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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und der Rauch seiner Waffe versammelte sich mit der dichten Wolke aus Sharpes Gewehr.
    »Der Schreiber hat gewonnen!«, erklärte Gudin erstaunt. Er ließ sein Fernrohr sinken. »Ihre Kugel, Sharpe, ging sechs Zoll am Kopf des Mannes vorbei, aber Sie, Lawford, haben wohl ihren Mann getötet. Gut gemacht! Wirklich sehr gut!«
    Lawford wurde rot, sagte jedoch nichts. Er sah sehr besorgt drein, und Gudin führte seine offensichtliche Verwirrung auf seine Schüchternheit zurück.
    »Ist das der erste Mann, den Sie jemals erschossen haben?«, fragte er sanft.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Lawford wahrheitsgemäß.
    »Sie verdienen was Besseres, als Schreiber zu sein. Das haben Sie gut gemacht. Ihr beiden wart gut.« Er nahm die Gewehre von ihnen entgegen und lachte, als er Sharpes klägliche Miene sah. »Haben Sie erwartet, besser zu sein, Sharpe?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das werden Sie auch. Sechs Zoll auf diese Entfernung daneben, das ist sehr gutes Schießen. Wirklich eine sehr gute Leistung.« Gudin wandte sich ab und beobachtete, wie der unverletzte Rotrock seinen Kameraden zurück zu den Pferden schleppte. »Ich glaube, dass Sie ein Naturtalent zum Schützen haben, Lawford. Herzlichen Glückwunsch.« Der Colonel fischte in seinem Beutel und holte eine Hand voll Münzen hervor. »Ein Vorschuss auf Ihren Sold. Gut gemacht. Und jetzt wegtreten!«
    Sharpe blickte hinter sich, hoffte zu sehen, welche Teufelei der westliche Wall enthielt, doch er konnte dort nichts Besonderes entdecken, und so folgte er Lawford die Treppe hinab.
    Lawford zitterte. »Ich wollte ihn nicht töten!«, sagte der Lieutenant, als er außer Gudins Hörweite war.
    »Ich meinen schon«, murmelte Sharpe.
    »Gott, was habe ich getan? Ich hatte links an ihm vorbei gezielt!«
    »Sei kein verdammter Narr«, sagte Sharpe. »Du hast dir mit deinem Treffer unsere Freiheit verdient. Das ist verdammt prima.«
    Er zog Lawford in eine Taverne. Tippu mochte ein Moslem sein, und die Moslems mochten Alkohol verabscheuen, doch die meisten Stadtbewohner waren Hindus, und Tippu war schlau genug, um die Tavernen offen zu halten. Diese, nahe bei Gudins Kasernen, war eine große Schenke, offen zur Straße hin, mit einem Dutzend Tischen, an denen alte Männer Schach spielten und junge Soldaten damit prahlten, wie sie die Belagerer besiegen würden. Die Wirtin, eine große Frau mit harten Augen, verkaufte verschiedene Drinks, hauptsächlich Wein und Arrak, aber sie schenkte auch ein komisch schmeckendes Bier aus.
    Sharpe konnte immer noch kaum ein Wort der hiesigen Sprache sprechen, doch er wies auf das Arrakfass und hielt zwei Finger hoch. Jetzt waren er und Lawford mit den tigergestreiften Waffenröcken bekleidet und trugen Musketen. Sie riefen in der Stadt wenig Beachtung und keine Feindseligkeit hervor.
    »Hier.« Sharpe stellte den Arrak vor Lawford hin. »Trink das.«
    Lawford leerte das Glas in einem Zug.
    »Das war der erste Mann, den ich umgebracht habe«, sagte er und blinzelte wegen des scharfen Schnapses.
    »Quält dich das?«
    »Selbstverständlich! Er war Brite!«
    »Man kann keine Katze abhäuten, ohne Blut zu vergießen«, sagte Sharpe tröstend.
    »Mein Gott!«, entfuhr es Lawford ärgerlich.
    Sharpe schüttete die Hälfte seines Arraks in Lawfords Glas und winkte dann einer der Kellnerinnen, die an den Tischen herumgingen und die Gläser auffüllten.
    »Du musstest es tun«, sagte er.
    »Wenn ich wie du danebengeschossen hätte«, sagte Lawford kläglich, »wäre Gudin genauso beeindruckt gewesen. Du hast es prima gemacht.«
    »Ich habe auf den Scheißer gezielt, um ihn zu töten.«
    »Du hast tatsächlich richtig gezielt?« Lawford war schockiert.
    »Mensch, Bill! Wir mussten diese Scheißkerle überzeugen!«
    Sharpe lächelte, als das Mädchen mehr Schnaps ausschenkte, dann legte er eine Hand voll kleiner Münzen in die Holzschale auf dem Tisch. Eine andere Schale enthielt würzige Kräuter, an denen die anderen Gäste beim Trinken knabberten. Sharpe probierte davon und fand das Zeug zu scharf.
    Als die Kellnerin vom Tisch fortgegangen war, schaute er zu dem Lieutenant, der immer noch gequält dreinblickte.
    »Hast du etwa gemeint, dass diese Mission leicht sein würde?«
    Lawford schwieg ein paar Sekunden und zuckte dann mit den Schultern. »In Wahrheit hielt ich sie für unmöglich.«
    »Und warum hast du dich dann freiwillig gemeldet?«
    Lawford nahm sein Glas in beide Hände und sah Sharpe an, als überlege er, ob er darauf antworten sollte oder

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