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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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riss auf, und Sharpe sah Streifen von Blau am Himmel, während der Wagen über einen Feldweg rumpelte. Er fuhr landeinwärts, und Sharpe war froh, mitgenommen zu werden.
    Aber wohin würde er fahren, wenn er erst die Straße erreicht hatte? Er betete, dass sein Ziel nordwärts sein würde. Er duckte sich, als er mehrere Stimmen hörte, dann spähte er durch das Heu und sah eine Gruppe Arbeiter bei einem Wassergraben und einem Feld, auf dem sie offenbar ernteten.
    Sharpes Stoßgebet wurde erhört: Der Wagen bog tatsächlich nach Norden ab. Er fuhr durch eine Furt und einen Hang hinauf, und dann gelangte das Gespann auf eine befestigte Straße, die breit und leer war. Tabakrauch drang in Sharpes Nase. Der Fahrer musste eine Pfeife angezündet haben.
    Wohin ging die Fahrt? Kopenhagen war wahrscheinlich, denn wie London musste die Stadt Bedarf an Heu haben. Und wenn der Wagen woanders hinfuhr, stimmte jedenfalls die Richtung. Sharpe wühlte sich tiefer ins Heu, legte sich hin und döste ein.
    Er erwachte gegen Mittag. Der Heuwagen fuhr immer noch nordwärts durch eine Landschaft mit kleinen Dörfern. Die Straße war jetzt belebt von einigen Fußgängern und Kutschwagen, und ein paar Hundert Meter entfernt folgte ein weiterer Heuwagen. Die Straße führte genau auf einen Rauchflecken am Horizont zu, was Sharpe verriet, dass sich der Wagen einer Stadt näherte. Er nahm an, dass es Kopenhagen war. Er dachte alarmiert, dass Lavisser die Stadt schon am Vortag erreicht haben konnte.
    Lavisser!
    Wie Sharpe sich an ihm rächen konnte, wusste er noch nicht, aber es würde ihm bestimmt etwas einfallen. Zorn wallte wieder in ihm auf, weil er sich durch die Freundlichkeit des Gardisten auf dem Schiff hatte täuschen lassen. Sharpe hatte an die Sympathie des Mannes geglaubt und so seine eigenen Gefühle offenbart. Und die ganze Zeit hatte Lavisser seinen Tod geplant. Dafür würde der heimtückische Bastard leiden, bei Gott. Sharpe mochte noch nicht wissen, wie er ihn leiden lassen würde, aber er wusste, wo.
    In Kopenhagen.
 
    Sharpe erreichte die Stadt, als der Abend hereinbrach. Der Wagen holperte durch ein Viertel mit feudalen Häusern in großen Parkanlagen, die an einem breiten Kanal vor der Stadtmauer endeten. Ein erhöhter Fußweg führte über einen schmaleren Graben zu einem der Stadttore. Der Heuwagen hielt zwischen einer Gruppe anderer Wagen und eleganter Kutschen. Stimmen erklangen in der Nähe.
    Sharpe nahm an, dass hier Soldaten allen Verkehr überprüften, aber wenn das der Fall war, dann stellten sie dem Kutscher nur einige Fragen. Niemand machte sich die Mühe, an den Seitenwänden des Wagens hochzuklettern, und nach einer Weile schnalzte der Kutscher mit der Zunge, und das Gespann zog den Wagen an und zog ihn durch den langen dunklen Tunnel in das Herz der Stadt.
    Sharpe lag im Heu und konnte nur Giebel, Dächer und Türme sehen. Die Sonne stand tief im Westen, und ihre Strahlen fielen auf rote Ziegel und Kupfer mit Grünspan. Der Abendwind blähte einen weißen Vorhang in einem hohen Fenster. Sharpe roch Kaffee. Dann hörte er Orgelspiel aus einer Kirche.
    Sharpe zog seinen Mantel an, nahm seinen Packen und wartete, bis der Wagen in eine enge Straße bog. Dann kletterte er über das Wagendeck hinab auf die Pflastersteine der Straße.
    Ein Mädchen beobachtete ihn aus einem Hauseingang, als er sich Stroh von der Kleidung abklopfte und sie glatt strich. Eine Frau, ein Kind an der Hand, überquerte die schmale Straße, statt nahe an ihm vorbeizugehen. Sharpe blickte an seinen mit Schlamm bespritzten Hosenbeinen hinab und war nicht überrascht, dass die Frau einen Bogen um ihn machte. Er sah aus wie ein Landstreicher, aber wie ein Landstreicher mit Säbel.
    Es war an der Zeit, sich auf die Suche nach Lord Pumphreys Mann zu begeben. Sharpe knöpfte seinen Mantel zu und ging auf eine breitere Straße zu. Es war fast dunkel. Ladenbesitzer ließen die Rollläden herunter und schlossen ihre Türen ab, und gelber Lampenschein fiel aus unzähligen Fenstern. Eine gigantische Holzpfeife hing über einem Tabakgeschäft. Gelächter und das Klirren von Gläsern ertönte aus einem Wirtshaus. Ein Krüppel schwang seine Krücken über das Pflaster. Große Kutschen rollten flott die Straße hinab, wo kleine Jungs die Pferdeäpfel aufsammelten und zu Holzkisten trugen.
    Kopenhagen war eine lebhafte Stadt, erinnerte an London, war aber nicht genauso. Viel sauberer, zum Beispiel. Sharpe staunte einen hohen Turm an, der aus den

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