, und eine Stunde nach Sonnenaufgang sollst du es haben.«
    »Horch!« sagte die Tuginda und legte die Hand auf seinen Arm.
    Aus dem Wald kamen leise Rufe. »Saiyett!« – »Kelderek, Herr!«
    »Neelith hat wohl Rantzay geweckt, als sie den Mann schreien hörte«, sagte Kelderek. »Sie suchen uns. Zilthe, geh hinauf und bringe sie herunter. Du hast doch keine Angst?«
    Das Mädchen lächelte. »Jetzt nicht mehr, Herr.«
    Als sie sich auf den Weg nach oben machte, wandte sich die Tuginda an Kelderek.
    »Von was für einem Plan spricht er?« fragte sie.
    »Ta-Kominion wird unser Volk gegen Bekla führen, Saiyett, um zurückzugewinnen, was von alters her rechtlich uns gehört. Sie haben den Telthearna überschritten – «
    »Im Augenblick sind sie schon auf dem Marsch«, sagte Ta-Kominion.
    »Und unser beider Rolle ist es, Saiyett«, fuhr Kelderek eifrig fort, »unseren Herrn Shardik dorthin zu bringen. Der Baron wird uns Handwerksleute geben, um einen Käfig auf Rädern zu bauen, und Männer, um ihn zu ziehen – «
    Er brach für einen Augenblick ab, als er ihrem ungläubigen Blick begegnete; aber sie sagte nichts, und er fuhr fort:
    »Wir werden ihn betäuben, wie in den ersten Tagen, Saiyett. Ich weiß, es wird schwierig sein, auch gefährlich, aber ich habe keine Angst. Dem Volk zuliebe – «
    »Ich habe noch nie im Leben solchen Unsinn gehört«, sagte die Tuginda.
    »Saiyett!«
    »Diesen Versuch werden wir nicht machen. Es ist klar, daß du von Shardik, unserem Herrn, oder von der wahren Natur seiner Macht nichts verstehst. Er ist kein Werkzeug und keine Waffe, die man für die weltliche Habgier der Menschen benutzen kann. Nein« – sie hob abwehrend die Hand, als Ta-Kominion sprechen wollte –, »nicht einmal für den materiellen Nutzen von Ortelga. Was Gott uns durch Shardik zu gewähren geruht, sollten wir mit Demut und Dank zu empfangen bereit sein. Wenn die Menschen an Shardik glauben, ist es ihr Glück. Aber du und ich – wir bestimmen dieses Glück nicht und erweisen es nicht. Ich habe Shardik, unseren Herrn, betäubt, um ihm das Leben zu retten. Er wird nicht betäubt werden, um in einem Käfig nach Bekla gebracht zu werden.«
    Ta-Kominion schwieg eine Weile, die Finger seines verwundeten Armes, der in der Schlinge hing, trommelten leise an seine linke Seite. Endlich sagte er: »Und als Shardik vor langer Zeit zu den Terrassen gebracht wurde, Saiyett, wie wurde er hingebracht, wenn ich fragen darf, wenn nicht betäubt und gefesselt?«
    »Das Mittel wurde für einen von Gott bestimmten Zweck verwendet, damit seine Diener ihm dienen konnten. Du aber beabsichtigst, ihn zu einer Waffe im blutigen Kampf für deine eigenen Zwecke zu machen.«
    »Die Zeit drängt, Saiyett. Ich habe keine Zeit für Streitereien.«
    »Es gibt keinen Streitpunkt.«
    »Keinen«, erwiderte Ta-Kominion leise und scharf.
    Er trat vor und faßte die Tuginda mit festem Griff am Handgelenk. »Kelderek, du bekommst in zwei Stunden deine Handwerker; das Eisen und das schwere Material wird vielleicht etwas mehr Zeit erfordern. Vergiß nicht, alles hängt von unserer Entschlossenheit ab. Wir werden das Volk nicht enttäuschen, du und ich.«
    Einen Moment blickte er

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