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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war Hickson misstrauischer gegenüber Lawford als gegenüber Sharpe. Sie alle verstanden Sharpe, denn er war einer von ihnen und war gut in seinem Handwerk, doch Lawford war offenkundig anders. Sie führten das darauf zurück, dass er aus einem wohlhabenden Haus stammte, das in harten Zeiten bankrottgegangen war, und während sie wegen dieses Pechs Mitgefühl mit ihm hatten, erwarteten sie von ihm trotzdem, dass er das Beste daraus machte. Andere in Gudins kleinem Bataillon verabscheuten Lawford wegen seiner Ungeschicklichkeit mit Waffen, aber Sharpe war sein Freund, und bis jetzt wollte keiner Sharpes Unmut hervorrufen, indem er Lawford durch Sticheleien reizte.
    Sharpe und Lawford beobachteten, wo die Invasionsarmeen ihr Biwak außer Kanonenschussweite im Süden der Stadt aufschlugen. Ein paar maisurische Kavalleristen umkreisten immer noch die Armeen, lauerten auf die Chance, einen Versprengten zu schnappen, doch die meisten Männer Tippus waren jetzt wieder auf der Insel mit der Stadt.
    Aufgeregtes Stimmengewirr herrschte in der Stadt, fast ein Ausdruck der Erleichterung darüber, dass der Feind in Sicht und das Warten endlich vorüber war. Es herrschte auch Zuversicht. Die feindliche Armee war zwar groß, doch Tippu hatte eine hervorragende Verteidigungsanlage und viele Männer.
    Sharpe konnte keinen Mangel an Begeisterung unter den Hindu-Soldaten entdecken. Lawford hatte ihm erzählt, dass es böses Blut zwischen ihnen und den Moslems gab, aber an diesem Abend, als die Männer Tippus trotzige und herausfordernde Banner über die weiß getünchten Wälle hängten, schien die Stadt in ihrem Widerstandswillen vereinigt zu sein.
    Sergeant Rothière rief Sharpe und Lawford von der Innenwand des Maisur-Tors und wies zu der großen Bastion an der südwestlichen Ecke der Stadt.
    »Colonel Gudin befiehlt uns zu sich«, übersetzte Lawford für Sharpe.
    » Vite! «, bellte Rothière.
    »Sofort«, sagte Lawford nervös.
    Die beiden Männer bahnten sich einen Weg zwischen den Zuschauern, die sich auf den Wällen versammelt hatten, bis sie Colonel Gudin in einem Kavalier fanden, der südlich aus der großen Bastion hervorragte.
    »Wie geht es Ihrem Rücken?«, begrüßte der Franzose Sharpe.
    »Bessert sich wunderbar, Sir.«
    Gudin lächelte erfreut. »Es ist indische Medizin, Sharpe. Wenn ich je nach Frankreich zurückkehre, möchte ich mir einen eingeborenen Arzt mitnehmen. Die indischen sind viel besser als unsere. Alles, was ein französischer Arzt tun würde, ist, Sie zur Ader zu lassen, bis Sie es hinter sich haben, um dann Ihre Witwe zu trösten.«
    Der Colonel wandte sich um und zeigte nach Süden über den Fluss.
    »Ihre alten Freunde«, sagte er und wies auf die britischen und indischen Kavalleristen, die das Gelände zwischen dem Biwak der Armeen und der Stadt erkundeten. Die meisten blieben weit außer Reichweite von Seringapatams Kanonen, doch ein paar wagemutigere Männer galoppierten näher zur Stadt, entweder um Tippus Kavalleristen anzulocken und zu einem Kampf Mann gegen Mann zu verlocken oder um die Kanoniere auf der Stadtmauer zu provozieren.
    Eine besonders unternehmungslustige Gruppe schrie und winkte sogar zur Stadt hin, als wollte sie zu Kanonenfeuer auffordern, und dann und wann krachte eine Kanone oder kreischte eine Rakete über den Fluss, doch irgendwie blieben die spottenden Kavalleristen immer unbeschadet.
    »Sie wollen uns ablenken«, sagte Gudin, »die Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit wir nicht sehen, was die anderen machen. Seht ihr dort die Büsche? Neben der Zisterne?« Er wies über den Fluss. »Dort sind einige Kundschafter. Zu Fuß. Sie versuchen zu erkunden, welche Verteidigungsanlagen wir nahe beim Fluss haben. Seht ihr sie? Schauen Sie in die Büsche unter den beiden Palmen.«
    Sharpe starrte hin, konnte jedoch nichts entdecken. »Wollen Sie, dass wir hingehen und sie uns schnappen, Sir?«
    »Ich will, dass Sie sie erschießen«, sagte Gudin.
    Die Büsche unter den beiden Palmen waren fast eine Vierteilmeile entfernt.
    »Eine verdammt weite Reichweite für eine Muskete, Sir«, sagte Sharpe zweifelnd.
    »Dann versucht es hiermit«, sagte Gudin und hielt ihm eine Waffe hin. Es musste eines von den persönlichen Gewehren Tippus sein, denn der Kolben war mit Elfenbein verziert, das Schloss in Form eines Tigerkopfs war vergoldet, und in den Lauf waren arabische Wörter ziseliert.
    Sharpe nahm das Gewehr und wog es in der Hand.
    »Mag schön sein, Sir«, sagte er, »aber keine

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