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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Tasche und sprühte seinen Hals.
    »Ich habe die Babys gerettet«, sagte er. »Nur ich konnte es tun; nur ich genoss genug von Lelands Vertrauen, um ihm zu widersprechen und damit durchzukommen. Ich sagte ihm, Kindermord sei absolut ausgeschlossen. Wenn es je bekannt würde, wäre er ruiniert. Magna wäre ruiniert.«
    »Ein pragmatischer Ansatz.«
    »Das Einzige, was er verstand. Ich wies darauf hin, dass die Babys so zur Adoption gegeben werden könnten, dass jede Verbindung mit ihm dauerhaft verborgen bliebe. Er könnte ja ein neues Testament aufsetzen, das ausdrücklich jegliche Blutsverwandte, ob bekannt oder unbekannt, vom Erbe ausschloss, sodass sie keinen Cent davon bekämen. Zuerst wollte er nichts davon wissen, sagte immer wieder, der einzige Ausweg sei die ›unzweideutige Lösung‹. Ich antwortete ihm, ich hätte seine Aufträge stets, ohne zu fragen, ausgeführt, aber ich würde bei ihm eher aufhören, als dass ich das täte. Und wenn die Babys stürben, könnte ich nicht garantieren, dass ich den Mund hielte. Ob er auch bereit sei, mich zu eliminieren.
    Das ärgerte und schockierte ihn. Seit seiner Kindheit hatte ihm niemand mehr widersprochen. Aber er respektierte mich und erklärte sich schließlich mit meinem Plan einverstanden.«
    »Sauberer Plan«, sagte ich. »Einschließlich Trostpreis für Ihre Schwester.«
    »Es war kurz nach Henrys Tod. Sie war einer tiefen Depression verfallen - Witwenschaft, Kinderlosigkeit. Lebte seit der Beerdigung in völliger Zurückgezogenheit. Ich dachte, wenn sie die Kinder hätte, würde es bei ihr Wunder wirken. Und sie ist keine misstrauische Frau. Sie würde nie fragen, woher sie kämen, würde es nie wissen wollen.«
    »War Joan in dem Deal drin?«
    »Nein. Das hätte Hope nicht geschafft. Die Corporation kaufte ein Sanatorium in Connecticut, und Joan wurde dort untergebracht. Sie erhielt ausgezeichnete Pflege. Im Laufe der Zeit lernten wir auf diese Weise etwas über Krankenhausmanagement und kauften schließlich noch mehrere andere Hospitäler.«
    »Neue Namen, neues Leben«, sagte ich. »Außer für die Johnsons. Haben Sie oder Belding sich das mit dem Rauschgiftfund ausgedacht?«
    »Das … es sollte nicht so laufen, wie es gelaufen ist.«
    »Ich bin sicher, für Linda und Cable wäre es ein Trost, das zu wissen.«
    Er versuchte zu sprechen. Nichts kam heraus. Er sprühte den Hals, wartete und brachte leise Töne, trocken wie ein Todesröcheln, heraus.
    »Es war nie geplant, dass Linda … dabei war. Sie sollte nicht dort sein, sollte weg sein, einkaufen. Sie stellte keine Bedrohung dar. Wenn ihr Bruder aus dem Weg war, wäre man mit ihr zurechtgekommen. Aber ihr Wagen sprang nicht an; sie telefonierte nach einem Taxi, als die Dinge über sie hereinbrachen. Cable, dieser Dreckskerl, packte sie und benutzte sie als Schild. Sie wurde zufällig erschossen, es war ein Unfall.«
    »Stimmt nicht«, sagte ich. »Sie hätte sich die Kinder nicht wegnehmen lassen, ohne ein Riesengeschrei zu machen. Sie musste sterben. Sie wussten das entweder von Anfang an, oder Sie entschieden sich dafür, es nicht zu sehen, als Sie die Razzia planten. Die elegante Suite in der Fontaine Street - all die Juwelen, Pelze, Autos - waren dazu da, sie und Cable einzulullen, damit sie glaubten, Belding sei mit ihren Bedingungen einverstanden. Aber beide waren sie in dem Augenblick tot und erledigt, in dem sie mit den Babys sein Büro betrat.«
    »Sie irren sich, Mr. Delaware. Ich hatte alles arrangiert.«
    »Nehmen wir an, das stimmt. Sagen wir: Jemand anderer hat Ihr Arrangement re-arrangiert.«
    Er packte den Tischrand mit beiden Händen. Der Blick in seinen Augen war stärker als die Bräune der Haut, die Kleidung, der kultivierte Charme.
    »Nein«, krächzte er. »Es war ein Fehler. Ihr idiotischer Bruder, dieser Abschaum, hat sie umgebracht - sie in der Weise benutzt, wie er’s immer getan hat.«
    »Vielleicht hat er das getan. Aber Hummel und DeGranzfeld hätten sie sowieso getötet auf Beldings Befehl. Er war zufrieden mit dem, was sie getan hatten, und belohnte sie mit Jobs in Vegas.«
    Er sagte eine Zeitlang nichts.
    Konnte das so gewesen sein? Es schien an ihm zu nagen, ihn von innen heraus zu zerfressen. Er sah durch mich hindurch. Zurück in eine andere Zeit.
    »Unsinn, das glaube ich nicht«, sagte er.
    »Sind Sie der Vater?«, fragte ich.
    Noch ein langes Schweigen. »Ich weiß es nicht.« Dann: »Leland und ich haben dieselbe Blutgruppe: O positiv. Zusammen mit

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