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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weiter südlich an Land gegangen war, hatte Sharpe sie unwissentlich tiefer ins Marschland geführt, und das Gehen fiel ihnen schwer. Der Boden war im besten Fall matschig, im schlimmsten war er eine saugende Masse. Sharpe hielt sich nordwärts, da er annahm, dass der Boden dort fester sein würde, aber die fünf Flüchtlinge vergrößerten mit jedem Schritt ihren Vorsprung. »Ziehen Sie Ihre Stiefel aus«, riet Harper. »Ich bin in Donegal aufgewachsen«, fuhr er fort, »und es gibt nichts, was wir dort nicht über Marschland wissen.«
    Sharpe behielt seine Stiefel an. Sie gingen ihm bis zu den Knien und waren keine solche Behinderung, aber die anderen zogen ihre Schuhe aus, und sie kamen schneller voran. »Alles, was wir tun müssen«, sagte Sharpe, »ist, ihnen nahe genug zu kommen, um die Bastarde zu erschießen.«
    »Warum sehen die sich nicht um?«, wunderte sich Sarah.
    »Weil sie nachlässig sind«, antwortete Sharpe. »Sie glauben, sie sind in Sicherheit.« Sie hatten jetzt festeren Boden erreicht, einen leichten Anstieg zwischen dem gefluteten Land und den nördlichen Hügeln, und beeilten sich, den Abstand zwischen sich und den fünf Männern zu verringern. Diese wirkten immer noch so sorglos, als wären sie zu einer Jagdpartie unterwegs.
    Sie schlenderten mit geschulterten Musketen einher und schwatzten dabei. Ferragus überragte seine Kumpane, und Sharpe verspürte den Drang, niederzuknien, zu zielen und den Bastard in den Rücken zu schießen, aber er traute der Ladung im Gewehr nicht, also ging er weiter. In einiger Entfernung konnte er zur Linken durch den Nebel ein paar Gebäude erkennen: zwei Hütten, eine Scheune, ein paar Schuppen und ein größeres Haus, und er vermutete, dass es sich um ein florierendes Gehöft gehandelt haben musste, ehe die Ingenieure das Tal überflutet hatten. Er nahm an, dass sich das Marschland bis fast zu jenen halb sichtbaren Gebäuden erstreckte, und er ging davon aus, dass Ferreira versuchen würde, das Gehöft zu erreichen und dann nach Süden zu gehen. Und wenn die Brüder bemerkten, dass sie verfolgt wurden, würden sie sich vermutlich in den Gebäuden verschanzen, und es würde höllisch schwierig werden, sie dort herauszuholen. Sharpe begann sich zu beeilen, doch in diesem Moment drehte sich einer der Männer um und starrte ihn geradewegs an.
    »Verdammt«, sagte Sharpe und fiel auf ein Knie.
    Die fünf Männer begannen zu rennen, wobei sie sich unbeholfen anstellten, weil sie Waffen und das schwere Münzgeld bei sich trugen. Sharpe richtete das Visier aus, spannte den Hahn und betätigte den Abzug. Augenblicklich wusste er, dass der Schuss danebengehen würde, denn das Gewehr zögerte und gab statt eines Knalls nur ein Husten von sich, was bedeutete, dass die nebelfeuchte Ladung zwar gefeuert hatte, aber nur schwach, sodass die Kugel zu kurz geflogen war. Er lud sofort nach, während Harper und Vicente feuerten, und eine der Kugeln musste einen der Männer getroffen haben, denn er stürzte nieder. Sharpe rammte eine neue Ladung in den Lauf. Er hatte keine Zeit, die Kugel in Leder einzuwickeln. Er fragte sich, warum zum Teufel die Armee keine fertig umwickelten Kugeln ausgab, dann stieß er den Ladestock hinunter auf die Kugel, machte die Waffe schussfertig, kniete nieder und feuerte noch einmal.
    Joana und Sarah feuerten beide, obwohl ihre Musketen auf diese Entfernung nutzlos waren. Der Mann, der gestürzt war, hatte sich wieder aufgerappelt und zeigte keine Anzeichen einer Verwundung, denn er rannte mit ganzer Kraft los, um seine Kumpane einzuholen.
    Harper feuerte, und einer der Männer sprang heftig zur Seite, als sei die Kugel ihm erschreckend nahe gekommen, doch dann hatten alle fünf die Anhöhe erreicht und rannten auf die Gebäude zu. Gerade als Vicente seinen zweiten Schuss abgab, verschwanden sie zwischen den Steinmauern.
    »Verdammt«, sagte Sharpe und feuerte erneut.
    »Sie werde dort nicht bleiben«, sagte Vicente ruhig. »Sie werden nach Süden flüchten.«
    »Dann gehen wir durch die Marschen«, sagte Sharpe, und er machte sich auf den Weg, trat platschend in Schlamm und von Wasser aufgeweichten Grasboden. Er war darauf aus, südlich der Gebäude des Gehöfts herauszukommen, um dort den Flüchtlingen den Weg abzuschneiden, aber beinahe sofort wurde ihm klar, dass der Versuch vermutlich vergeblich war. Der Boden war ein Morast, vor ihm war das Land überschwemmt, und als er bis zu den Knien durch Wasser watete, blieb er stehen. Er fluchte, denn er

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