Sharpes Feuerprobe
Erdaufschüttung diente dazu, Kanonenkugeln vom Fuß des Walls abzulenken, doch wo der Wall am meisten verfallen war, floss der Fluss sehr nahe an der Verteidigungsanlage vorbei, und es hatte keinen Platz gegeben, um auch nur die Vortäuschung eines Glacis zu errichten. Stattdessen setzte eine niedrige Schlammwand die Linie des Glacis fort, und dieser Wall war umgeben vom Wasser, das in den Graben zwischen dem äußeren Schutzwall und dem Glacis gepumpt worden war. Dieser niedrige Wall war im Vergleich zu einem Glacis kein Hindernis, und Tippu zählte darauf, dass er ein unwiderstehliches Ziel für die feindlichen Pioniere sein würde.
Er setzte nicht seine ganze Hoffnung auf diese einzige massive Sprengladung. Diese Sprengladung konnte gut Hunderte der angreifenden Soldaten töten oder verstümmeln, doch Tausende weitere feindliche Soldaten konnten gegen die Stadt geschickt werden.
So bereitete Tippu seine Armee auf diese Probe vor. Wenn es so weit war, würde der westliche Wall von Männern überfüllt sein, und die Männer würden jeder zumindest drei geladene Musketen haben, und hinter jedem kämpfenden Soldaten würde ein Mann stehen, der gedrillt war, die Musketen neu zu laden. Der britische Ansturm würde folglich mit einem Hagel von Musketenfeuer empfangen werden, vermischt mit Kanonenkugeln und Kartätschen aus den Kanonen, die als Ersatz für die zerstörten Geschütze hinter den zerstörten Schießscharten verborgen waren. Tausende von Raketen waren ebenfalls bereit. Auf lange Entfernungen waren die Raketen unberechenbar und wenig treffsicher, doch in der Enge einer Bresche, wo die Männer so zusammengedrängt waren wie Schafe in einem Pferch, würden die Raketen ein schreckliches Blutbad anrichten.
»Wir werden die Hölle mit ungläubigen Seelen voll stopfen«, prahlte Tippu, doch bei jeder Gebetsstunde flehte er Allah um einen frühen Beginn des Monsuns an. Jeden Morgen blickte er zum Himmel und hoffte, Anzeichen auf Regen zu sehen, doch der Himmel blieb hartnäckig klar.
Ein früher Monsun würde die Briten in sintflutartigem Regen hinwegschwemmen, bevor die Raketen und Geschütze sie blutig zerfetzen würden, doch es hatte nicht den Anschein, dass der Regen in diesem Jahr früh nach Maisur kommen würde.
Der Himmel mochte klar sein, doch jedes andere Anzeichen war gut. Die Pechsträhne, die zum Verlust der Mühlenfestung geführt hatte, war durch das Opfer der britischen Gefangenen beendet worden, und jetzt sprachen alle Träume Tippus und alle Wahrsager nur von dem Sieg.
Jeden Morgen schrieb Tippu seine Träume in einem großen Buch nieder, bevor er ihren Inhalt mit seinen Beratern diskutierte. Seine Wahrsager spähten in Töpfe mit heißem Öl, um in den farbigen Wirbeln auf der Oberfläche zu lesen, und diese schimmernden Zeichen, wie die Träume, prophezeiten einen großen Sieg.
Die Briten würden im südlichen Indien vernichtet werden, und dann, wenn die Franzosen Truppen schickten, um Maisurs wachsendes Reich zu verstärken, würden die Rotröcke aus dem Norden des Landes gefegt werden. Ihre Knochen würden an den Stätten ihrer Niederlagen bleichen, und ihre seidenen Fahnen würden an den Mauern der großen Paläste Tippus verblassen.
Der Tiger würde von den schneebedeckten Bergen im Norden bis zu den Palmensträngen im Süden, von der Coromandel-Küste bis zum Meer von Malabar herrschen. All dieser Ruhm wurde von den Träumen und den schillernden Prophezeiungen des Öls vorausgesagt.
Doch dann, im Morgengrauen, hatte es den Anschein, als würden die Hoffnungen enttäuscht, als die vier britischen, plötzlich ungetarnten Batterien zum Schlagen der Bresche krachten und das komplizierte Netzwerk aus Schützengräben und Feldschanzen eingehüllt war von gewaltigen Rauchwolken, die mit Donnerhall bei jedem Rücklauf der Geschütze ausgestoßen wurden.
Die Kugeln waren nicht dorthin gezielt, wo Tippu gehofft hatte, nicht auf den verwundbaren Teil des Walls hinter dem fehlenden Stück Glacis, sondern auf die mächtige Nordwest-Bastion der Stadt: ein Komplex von Brustwehren mit Zinnen, der hoch über dem Fluss aufragte und von den obersten Brustwehren die nördlichen und westlichen Wälle beherrschte.
Die ganze Stadt schien zu erzittern, als wieder und wieder die Kugeln einschlugen, und bei jedem Treffer sprang Staub aus dem alten Mauerwerk, bis schließlich die ersten Steine fielen. Vom Nordufer des Flusses, wo sich die kleineren britischen Lager befanden, fügten weitere Geschütze ihr
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