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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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machte er die Runde bei den Wachen und Biwaks – es ging schneller als sonst, da der Gesamtbestand auf die Hälfte reduziert war –, hörte die Berichte über Personalausfälle und genehmigte den Rücktransport von ein paar wirklich Kranken mit einem Ochsenkarren nach Bekla; er aß zu Abend, spielte mit seinem Stabshauptmann drei Partien Wari (bei denen er fünfzehn Meld verlor) und ging zu Bett.
    Am nächsten Morgen war er so früh auf, daß er die Genugtuung hatte, einige seiner Offiziere persönlich zu wecken. Aber die Mißstimmung der Soldaten ärgerte ihn. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß ihnen nicht nur, ob Regen oder nicht, ein Eilmarsch nach Kabin bevorstand, sondern auch noch eine Menge Arbeit, sobald sie dort ankämen. Sogar die besten Soldaten neigen dazu, es übelzunehmen, wenn sie den Befehl zu einer dringenden Arbeit erhalten, nachdem man sie im Glauben gelassen hat, daß ihre Arbeit praktisch zu Ende ist, und Gel-Ethlin hatte absichtlich nicht die besten Truppen behalten. Er selbst war ein unnachgiebiger, energischer, in der Not verläßlicher Mann, der seinen Unwillen über die Dummheit der Soldaten kaum unterdrücken konnte, wenn sie nicht begreifen wollten, wie ernst die Nachricht aus Kabin war; nur mit Mühe konnten ihn einige seiner rangältesten Offiziere davon überzeugen, daß das kaum von ihnen zu erwarten sei.
    »Es ist merkwürdig«, sagte Kapparah – ein lederner Fünfundfünfzigjähriger, der seit seiner Jugend alle Feldzüge überlebt und die gesamte Beute, die ihm in die Finger gekommen war, klug in Ackerland an der Grenze von Sarkid angelegt hatte –, »es ist mir jedenfalls aufgefallen: wenn man von Soldaten eine kleine Extraleistung verlangt, so hängt es immer von der Motivation ab, was sie tatsächlich zu leisten gewillt sind. Handelt es sich zum Beispiel um die Verteidigung ihrer Häuser oder um den Kampf für Dinge, die sie als ihr rechtmäßiges Eigentum betrachten, werden sie praktisch alles zu tun imstande sein. Wenn es sich um irgendeine Art von Kampf handelt, sind sie eigentlich fast immer imstande, eine gute Leistung zu vollbringen. Das können sie begreifen, weißt du, und keiner will, daß ihn seine Kameraden für einen Feigling oder Drückeberger halten. Solche Gedanken sind wie Schlüssel zu einer Geheimwaffe. Ein Mann weiß nicht, was in ihm steckt, bis der Schlüssel es öffnet. Um aber den Stausee in Kabin zu reparieren – nein, daß das wichtig ist, können sie nicht begreifen, deshalb ist es ein Schlüssel, der nicht in das Schloß paßt. Es handelt sich da nicht um Nicht-Wollen, sondern um Nicht-Können, verstehst du.«
    Das Lager war abgebrochen worden, die Kolonnen waren marschbereit, und die Feldwachen, die auf ihren Posten verpflegt und inspiziert worden waren, wurden als die letzten zurückgezogen, als der Wachhabende einen hinkenden, blutbefleckten Bergbewohner heranbrachte. Er war noch beinahe ein Knabe, starrte mit offenem Mund und aufgerissenen Augen um sich und hob dauernd eine Hand zum Mund, um die blutende Wunde an seinen Knöcheln abzulecken. Zwei Soldaten hatten ihn unter den Achseln gefaßt, sonst wäre er wohl fortgelaufen.
    »Ein Flüchtling«, sagte der Wachhabende und grüßte nach Beklaner Art mit dem Unterarm über der Brust, »aus den Bergen. Er redet von Unruhen in Gelt, soweit ich ihn verstehen kann.«
    »Ich habe jetzt keine Zeit für solches Zeug«, sagte Gel-Ethlin. »Laß den Burschen laufen, und deine Leute sollen antreten.«
    Der von den Soldaten losgelassene Gebirgler fiel sofort vor Kapparah auf die Knie, den er wahrscheinlich für den höchsten der anwesenden Offiziere hielt. Er hatte ein paar Worte in gebrochenem Beklanisch gestottert – etwas von »schlechten Männern« und »Feuer« –, als Kapparah ihn unterbrach, indem er in dessen Sprache mit ihm redete. Dann folgte ein schnelles, so scharfes und erregtes Wechselspiel von Frage und Antwort, daß Gel-Ethlin es nicht unterbrechen wollte. Endlich wandte sich Kapparah an ihn.
    »Ich glaube, wir sollten alles aus dem Mann herausholen, bevor wir nach Kabin abmarschieren«, sagte er. »Er behauptet steif und fest, Gelt sei von einer einfallenden Armee erobert und niedergebrannt worden, und die sei auf dem Weg hierher.«
    Gel-Ethlin hob die Hände mit einem fragenden und gespielt nachsichtigen Blick, und die Offiziere, die Kapparah nicht besonders gern mochten, lächelten kriecherisch.
    »Du weißt, Kapparah, was wir in Kabin erledigen müssen. Da ist doch schwerlich

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