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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Stadt gab außer dem, was man aus zwei Brunnen und einer spärlichen Bergquelle schöpfen konnte, dämmte er das Feuer ein, indem er die Hütten in der Windrichtung abbrechen und die Pfosten und das Stroh fortschaffen ließ. Zelda wies darauf hin, daß man um jeden Preis eine Verbreitung der Nachrichten durch die Stadtbewohner in das Flachland verhindern müsse. An allen Straßen und Wegen, die aus der Stadt führten, wurden Wachen aufgestellt, und der junge Jurit, dem Ta-Kominion am Morgen das Kommando über Fassel-Hastas Abteilung übertragen hatte, führte eine Aufklärungsabteilung über die steile Südstraße hinunter, um herauszufinden, was vor ihnen lag.
    Ta-Kominion saß in einer der dunklen, von Fliegengesumm erfüllten Hütten auf einer Bank und bemühte sich, ein paar verängstigte, sprachlose Stadtväter davon zu überzeugen, daß er ihnen nichts zuleide tun wollte. Dann und wann brach er ab und suchte stirnrunzelnd nach Worten, wenn die Wände vor seinen Augen verschwammen und der Lärm von außen in seinen Ohren zu- und abnahm, als würde dauernd eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Er bewegte sich unruhig mit einem Gefühl, als wäre sein Körper mit steifen Ochsenhäuten umhüllt. Sein verwundeter Unterarm pulsierte, und unter seiner Achsel schmerzte eine Schwellung. Als er die Augen öffnete, sah er die Gesichter der alten Männer, die ihn wachsam und neugierig anstarrten.
    Er sprach von dem göttlichen, Shardik, von der offenbarten Bestimmung, für die Ortelga ausersehen war, und von der sicheren Niederlage Beklas; und er sah ihren dumpfen Unglauben, ihre Angst vor Repressalien und Tod, die sie vor seinen Augen nicht zu verbergen vermochten. Schließlich antwortete einer von ihnen, der vielleicht schlauer war als die übrigen und sich die wahrscheinliche Wirkung seiner gezielten Worte ausgerechnet hatte. Er erzählte von der nördlichen Aufklärungsarmee unter General Santil-ke-Erketlis, die, es sei denn, er irre diesbezüglich – was möglich wäre, fügte er hastig hinzu, und sein schlaues Bauerngesicht drückte dabei Demut und Respekt aus –, im Begriff sein müßte, auf ihrem Rundmarsch nach Kabin und darüber hinaus das unterhalb liegende Flachland zu durchqueren. Beabsichtige der junge Herr, gegen die Armee zu kämpfen oder ihr auszuweichen? Jedenfalls scheine es das beste, nicht in Gelt zu bleiben, zumal die Regenzeit kurz bevorstünde, nicht wahr, und – er brach geflissentlich ab, als ein Mann, der sich seiner Stellung bewußt war und sich nicht anmaßen wollte, dem Führer eines so prächtigen Heeres Ratschläge zu erteilen.
    Ta-Kominion dankte ihm ernst, als sei er sich nicht bewußt, daß es den anderen wenig ausmachte, ob er vorwärts oder rückwärts zog, wenn er nur Gelt verließe. Wenn der Alte ihn zu schrecken gedachte, hatte er nicht mit dem glühenden Vertrauen zu Shardik gerechnet, das im Herzen jedes einzelnen im Heer der Ortelganer lebte. Wahrscheinlich nahmen die Stadtväter an, er beabsichtige, nur ein oder zwei Dörfer in der Ebene zu überfallen, um dann, durch das Einsetzen der Regenfälle vor Verfolgung geschützt, mit der Beute – Waffen, Vieh und Frauen – über die Hügel zurückzuziehen.
    Ta-Kominion hatte jedoch von Anfang an keine andere Absicht verfolgt als das Stellen und die Vernichtung aller feindlichen Streitkräfte, welcher Stärke auch immer, denen er auf dem Weg nach Bekla begegnen mochte. Seine Gefolgsleute, das wußte er, würden sich mit weniger nicht zufriedengeben. Sie waren entschlossen, so bald wie möglich zu kämpfen, da sie wußten, daß sie nicht geschlagen werden konnten. Shardik selbst hatte ihnen bereits gezeigt, was mit seinen Feinden geschah, und für Shardik würde es keinen Unterschied machen, ob seine Feinde verräterische ortelganische Barone oder beklanische Vorpostensoldaten waren.
    Der Gedanke an die beklanische Armee, mit dem der schlaue Gelter Stadtvater ihn hatte erschrecken wollen, erfüllte Ta-Kominion nur mit einer grimmigen und ungeduldigen Freude, die ihm die Willenskraft wiedergab, seinen kranken Körper und fiebrigen Sinn vorwärtszutreiben.
    Er verneigte sich vor den Alten, verließ die Hütte und ging draußen auf und ab, ohne sich um den stinkenden Abfall und die krätzigen, triefäugigen Kinder zu kümmern, die bei seinen Soldaten bettelten. Er überlegte keinen Augenblick, ob er kämpfen solle oder nicht. Das hatten der göttliche Shardik und er schon beschlossen. Ihm aber, als Shardiks General, fiel die

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