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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sterben lassen. Wir haben versucht - meine Familie und ich - den Ort wieder in Schwung zu bringen. Vielleicht kommt bald im Register von Orange County ein Artikel über uns - das würde bestimmt was nützen. Inzwischen fangen wir den Postversand mit Marmelade und Honig an, es läuft schon ganz gut. Außerdem koche ich für die Rangers und Landwirtschaftsbeamten, die hier durchkommen, führe meine unabhängigen Studien durch. Sind Sie beim Staat?«
    »Nein«, sagte ich. »Was ist mit dem Lama?«
    »Cedric? Er gehört uns - meiner Familie. Das ist unser Haus hinter seinem Stall - unser Dorfhaus. Meine Mutter und Brüder sind jetzt gerade darin und planen den Zoo. Wir werden im nächsten Sommer einen vollausgebauten Streichelzoo haben. Das hält die kleinen Kinder beschäftigt, sodass die Eltern einkaufen können. Cedric ist ganz zahm. Dad hat ihn eingehandelt - er ist Arzt, hat eine chiropraktische Praxis unten in Yucaipa. Da leben wir den größten Teil der Zeit. Da war dieser Zirkus, der hier durchgekommen ist - Zigeuner oder so etwas in diesen bemalten Wagen, mit Akkordeons und Tonbandgeräten. Sie haben oben auf einer der Wiesen kampiert, den Hut herumgereicht. Einer der Männer hat sich während der Akrobatik den Rücken verrenkt. Dad hat ihm geholfen, aber der Typ konnte nicht zahlen, also hat Dad Cedric genommen. Er mag Tiere. Dann kamen wir auf die Idee mit dem Streichelzoo. Meine Schwester studiert Haustierwirtschaft in Cal Poly. Sie wird ihn leiten.«
    »Klingt großartig. Gehört Ihrer Familie das ganze Dorf?«
    Sie lachte. »Wenn’s nur so wäre. Nein, nur das Haus und Cedrics Stall und diese Läden hier hinten. Die Läden nach vorn hinaus gehören anderen Leuten, aber sie sind nicht so oft hier. Die Großmutter von dem Geschenkladen ist letzten Sommer gestorben, und ihre Familienangehörigen haben noch nicht entschieden, was sie tun wollen. Niemand glaubt, dass die Terrys Willow Glen wieder hochbringen, aber wir werden es bestimmt versuchen.«
    »Das Einwohnerschild sprach von 432. Wo sind die anderen alle?«
    »Ich glaube, die Zahl ist zu hoch, aber es gibt hier noch mehr Familien - ein paar Pflanzer, der Rest arbeitet unten in Yucaipa. Sie sind alle auf der anderen Seite des Dorfs. Sie müssen durchfahren.«
    »An den Bäumen vorbei?«
    Noch ein Lachen. »Ja. Es ist leicht zu verfehlen, oder? Ist hier so täuschend aufgebaut.« Sie sah auf meinen Teller. Ich reagierte, indem ich gierig zu essen anfing und ihr den halb vollen Teller zurückschob. Sie war unbeeindruckt. »Wie wär’s mit Obstkuchen? Ich habe gerade vor zwanzig Minuten einen gebacken.«
    Sie sah mich so gespannt an, dass ich »klar« sagte.
    Sie setzte ein riesiges Kuchenquadrat vor mich hin, zusammen mit einem Löffel, und sagte: »Er ist so dick, dass ist besser als eine Gabel.« Dann füllte sie den Kaffeebecher und wartete wieder.
    Ich steckte einen Löffel voll Kuchen in den Mund. Hätte ich Hunger gehabt, wäre er herrlich gewesen: dünne, zuckrige Kruste, knusprige Apfelstücke in leichtem Sirup, gewürzt mit Zimt und Sherry, noch immer warm. »Der ist fantastisch, Wendy. Sie haben eine großartige Zukunft als Küchenchefin.«
    Sie strahlte. »Oh, danke vielmals, Mister. Wenn Sie noch ein Stück möchten, gebe ich es Ihnen umsonst, auf Kosten des Hauses. Hab so viel, meine Brüder, diese Ferkel, fressen ihn mir sonst doch nur weg, ohne sich zu bedanken.«
    Ich tätschelte meinen Bauch. »Mal sehen, wie ich das schaffe.«
    Als ich mir mehrere weitere Stücke einlöffelte, sagte sie: »Wenn Sie nicht beim Staat sind, was führt Sie her?«
    »Ich suche jemanden.«
    »Wen?«
    »Shirlee und Jasper Ransom.«
    »Was wollen Sie denn von denen?«
    »Sie sind mit einer Freundin von mir verwandt.«
    »Wie verwandt?«
    »Ich bin nicht sicher. Vielleicht Eltern.«
    »Kann keine sehr gute Freundin sein.«
    Ich legte den Löffel hin. »Es ist kompliziert, Wendy. Wissen Sie, wo ich sie finden kann?«
    Sie zögerte. Als ihre Augen meinen begegneten, waren sie hart vor Misstrauen.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Nichts. Ich mag’s einfach, wenn die Leute die Wahrheit sagen.«
    »Wieso denken Sie, dass ich das nicht getan habe?«
    »Sie kommen hier herauf und reden von Shirlee und Jasper, dass sie vielleicht die Eltern von jemandem wären, fahren den ganzen Tag, nur um Grüße auszurichten.«
    »Das stimmt.«
    »Wenn Sie eine Ahnung hätten, wer -« Sie unterbrach sich, sagte: »Ich will nicht unfreundlich sein. Sagen wir nur: Ich wusste nicht,

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