Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Vater hat auf dem Fluss gearbeitet, aber wo er jetzt ist, weiß sie nicht. Und sie hat gesagt, sie möchte Ihnen danken.«
    »Hübscher Name, Joana«, sagte Harper, der nun als französischer Feldwebel gekleidet war. »Und das Mädchen weiß sich nützlich zu machen, was? Sie kann mit einem Bajonett umgehen.«
    Sharpe half Vicente in den blauen Rock und ließ ihn über der linken Schulter hängen, statt Vicentes Arm in den Ärmel zu zwängen. Sarah hatte offenbar ein weiteres Gespräch mit Joana geführt. »Sie sagt, dass sie bei uns bleiben will.«
    »Natürlich muss sie das«, sagte Harper, bevor Sharpe seine Meinung dazu äußern konnte. Joanas dunkelbraunes Kleid war vor der Brust zerrissen, als die Männer sie ausgezogen hatten, und die Überreste waren mit Blut bespritzt worden, als sie den zweiten Soldaten getötet hatte. Also zog sie sich eines der Hemden der Toten darüber, dann hob sie eine der Musketen auf. Sarah, die keinesfalls weniger kampfbereit wirken wollte, schulterte eine andere.
    Eine bemerkenswerte Streitmacht waren sie nicht gerade: zwei Schützen, zwei Frauen und ein verwundeter portugiesischer Cazador . Aber Sharpe hoffte, es würde ausreichen, um einen französischen Traum zu zerschlagen.
    Also schulterte er sein Gewehr, zog den Degengurt enger und führte sie nach unten.
    Der größte Teil der französischen Infanterie in Coimbra gehörte dem 8. Corps an, einer neu aufgestellten Einheit junger Männer, die frisch von den Depots in Frankreich kamen. Sie waren erst zur Hälfte ausgebildet, ihre Disziplin war schlecht, und sie hatten für den Kaiser, der sie in einen Krieg geführt hatte, den sie zumeist kaum verstanden, nicht viel übrig. Vor allem aber waren sie hungrig. Zu Hunderten durchsuchten sie die Universität, aber als sie von dem, was sie suchten, kaum etwas fanden, machten sie ihrer Enttäuschung Luft, indem sie zerschmetterten, verbogen und zerbrachen, was immer sich zerstören ließ.
    Coimbra war bekannt für seine Errungenschaften im Bereich der Optik, aber für die Soldaten hatten die Mikroskope wenig Nutzen, also zerschlugen sie die schönen Instrumente mit ihren Musketen, dann hieben sie die großartigen Sextanten in Stücke. Eine Hand voll Ferngläser wurde gerettet, denn solche Dinge wusste man zu schätzen, aber die größeren Instrumente, die zu groß und schwer waren, um sie mitzunehmen, fielen der Zerstörung anheim.
    Ein unvergleichlicher Satz fein geschliffener Linsen, die alle auf Samtkissen in einem Kabinett mit breiten, schmalen Schubfächern lagen, wurde systematisch zerbrochen. Ein Raum war angefüllt mit Chronometern, die alle auf ihre Funktion getestet waren, doch im Nu waren von ihnen nur noch verbogene Federn, Zahnräder und verbeulte Gehäuse übrig. Eine erlesene Sammlung von Fossilien wurde in Splitter gehauen, und eine Sammlung von Mineralien, ein sorgfältig in Quarze, Spate und Erze katalogisiertes Lebenswerk, wurde aus einem Fenster geworfen. Feines Porzellan wurde zerschmettert, Bilder aus ihren Rahmen gerissen, und wenn der größte Teil der Bibliothek verschont blieb, so lag das lediglich daran, dass es dort zu viele Bücher gab, um alle zu zerstören. Einige Männer versuchten es nichtsdestotrotz, zogen seltene Bücher aus den Regalen und rissen sie entzwei, aber bald schon langweilten sie sich und gaben sich damit zufrieden, ein paar schöne römische Vasen, die auf vergoldeten Sockeln standen, zu zerschmettern. Das alles hatte überhaupt keinen Sinn, es entsprang einzig dem Zorn, den die Soldaten empfanden. Sie hassten die Portugiesen, und deshalb nahmen sie Rache an allem, was ihre Feinde wertschätzten.
    Coimbras Alte Kathedrale war im zwölften Jahrhundert von zwei Franzosen errichtet worden, und zwei weitere Franzosen schlugen mit größtem Vergnügen auf ihre Altäre ein. Andere Soldaten schossen auf den vergoldeten Hochaltar, zielten auf die geschnitzten Heiligen, die eine Jungfrau Maria mit traurigem Gesicht bewachten. Ein sechsjähriges Kind versuchte, einen Soldaten von seiner Mutter wegzuziehen, ihm wurde die Kehle durchgeschnitten, und als eine Frau nicht aufhörte zu schreien, schnitt ein Soldat ihr ebenfalls die Kehle durch.
    In der Neuen Kathedrale, die sich ein Stück den Hügel hinauf befand, wechselten sich Voltigeure damit ab, ins Taufbecken zu pinkeln, und als das Becken voll war, tauften sie damit die Mädchen, die sie in dem Gebäude gefangen hatten, alle auf denselben Namen, Putain , was Hure bedeutete. Ein Feldwebel

Weitere Kostenlose Bücher