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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gitterstäbe zu dem heruntergefallenen Dietrich, der einen Schritt entfernt lag. Er bewegte sich schnell, doch der Tiger war schneller. Und diesmal fügte er Sharpe einen tiefen Kratzer am Handrücken zu.
    »Sergeant Hakeswill«, zischte Sharpe. »Holen Sie das Biest auf Ihre Seite.«
    »Dass kann ich nicht«, protestierte Hakeswill, und in seinem Gesicht zuckte es.
    Der Tiger beobachtete Sharpe. Er war nur zwei Fuß von ihm entfernt, die Zähne waren gebleckt und die Krallen ausgefahren. In seinen gelben Augen glitzerte es.
    »Wenn Sie gegen einen Tiger kämpfen wollen, dann ist das Ihre Sache, nicht meine, Sharpie«, sagte Hakeswill. »Männer kämpfen nicht gegen Pussys, das steht schon in der Bibel.«
    »Wenn Sie das noch einmal sagen«, brüllte McCandless in plötzlicher und unerwarteter Wut, »dann sorge ich dafür, dass Sie nie wieder Streifen tragen! Haben Sie mich verstanden, Mann?«
    Hakeswill war bestürzt über den Zorn des Colonels. »Sir«, brachte er nur schwach heraus.
    »Sie tun, was Private Sharpe sagt«, befahl Colonel McCandless. »Und tun Sie es jetzt!«
    Hakeswill klatschte unter den Gitterstäben in die Hände. Der Tiger drehte den Kopf, und Sharpe riss sofort den Dietrich in die Zelle und richtete sich auf. Der Tier sprang Hakeswill an und prallte heftig gegen die Gitterstäbe. Hakeswill konnte gerade noch zurückspringen.
    »Provozieren Sie ihn weiter, Mann!«, befahl McCandless. Der Sergeant spuckte den Tiger an und warf ihm eine Hand voll Stroh an den Kopf.
    Sharpe arbeitete am Schloss. Er ertastete mit dem Haken von Neuem den Hebel. Der Tiger, jetzt äußerst gereizt, stand mit den Pfoten an Hakeswills Zelle, als Sharpe gegen den Hebel drückte und fühlte, dass er sich bewegte. Seine Hände zitterten, und der Haken schabte über den Hebel, doch Sharpe versuchte es weiterhin und drückte fester. Er hielt den Atem an und wollte mit purer Willenskraft das Schloss entriegeln. Schweiß brannte in seinen Augen. Dann klickte es plötzlich, und das Schloss sprang auf.
    »Das war der leichte Teil«, sagte Sharpe grimmig. Er steckte den Dietrich in die Tasche. »Mary!«, rief er.
    Keine Antwort.
    »Mary!«, rief er von Neuem, bekam jedoch immer noch keine Antwort.
    Kunwar Singh hatte seine Männer vom Kerker abgezogen und befand sich jetzt tief im Torweg auf der fernen Seite des Hofs, gefangen zwischen seinem Wunsch, Appah Rao zu gehorchen, und der scheinbaren Unmöglichkeit, diesen Gehorsam zu erfüllen.
    »Wofür brauchen Sie die Frau denn?«, fragte Colonel McCandless.
    »Ich weiß nicht mal, ob die verdammte Waffe geladen ist, Sir. Habe sie nicht danach gefragt.«
    »Gehen Sie davon aus«, sagte McCandless.
    »Sie haben leicht reden«, sagte Sharpe respektvoll, »da Sie nicht rausgehen und die Bestie töten müssen.«
    »Ich werde es tun«, bot Lawford an.
    Sharpe grinste. »Entweder du oder ich«, sagte er. »Und sei ehrlich, Sir. Was meinst du, wer es am besten macht?«
    »Du«, gab Lawford zu.
    »Das habe ich angenommen, Sir. Doch noch eines, Sir. Wie erschießt man einen Tiger? In den Kopf?«
    »Zwischen die Augen«, sagte McCandless. »Aber nicht zu hoch. Einfach zwischen die Augen.«
    »Verdammt noch mal!«, murmelte Sharpe. Er hatte das Vorhängeschloss gelöst und konnte jetzt die Tür nach außen öffnen, doch er tat es vorsichtig, wollte den Tiger nicht aufmerksam machen. Er zog die Tür wieder zu und hob seinen roten Rock auf, der im Stroh lag.
    »Hoffen wir, dass der Scheißer nur eine blöde Pussykatze ist«, sagte er und stieß die Tür wieder auf. Die Angeln quietschten alarmierend. Er hielt die Tür mit der linken Hand, und sein roter Rock war ein Bündel in seiner Rechten. Als die Tür weiter geöffnet war, warf er den Rock so hart er konnte zu den Resten des Ziegenfleischs am fernen Ende des Gangs.
    Der Tiger nahm die Bewegung wahr, drehte sich von Hakeswill fort und sprang auf den Rock zu. Der rote Uniformrock war fast zwanzig Fuß weit geflogen, und der Tiger bewältigte die Distanz mit einem mächtigen Sprung. Er erfasste den Rock mit den Pranken und zerrte daran, fand aber kein Fleisch und kein Blut im Stoff.
    Sharpe war aus der Tür geschlüpft, wandte sich zur Treppe und hob die Pistole auf. Er drehte sich wieder um und hoffte, die Sicherheit der Zelle zu erreichen, bevor der Tiger ihn bemerkte, doch sein Fuß rutschte an der untersten Treppenstufe aus, und er fiel gegen die Treppe zurück.
    Der Tiger hörte ihn, fuhr herum und erstarrte. Die gelben Augen starrten

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