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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beschloss Masséna. Er wusste, er würde so viel Zeit brauchen, damit sich seine Armee von der Einnahme Coimbras erholen konnte. »Lasst ihnen heute die Zügel lang«, sagte er. »Und morgen peitschen wir sie wieder zu den Adlern und sorgen dafür, dass für den Aufbruch am Mittwoch alles fertig ist.«
    »Und was sollen die Männer essen?«, fragte Junot.
    »Was immer sich verdammt noch mal zum Essen auftreiben lässt«, keifte Masséna. »Und es müssen ja Lebensmittel hier sein, oder etwa nicht? Die Engländer können ja keine ganze Stadt leer geräumt haben.«
    »Es gibt Lebensmittel.« Eine neue Stimme hatte sich erhoben, und die Generäle in ihrem prächtigen Blau, Rot und Gold hoben die Blicke von ihren Karten und entdeckten den Versorgungsoffizier Poquelin, der ungewohnt zufrieden mit sich dreinschaute.
    »Wie viele Lebensmittel?«, fragte Masséna bissig.
    »Genug, um uns bis nach Lissabon zu bringen, Sire «, antwortete Poquelin. »Mehr als genug.« Seit Tagen war er dem General nun ausgewichen, weil er sich vor der Verachtung fürchtete, die dieser über ihn ausschüttete, aber jetzt war seine Stunde gekommen. Dies war sein Triumph. Er hatte seine Arbeit erledigt. »Ich brauche Transportmittel«, sagte er, »und ein gutes Bataillon, das mir hilft, die Vorräte fortzuschaffen, aber wir haben alles, was wir brauchen. Mehr noch! Falls Sie sich erinnern, Sire , Sie haben versprochen, diese Vorräte aufzukaufen. Der Mann hat sein Wort gehalten. Er wartet draußen.«
    Halb und halb erinnerte sich Masséna, dass er ein solches Versprechen gegeben hatte, aber jetzt, da sich die Lebensmittel in seinem Besitz befanden, war er versucht, das Versprechen zu brechen. Um die Finanzen der Armee war es nicht üppig bestellt, und es entsprach nicht französischer Gewohnheit, Lebensmittel zu kaufen, die man genauso gut stehlen konnte. Man muss vom Land leben, pflegte der Kaiser zu sagen.
    Oberst Barreto, der mit Poquelin zum Palast gekommen war, sah die Unschlüssigkeit auf Massénas Gesicht. »Wenn wir dieses Versprechen nicht halten, Sire «, bemerkte er respektvoll, »dann wird uns niemand in Portugal mehr Glauben schenken. Und in ein oder zwei Wochen wollen wir hier regieren. Wir werden Kooperation brauchen.«
    »Kooperation.« Marschall Ney spuckte das Wort aus. »Eine Guillotine in Lissabon wird schon schnell genug für Kooperation sorgen.«
    Masséna schüttelte den Kopf. Barreto hatte recht, und es war töricht von ihm, sich so dicht vor der Schwelle des Sieges neue Feinde zu schaffen. »Bezahlen Sie ihn«, sagte er und nickte einem Adjutanten zu, der den Schlüssel zur Geldtruhe aufbewahrte. »Und in zwei Tagen«, wandte er sich an Poquelin, »fangen Sie an, die Vorräte nach Süden zu schaffen. Ich will ein Depot in Leira.«
    »Leira?«, fragte Poquelin.
    »Hier, Mann, hier.« Masséna durchbohrte eine Karte mit seinem Zeigefinger, und Poquelin drängte sich nervös zwischen den Generälen hindurch, um sich die Lage der Stadt anzusehen. Er musste feststellen, dass sie etwa vierzig Meilen südlich von Coimbra an der Straße nach Lissabon lag.
    »Ich brauche Wagen«, sagte Poquelin.
    »Sie werden jeden Wagen und jedes Maultier, das wir besitzen, bekommen«, versprach Masséna ihm großzügig.
    »Wir haben nicht genug Pferde«, bemerkte Junot übellaunig.
    »Genug Pferde haben wir nie«, fuhr Masséna ihn an. »Dann benutzen Sie eben Männer. Benutzen Sie diese verdammten Bauern.« Er vollführte eine Geste in Richtung des Fensters, zeigte auf die Stadt. »Zäumen Sie sie auf, geben Sie ihnen die Peitsche, lassen Sie sie schuften.«
    »Und die Verwundeten?«, fragte Junot erschrocken. Es würden Wagen gebraucht werden, um die Verwundeten nach Süden zu schaffen, wenn sie bei der Armee und damit vor den portugiesischen Rebellen geschützt bleiben sollten.
    »Die können hierbleiben«, entschied Masséna.
    »Und wer soll sie bewachen?«
    »Ich finde schon Männer«, erwiderte Masséna, dem solche Belanglosigkeiten allmählich die Geduld raubten. Was zählte, war, dass er die Lebensmittel hatte, dass sich der Feind auf dem Rückzug befand und dass kaum hundert Meilen weiter südlich Lissabon auf sie wartete. Der Feldzug war erst zur Hälfte erledigt, doch von nun an würde seine Armee auf guten Straßen marschieren, also war jetzt keine Zeit für Vorsicht. Es war Zeit zum Angriff.
    Und in zwei Wochen, dachte er bei sich, würde er Lissabon einnehmen, und damit war der Krieg gewonnen.
    Sharpe war kaum auf die Straße

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