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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beiseitegewischt. »Sie werden keine Pferde gesattelt und bereit haben«, hatte er behauptet, »und sie werden einen halben Tag brauchen, bis sie sie aufgestellt haben. Wenn sie sich überhaupt die Mühe machen, Sie im Tal zu bekämpfen, dann mit Infanterie. Also werde ich Soults Brigade bereithalten, um mit den Bastarden fertigzuwerden.«
    Soults Brigade war eine Mischung aus verschiedenen Kavalleristen: Chasseure, Husaren und Dragoner, eintausend Reiter, die zusammen nur sechshundertdreiundfünfzig Pferde besaßen, aber das sollte genügen, um mit sämtlichen britischen oder portugiesischen Plänklern fertigzuwerden, die versuchten, Sarruts Erkundungsgang aufzuhalten.
    Es war später Vormittag, als Sarruts Männer fertig zum Vorstoß waren, und der General war im Begriff, dem ersten Bataillon den Aufbruch in das nebelverhangene Tal zu befehlen, als einer von General Reyniers Adjutanten den Hügel heruntergaloppiert kam. Sarrut sah zu, wie der Offizier den Hang bewältigte. »Es wird eine Änderung der Befehle geben«, prophezeite er einem seiner eigenen Adjutanten säuerlich. »Jetzt wollen sie vermutlich, dass wir Lissabon angreifen.«
    Reyniers Adjutant zügelte sein Pferd, das eine Wolke von Staub aufwirbelte, dann lehnte er sich nach vorn und klopfte dem Tier den Hals. »Es gibt eine britische Wache, Sir«, berichtete er. »Wir haben sie vom Hügel aus gesehen. Sie befinden sich in einer Scheunenruine beim Fluss.«
    »Kein Problem«, erwiderte Sarrut. Kein einfacher Wachtposten würde vier Bataillone hervorragender Leichter Infanterie aufhalten.
    »General Reynier schlägt vor, dass wir die Männer gefangen nehmen, Sir«, sagte der Adjutant respektvoll.
    Sarrut lachte. »Sobald die einen Blick auf uns werfen, werden sie laufen wie die Hasen.«
    »Der Nebel, General«, bemerkte der Adjutant wiederum respektvoll. »Er kommt in Schwaden, in großen Schwaden, und General Reynier schlägt vor, wenn Sie nach Westen aufbrechen, könnten Sie sie umgehen. Er ist der Ansicht, ihr Offizier könnte Informationen über die Verteidigungsanlagen haben.«
    Sarrut knurrte. Ein Vorschlag von Reynier hatte genauso viel Gewicht wie ein Befehl, aber der Befehl erschien sinnlos. Ohne Zweifel hatte die Wache einen Offizier bei sich, aber es schien extrem unwahrscheinlich, dass ein solcher Mann über wertvolle Informationen verfügte. Dennoch musste Reynier zufriedengestellt werden.
    »Sagen Sie ihm, wir werden es tun«, sagte er und schickte einen seiner eigenen Adjutanten an die Spitze der Kolonne, um einem halben Bataillon zu befehlen, sich nach Westen zu wenden. Das würde sie durch den Nebel führen und vermutlich dafür sorgen, dass man sie von der Scheune aus nicht sichtete. Dann konnten sie zurückstürmen und der Wache den Weg abschneiden. »Sagen Sie Oberst Feret, er soll jetzt vorstoßen«, befahl er seinem Adjutanten. »Und Sie gehen mit ihm. Sorgen Sie dafür, dass sie nicht zu weit vorrücken. Der Rest der Truppen wird sich, zehn Minuten nachdem er aufgebrochen ist, in Marsch setzen. Und sagen Sie ihm, er soll sich beeilen.«
    Er legte Nachdruck auf diese letzten paar Worte. Der Zweck der Übung bestand lediglich darin, herauszufinden, was hinter dem feindlichen Hügel lag, nicht, einen Sieg zu erringen, der das Volk in Paris zum Jubeln bringen würde. Hier ließ sich kein Sieg erringen, hier war lediglich Information zu beschaffen, und je länger sich seine Truppen in der Ebene aufhielten, desto länger wären sie dem Kanonenfeuer ausgesetzt. Es war eine Aufgabe, die sich von Kavalleristen wesentlich effizienter hätte erledigen lassen, dachte Sarrut, denn diese hätten innerhalb von Augenblicken durch das Tal galoppieren können, aber die Kavallerie war in einem traurigen Zustand. Ihre Pferde waren erschöpft und hungrig, und dieser Gedanke erinnerte Sarrut daran, dass die britischen Wachen in der alten Scheune Proviant bei sich haben mussten.
    Schlagartig hellte sich seine Stimmung auf. Er hätte seinem Adjutanten sagen müssen, dass er von den Vorräten etwas aufheben sollte, falls er welche fand, aber der Adjutant war ein kluger, junger Bursche, der das vermutlich sowieso tun würde. Vielleicht gab es dort frische Eier? Oder Schinken? Frisch gebackenes Brot, Butter, Milch, die gelblich und warm aus dem Euter einer Kuh strömte? Sarrut träumte von diesen Dingen, während die Chasseure und Voltigeure an ihm vorbeitrampelten. Sie hatten in den letzten Tagen einen langen, harten Marsch hinter sich gebracht und mussten

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