Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
auspeitschen, wenn ich nicht so müde wäre. Das erledige ich vielleicht morgen.«
    »Nein, Sahib, bitte nicht.«
    »Oh, verpiss dich, Dilip«, schnarrte Torrance. »Und du kannst auch gehen, Brick.«
    Die Frau flüchtete zur Küchentür. Dilip nahm sein Tintenfässchen und den Sandstreuer. »Soll ich die Lieferscheine jetzt heraussuchen, Sahib, für den Morgen?«
    »Raus!«, brüllte Torrance. »Du langweilst mich. Geh!«
    Dilip flüchtete in das Vorzimmer, und Torrance legte sich wieder in die Hängematte. Ihn quälte tatsächlich Langeweile. Er hatte nichts zu tun und wusste nicht, wohin er gehen konnte. In den meisten Nächten suchte er Naigs Zelte auf, um zu trinken, zu spielen und zu huren. Doch er konnte das grüne Zelt in dieser Nacht nicht aufsuchen, nicht, nachdem Naig aufgehängt worden war. Er fluchte vor sich hin.
    Mit einem Blick zum Tisch sah er, dass ein Buch, ein Geschenk von seinem Vater, ungeöffnet darauf lag, der erste Band Reflektionen zum Brief an die Epheser von Reverend Courtney Mallison, und es würde ein bitterkalter Tag in der Hölle sein, bevor Torrance diesen geschwollenen Wälzer lesen würde. Reverend Mallison war Torrances Tutor in der Jugendzeit gewesen, ein böser Hundesohn, der es geliebt hatte, seine Schüler auszupeitschen. Torrance starrte zur Decke. Geld. Es lief alles auf Geld hinaus. Alles in der verdammten Welt drehte sich ums Geld. Mach Geld, und du kannst heimkehren und Courtney Mallison das Leben zur Hölle machen. Zwinge den Bastard auf die Knie. Und Mallisons Tochter – wirf dieses spröde Weibsstück auf den Rücken ...
    Es klopfte an der Tür. »Ich sagte, ich will nicht gestört werden!«, rief Torrance, doch trotz des Protestes wurde die Tür geöffnet und der Musselinvorhang wölbte sich und ließ einen Schwarm von Motten herein. »Verdammte Schei ...«, begann Torrance zu fluchen und verstummte abrupt.
    Denn der erste Mann, der durch die Tür kam, war ein jetti , dessen nackter Oberkörper ölig glänzte, und hinter ihm tauchte ein großer, humpelnder Mann auf, derjenige, der um Naigs Leben gefleht hatte. Er hieß Jama und war Naigs Bruder. Seine Anwesenheit machte Torrance seine Nacktheit bewusst. Er schwang sich von der Hängematte und griff nach seinem Morgenrock, doch Jama riss das seidene Kleidungsstück vom Stuhl.
    »Captain Torrance«, sagte er mit einer Verbeugung.
    »Wer hat Sie hereingelassen?«, fragte Torrance.
    »Ich hatte erwartet, Sie heute Nacht in unserem kleinen Etablissement zu sehen, Captain«, sagte Jama. Sein Bruder war pummelig, lautstark und ein Aufschneider gewesen, Jama dagegen war schlank, schweigsam und lauernd.
    Torrance zuckte mit den Schultern. »Vielleicht morgen Nacht.«
    »Sie werden willkommen sein, Captain, wie stets.« Jama nahm ein kleines Bündel Papiere aus der Tasche und fächerte sich damit Luft zu. »Zehntausend Mal willkommen, Captain.«
    Zehntausend Rupien. Das war der Wert der Papiere in Jamas Hand, alles von Torrance unterschriebene Schuldscheine. Er hatte weitaus mehr unterzeichnet, aber die anderen waren abbezahlt mit Versorgungsmaterial, das von den Konvois geklaut worden war. Jama war hier, um Torrance daran zu erinnern, dass seine größten Schulden noch nicht bezahlt waren.
    »Was heute geschehen ist ...«, begann Torrance verlegen.
    »Ah, ja!«, unterbrach Jama, als hätte er für einen Moment den Grund seines Besuchs vergessen gehabt. »Erzählen Sie mir, was heute geschehen ist, Captain.«
    Der jetti sagte nichts. Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand, seine eingeölten Muskeln glänzten im Kerzenschein, und seine dunklen Augen waren starr auf Torrance gerichtet.
    »Ich habe es Ihnen bereits gesagt. Ich konnte es nicht verhindern«, sagte Torrance mit so viel Würde, wie ein nackter Mann aufbringen kann.
    »Sie waren derjenige, der den Tod meines Bruders befohlen hat«, sagte Jama.
    »Was blieb mir denn anderes übrig, nachdem die gestohlenen Waren gefunden worden waren?«
    »Aber vielleicht haben Sie arrangiert, dass sie gefunden wurden.«
    »Nein! Warum, zur Hölle, sollte ich das tun?«
    Jama schwieg einen Moment, dann deutete er auf den Riesen an seiner Seite. »Sein Name ist Prithviraj. Ich sah ihn einst einen Mann mit bloßen Händen kastrieren.« Jama tat, als reiße er etwas ab, und lächelte. »Sie wären erstaunt, wie weit sich Haut dehnen kann, bevor sie reißt.«
    »Um Gottes willen!« Torrance war bleich geworden. »Das mit Ihrem Bruder – es war nicht meine Schuld.«
    »Wessen

Weitere Kostenlose Bücher