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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Verteidigungsstellung, etwa anderthalb Kilometer weiter an der Straße, jenseits des Ausgangs aus der Schlucht, gefunden habe und daß seine Späher seit über einer Stunde von dort aus weitergegangen seien. Gel-Ethlin ging ihnen entgegen, um sich die Stellung selbst anzusehen. Es war ziemlich genau das, was er sich vorgestellt hatte, ein etwas weniger als einen Kilometer breites Hochplateau mit gewissen vorteilhaften Merkmalen für disziplinierte Truppen, die in Reih und Glied zu bleiben und sich zu behaupten wußten. Vorne, im Norden, führte die Straße rund um einen bewaldeten Hügel in steilen Kurven nach unten. An der rechten Flanke lag dichter Wald und links eine Schlucht. Durch diesen Engpaß mußte der heranrückende Feind zwangsläufig kommen. Am Fuß des Hügels öffnete sich das Gelände und stieg leicht an zwischen verstreuten Felsen und Gebüsch bis zu einem Kamm, über den die Straße führte, bevor sie zur Schlucht kam. Balakleschs Wahl war gut. Mit den Felsen als natürliche Verteidigungslinie und dem Abhang als Vorteil für sie würde es schwierig sein, die Truppen aus ihren Stellungen zu werfen, und der Feind würde sich nur mit äußerster Mühe bis zum Kamm durchkämpfen können. Wenn ihm das aber nicht gelang, durfte er nicht hoffen, seinen Marsch ins Flachland fortzusetzen.
    Gel-Ethlin stellte seine Kampflinie auf dem offenen Hang auf, so daß die Straße rechtwinklig dazu durch sein Zentrum lief. So würde es für seine müden Männer unnötig sein, die geschlossene Stellung zu verlassen oder vorzugehen, bevor der Feind an dieser Frontlinie zerbrochen wäre.
    Unter den immer dichter werdenden Wolken, deren tiefste Dämpfe in geringer Höhe über ihnen wirbelten, warteten sie weiter im feuchten Zwielicht des Nachmittages. Dann und wann war Donnerrollen zu hören, und einmal schlug der Blitz einen Kilometer entfernt in die Schlucht und ließ auf dem grauen Felsen einen striemenartigen roten Strich zurück. Irgendwie hatten die Soldaten von dem Wunderbären Wind bekommen. Die Speerwerfer aus Yeldashay hatten schon eine Ballade in Knittelversen über seine hemmungslosen (immer dreister werdenden) Heldentaten gedichtet; am anderen Frontende nutzte ein Regimentsspaßmacher die Chance, indem er in einer alten Ochsenhaut, mit Pfeilspitzen als Klauen an den Fingerenden, Unfug trieb und knurrte.
    Endlich erblickte Gel-Ethlin von seinem Befehlsstand aus die zwischen den Bäumen über den Hügel zurückkehrenden Kundschafter. Balaklesch kam schnell herangelaufen und berichtete, er sei plötzlich auf die Ortelganer gestoßen, die so schnell vorrückten, daß er mit seinen müden Männern es nur mit Mühe geschafft hätte, vor ihnen zurückzukommen. Während er sprach, konnten Gel-Ethlin und dessen Gefolge aus dem oberhalb liegenden Wald das laute Geschrei und Klirren der herankommenden Haufen vernehmen. Er entließ seine Offiziere mit einem letzten Wort darüber, wie überaus wichtig es wäre, daß die Truppe bis zum Erhalt neuer Befehle in geschlossener Formation bliebe.
    Er wartete und hörte, wie Regentropfen an seinen Helm schlugen, konnte aber vorerst noch keine auf seiner ausgestreckten Hand spüren. Dann kam von links über den Rand der Schlucht ein wogender Regenschleier heran, der die ganze Umgebung einhüllte. Kurz darauf wurde die Sicht nach unten getrübt, und von den zu beiden Seiten postierten Soldatenreihen erhob sich eine Art ächzendes Murren. Gel-Ethlin ging ein halbes Dutzend Schritte vor, um besser durch die vorbeiziehenden Regenschwaden zu sehen. Da erblickte er eine Schar zottiger Männer, die aussahen wie Halbwilde und verschiedene Waffen trugen; sie kamen mit schweren Schritten um die untere Biegung der Straße und machten jählings halt angesichts des vor ihnen postierten beklanischen Heeres.
     

21. Die Gelter Pässe
     
    Es hatte nicht zu Ta-Kominions Absichten gehört, Gelt niederzubrennen. Auch konnte er nicht herausfinden, wer es getan hatte, da die einzelnen Barone jede Kenntnis davon leugneten, wie oder wo das Feuer begonnen hätte. Ta-Kominion war mit seinem persönlichen Gefolge auf den armseligen kleinen Platz in der Stadtmitte gekommen und hatte festgestellt, daß zwei Seiten bereits lichterloh brannten; die Leiche des Stadtoberhauptes lag mit einem Speer im Rücken dort, und ein Haufen Ortelganer befaßte sich mit Plündern und Saufen. Mit Hilfe einer Handvoll besonnenerer Männer stellten er und Zelda mehr oder minder die Ordnung wieder her. Da es kein Wasser in der

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