Sharon: die Frau, die zweimal starb
ich.
Er ließ die Gabel sinken. »Das ist ein Endpunkt, Doktor. Lassen Sie uns chronologisch vorgehen.«
»Gehen Sie vor.«
Er trank Wein, verzog schmerzhaft das Gesicht, hustete, aß weiter, trank noch etwas. Ich sah hinaus in die Wüste, während es dunkelte - zu einem verrückten Braun. Kein Laut, nicht ein Vogel am Himmel.Vielleicht wussten die Tiere etwas.
Schließlich schob er den Teller weg und klopfte mit der Gabel auf den Tisch. Der mexikanische Diener erschien wieder, zusammen mit zwei dicken schwarzhaarigen Frauen in langen braunen Kleidern. Vidal sagte etwas in schnellem Spanisch. Der Tisch wurde abgeräumt, und jedem von uns servierte man eine Zinnschale mit grüner Eiskrem. Ich probierte. Widerlich süß.
»Kaktus«, sagte Vidal. »Sehr wohltuend.«
Er brauchte lange für das Dessert. Der Diener brachte Kaffee, der mit Anis gewürzt war. Vidal dankte ihm, entließ ihn und tupfte sich die Lippen.
»Chronologische Reihenfolge«, sagte ich. »Wie wäre es, wenn Sie mit Eulalee und Cable Johnson anfingen?«
Er nickte. »Was wissen Sie über die beiden?«
»Sie war eines von Beldings Partymädchen; er war ein kleiner Gauner. Zwei Kleinstadtganoven, die es in Hollywood zu was bringen wollten. Nicht gerade Rauschgifthändler der Spitzenklasse.«
»Linda - ich kannte sie immer als Linda - war ein außergewöhnlicher Mensch. Ein Rohdiamant und dazu körperlich magnetisch - das gewisse Etwas, das man zu keinem Preis kaufen kann. Damals waren wir von Schönheiten umringt, aber sie stach heraus, weil sie anders als die übrigen war - weniger zynisch, mit einer gewissen Formbarkeit.«
»Passivität?«
»Ich nehme an, jemand in Ihrer Branche würde es als einen Fehler ansehen. Ich sah darin eine natürliche Ungezwungenheit und hatte das Gefühl, sie sei die richtige Frau, um Leland zu helfen.«
»Ihm wobei zu helfen?«
»Ein Mann zu werden. Leland verstand Frauen nicht. Er erstarrte, wenn er in ihrer Nähe war, konnte nicht … funktionieren. Er war viel zu intelligent, als dass ihm die Ironie der Sache nicht aufgegangen wäre - all das Geld und all die Macht, begehrenswerteste Partie des Landes und immer noch unerfahren mit vierzig. Er war kein körperlich interessierter Mensch, aber jeder Kessel hat seinen Siedepunkt, und die Frustration fing an, sich bei der Arbeit störend bemerkbar zu machen. Ich wusste, er würde das Problem nie selbst lösen können. Es fiel auf meine Schultern, eine … Lehrerin für ihn zu finden. Ich erklärte Linda die Situation. Sie war zugänglich, so arrangierte ich für die beiden eine Zusammenkunft. Sie war mehr als ein Partymädchen, Dr. Delaware.«
»Sexuelle Gunst gegen Gebühr. Klingt schon etwas anders.«
Er weigerte sich, es beleidigend zu werten. »Alles hat seinen Preis, Doktor. Sie hat vor dreißig Jahren einfach das getan, was auch heute eine Liebesdienerin tun würde.«
»Sie haben sie nicht ihrer Persönlichkeit wegen ausgesucht«, meinte ich.
»Sie war schön«, sagte er. »Wahrscheinlich konnte sie ihn stimulieren.«
»Das war nicht, was ich meinte.«
»Oh?« Er nippte an seinem Kaffee, sagte »lauwarm« und klopfte mit dem Löffel dreimal auf den Tisch. Der Diener kam aus der Dunkelheit mit einer frischen Kanne.
Ich fragte mich, was wohl noch da draußen versteckt sein mochte.
Er trank die dampfende Flüssigkeit, sah aus, als hätte ihm jemand Säure in den Hals geschüttet. Er brauchte eine Weile, bevor er zu sprechen versuchte, und als er es tat, musste ich mich vorbeugen, um es zu hören: »Warum sagen Sie mir nicht, worauf Sie hinauswollen?«
»Ihre Sterilität«, sagte ich. »Sie suchten sie aus, weil Sie dachten, sie könne keine Kinder kriegen.«
»Sie sind ein kluges Bürschchen.« Er hob seine Tasse wieder zu den Lippen und versteckte sich hinter einer Dampfwolke. »Leland war ein sehr heikler Mann - das war ein Teil seines Problems. Dass er sich nicht um Vorsichtsmaßnahmen zu kümmern brauchte, war ein Punkt, der zu ihren Gunsten sprach. Aber ein weniger wichtiger Faktor, eine Kleinigkeit, mit der man fertig geworden wäre.«
»Ich dachte an eine noch ein bisschen größere Schweinerei«, sagte ich. »An einen unehelich geborenen Erben.«
Er trank mehr Kaffee.
Ich fragte: »Warum dachten Sie, sie könne keine Kinder kriegen?«
»Wir überprüften die Vorgeschichte aller Mädchen und ließen sie gründlich medizinisch untersuchen. Unsere Nachforschungen ergaben, dass Linda in ihrer Jugend mehrmals schwanger geworden war, aber fast
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